KAPITEL 11

Küvettentemperaturen

1. Heizkurve


Leider kann man Küvetten nicht sofort auf die gewünschten Temperaturen hochheizen, da durch physikalische Vorgänge Grenzen gesetzt sind.

Ob man die Wachse auskocht oder im Ofen auslaufen läßt ist in erster Linie eine Frage der Rauchentwicklung und der Organisation. Für die Küvetten ist es unerheblich.


Die erste Zeitbremse

entsteht durch den Dampfdruck des austretenden Schwitzwassers bei Küvettentemperaturen von über 100°C . Hier sollte man den Küvetten je nach Größe genügend Zeit lassen, sie können sonst zerbersten oder Gipsteile in der Form absprengen.

Bei Küvettendurchmesser 12 cm und Höhe von 25 cm genügen 2 Stunden bei ca. 150°C Ofentemperatur.


Die nächste Hürde

entsteht beim Austreten des kristallin gebundenen Wassers bei 380°C. Hier können nochmal hohe Dampfdrücke entstehen, die die Küvetten in regelrechten Feinstaub zerbröseln können. Bei der obengenannten maximalen Küvettengröße reicht hier ein Verweilen von ca. 40 Minuten bei ca. 420°C aus, um den Wassergehalt ohne Gefahr zu verdampfen.


Nun müssen die Wachsreste,

die in die Keramikmasse eingedrungen sind und sich zu Ruß umgebildet haben, Rückstandsfrei verbrannt werden.

Die Mindesttemperatur dafür ist 530°C, die höchste 750°C. Bei überschreiten der Höchsttemperatur fängt die Masse an zusammenzuschnurren und ist deformiert, daher zum Guß nicht mehr brauchbar. Auch die Ausbetteigenschaften verschlechtern sich, wenn man mit höheren Temperaturen (680 - 750) brennt. Der Gips verbäckt die Einbettmasse zu härterem Gebinde. Die Rissneigung steigt und nach dem Ablöschen im Wasser bleiben harte Klumpen im Bäumchen haften.


Natürlich geht es heisser schneller, aber wenn man Diamanten mit eingebettet hat, darf man nicht über 680°C gehen, da sie sonst verbrennen.


Zwischen den einzelnen Schritten kann man so schnell hochheizen wie es der Ofen schafft. Bei kleineren Küvetten kann man wesentlich schneller vorgehen.


( z.b. Bei Küvettengröße 8 cm Durchmesser und 8 cm Länge.

Anrühren, nach 30 Minuten in den kalten Ofen. In einer halben Stunde auf 500°C. Danach 2 Stunden bei 650°C durchheizen )


Problematischer als das Hochheizen

der Keramikmasse ist das Abkühlen. Dabei entstehen Risse falls dies zu schnell erfolgt. 80°C bis 100 °C pro Stunde Abkühlgeschwindigkeit sollten nicht überschritten werden.

Für den Guß sollten die Küvettentemperaturen so niedrig sein, das der Guß gerade noch gelingt.

Dies hat den Vorteil daß die kühlere Küvette mehr und schneller Wärme vom Metall aufnehmen kann, sobald es in der Form ruht und eine gewisse Oberflächenschicht von meist einem Millimeter abgeschreckt, völlig dicht und kleinkristallin wird. Für normale Ringe reicht daher meist eine Küvettentemperatur von 400°C aus. Für massive Teile habe ich gute Erfahrungen mit Abkühlungen bis 200°C oder Zimmertemperatur gemacht.


Im Zweifelsfall erhält man bessere Ergebnisse, wenn man die Metalltemperatur erhöht und die Küvettentemperatur senkt.


Nur beim Guß von langen Blechen und Drähten wie z.b. Brillengestellen und beim Eingießen von Edelsteinen sind höhere Temperaturen der Küvetten notwendig. Damit massivere Teile dann dicht werden muß man hier mit Speisern und evtl. Kühlplatten arbeiten.

 

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