KAPITEL 7

Eingießen von Diamanten u.a. Steinen


Aus der bekannten Technik heraus, in die Gummiform Graphitstangen oder Eisenstangen (Nägel, Stecknadeln u.s.w.) für Scharniere einzulegen und das Wachs darumherum zu spritzen, hat ein Däne mitte der 70'er Jahre eine neue Fassmethode für Edelsteine entwickelt.

Stifteinsatz in der Gummiform. Nach dem Guß wird der Graphitkern ausgebohrt oder der Stahlnagel mit Salzsäure herausgeätzt.


1. Einsetzen der Edelsteine in die Gummiform

Das patentierte Verfahren hat kurz nach der Anmeldung, die Firma Hammer & Söhne, in Pforzheim gekauft. Der Kern des Patentes besteht in der grundsätzlichen Idee den Edelstein in die Gummiform einzusetzen und das Wachs darum herumzuspritzen. Sämtliche Anwendungen wie dies geschehen soll sind also vom Patentschutz mit erfasst.


  1. Voraussetzung

    ist erst einmal ein Modell, mit sauber gefassten (immer in durchgebohrten Fassungen) Edelsteinen, in der Größe der später einzusetzenden Steine. Gößere und kleinere Steine liefern sofort deutlich schlechtere und weniger saubere Ergebnisse.


  1. Die Gummiform

    muß so geschnitten werden, daß die Steine seitlich eingesetzt werden können. So ist verrutschen und kippen der Steine weitgehend ausgeschlossen.




Diese Schnittechnik erfordert eine genaue Planung der Reihenfolge zum Einsetzen der Steine. Meist ist es notwendig, die Gummiform in Schalen um das Schmuckstück herum zu schneiden.



  1. Der dritte Schritt

    ist relativ einfach - das Wachs wird in die Form gepritzt und mit den Steinen entnommen. Sollte ein Fehler mit einigen Steinen passiert sein (herausgespült und im Wachs eingeschlossen) so kann man die Steine aus dem Wachs entnehmen, im Benzin von Wachsresten reinigen und neu verwenden.


  1. Die Wachse mit den Steinen

    werden mit anderen Formen zusammen auf ein Bäumchen gebaut und gegossen.


2. Ein anderes Verfahren zum Eingießen von Edelsteinen


Anstatt die Edelsteine in die Gummiform einzusetzen, kann man sie in das Wachsmodell einsetzen. Bei Serien unter 5000 Steinen ist dieses Verfahren sogar günstiger. Es entfällt die aufwendige Modell- und Gummiformvorbereitung. Man benötigt lediglich ein Wachsmodell mit Bohrungen und eventuell Fasserverschnitt. Für kleine Stückzahlen oder Einzelmodelle kann man diese Bohrungen und den Verschnitt (gutes Modellwachs vorausgesetzt) auch individuell ins Wachsmodell, passend zu den Steinen, fräsen und gravieren.


Querschnitt


Gerade Fasserverschnitt, ist so mit geringstem Kraftaufwand und nicht allzuviel Übung, äusserst zügig und rationell herstellbar. Für Serien kann mit einem kaltvulkanisierendem Formgummi (z.b. Formgummi Blau-Hart) eine Zwischenkopie hergestellt werden, so daß der Verschnitt in weiteren Wachsmodellen schon vorhanden ist. Zusätzliche Schwundvorgaben brauchen auch nicht berücksichtigt werden, da vom Wachs zum Formgummi (Blau oder Gelb) und zum neuen Wachs (abgesehen von eventuellen Verzug, Kap. 1) kein Schwund entsteht.


Der Stein wird nun, meist mit mehreren gemeinsam, locker in die Fassung eingelegt.


Jetzt nimmt man einen warmen Wachskolben (von Wachs trockengewischt) mit einer angefeilten Spitze und drückt für einen kurzen Moment die angefeilte Fläche auf die Tafel des Steines. Die Wärme des Kolbens wird nun durch die relativ hohe Wärmeleitfähigkeit des Edelsteines gut im Stein verteilt. Der Stein schmilzt sich so an der Rondiste in die Wachsform.


Ideal ist es, wenn das Wachs nur die Unterseite und die Rondiste benetzt, nicht jedoch die Oberteilfacetten. Dann entsteht zusätzlich eine hervorragende Verspiegelung der Unterseite und keine überstehenden Krappen stören den Strahlengang. Dadurch wird insbesonders bei Melée die Lichtausbeute besser.


3. Für serielle Arbeiten

wurde eine noch weitaus effektivere Methode der Befestigung entwickelt. Nach dem Einlegen und eventuell festdrücken der Steine in die Fassung (damit die Tafeln alle ausgerichtet sind) lackiert man mit einem Pinsel verdünnten Zaponlack über die Steine und das Wachsmodell. Bewährt hat sich eine Verdünnung von 1-4 (1 Teil Zaponlack, 4 Teile Aceton) und insgesamt dreimaliges Lackieren. Dies bewirkt eine bessere Haltbarkeit, da beim 2. und 3. Lackieren nur noch Lack an dem oberen Teil der Rondiste verbleibt und sich nicht mehr an den Unterteilfacetten sammeln kann.

 

4. Liste der Edelsteine die eingegossen werden können.:


Diamanten

Hämatit, schwarz

Jade-Nephrit

Jaspis

Mondstein

Olivin

Peridot

Rubin

Saphir

Spinell

Sternrubin

Sternsaphir

Zirkonia

Liste der Edelsteine die ebenfals eingegossen werden können, bei denen jedoch das Risiko des Farbumschlages besteht.:


Achat rot, braun und Moosachat Die Farbe wird manchmal schöner

Amethyst

Aquamarin wird manchmal milchig

Diamanten farbig

Granat

Jadeit manchmal grau und weiß

Karneol

Obsidian

Onyx wird normalerweise grau

Rauchquarz kann trüb werden, meist aber hell

Rosenquarz

Smaragd werden heller und bläulich wie Aquamarin

Tigerauge kann hübschen Farbumschlag haben

Topas gelbliche Steine werden rosa

Turmalin rosa Turmaline bleichen aus

Zirkon können manchmal gelb werden, auch beim Löten. Vielleicht durch Flußmittel


Beim Gießen gilt folgendes zu berücksichtigen:

Diamanten

sind für Oxydation während des Brennvorganges der Küvette empfindlich. Die Oxydation der Küvette ist aber zur Verbrennung von Rußresten in der Küvette notwendig. Wichtig ist hier eine Feinabstimmung der Brennendtemperatur, so daß zwar der Ruß, aber nicht die Diamanten verbrennen. Diamanten sind kurzfristig (3-5 Minuten) problemlos bis 900 Grad Celsius zu erhitzen ohne daß die geringste Schleierbildung entsteht. Vom Löten wissen wir daß man dies auch beliebig wiederholen kann und auch ohne Schutzmittel nichts passiert.

Nur wenn eine Temperatur von ca. 680 Grad oder höher, längere Zeit (bei 750 Grad ab 7 Minuten) mit Luftzufuhr auf Diamanten einwirkt, startet die stille Oxydation der Diamantoberfläche - der Stein wird zuerst milchig, dann kleiner und rund.

Ich empfehle daher die höchste Ofentemperatur nicht über 650 Grad einzustellen, sondern besser 600 Grad als Maximum einzustellen. Eine enstprechende Verlängerung der Brennzeit ist unproblematisch.


Rubine, Saphire

sind, wenn sie nicht gewachst oder geölt sind, so wie Zirkonia und Granate bezüglich der Brenntemperatur unempfindlich.


Anders ist die Empfindlichkeit des Edelsteins gegen Temperaturschocks wie sie beim Umgießen mit dem deutlich heisseren Metall erzeugt wird.

Dann kann es zur ringförmigen Rissbildung in etwa des Tafelrandes kommen.


Um den Temperaturschock so gering wie möglich zu halten sollte:


in die heiße Küvette und mit "kühlen" Legierungen gegossen werden.

Daneben sind die Edelsteine abhängig von Ihrer Wärmeleitfähigkeit unterschiedlich empfindlich. Kleine Steine sind generell unproblematischer, lediglich bei größeren Steinen entstehen Rissgefahren.


Diamanten habe ich bis zu 1/2 und 3/4 Karäter problemlos eingegossen. Erst ein 1-1/3 Karäter hat ringförmige Risse bekommen.

Korunde, die eine geringere Wärmeleitfähigkeit haben, konnte ich nur bis zu etwa 1/3 Karätern problemlos eingießen.

Zirkonia, mit der schlechtesten Wärmeleitfähigkeit blieben nur bis zu 10 Punkte - Steinen heil.


Nach dem Guß

sollte man die Küvette trocken ausklopfen damit der Gußbaum herausfällt. Dann sollte man Ihn zum Abkühlen auf Handtemperatur liegen lassen. Erst dann im Wasser reinigen. Sonst entstehen durch zu schnelles Abkühlen Risse, die radial von aussen nach innen gehen.

 

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