Teil II
Ein
Heimatloser, ein Entwurzelter, wie so viele Juden. Er musste
sie in der Literatur suchen. Schmuel Agnon wanderte zu seinem
Glück rechtzeitig nach Israel aus. Sein Hauptwerk „Nur wie
ein Gast zur Nacht“ ist eine Erinnerung an das chassidischen
Judentum seiner galizischen Heimat, wie auch das Jiddische die
Erzählsprache ist. Von den „Schtetl“-Bewohnern berichtet ja
auch Martin Buber in seinen „Erzählungen der Chassidim“,
die er in seiner Jugendzeit von seinem Großvater in Lemberg
gehört hatte. Wir könnten noch weitere Juden nennen wie Scholem
Alejchem aus Perejaslaw, dessen „Tewje, der Milchmann“
als „Anatevka“ auch bei uns bestens bekannt geworden
ist, wie Manès Sperber aus Zabolotiv („Wie eine Träne im
Ozean“), Salcia Landmann aus Zhovkva, die Erforscherin
des jüdischen Humors („Gefilte Fisch, gefielte Liebe“)
oder Bruno Schulz aus Drohobyč, den Graphiker und Erzähler
(„Die Zimtläden“), der durch einen SS-Mann aus einer
Rachelaune heraus einen tragischen Tod fand, - und viele andere.
Doch fehlte uns leider die Zeit, auch ihren Spuren zu folgen;
eine eingehendere Würdigung würde daher zu weit führen. (Anmerkung:
die Ortsnamen sind hier auf ukrainisch wiedergegeben, obwohl
sie damals zu k.u.k.-Zeiten polnische Namen trugen.)
Nach
einer Picknick-Pause mit Würstchen und Bier machten wir
den nächsten Halt
in Czortkiv, dem Geburtsort von Karl Emil Franzos. Die Stadt
ist zweigeteilt: Ein nördlicher Teil mit einer neugotischen
Kirche und Häusern aus der Jahrhundertwende
und ein moderner Teil, in dem gerade die unvermeidliche, griechisch-katholische
Kirche errichtet wird. Der Fremde ist immer wieder erstaunt,
mit welcher Inbrunst die einfachen Menschen die griechisch-katholische an
ihrer Kirche hängen. Solch Eifer für den Glauben ist ja in
unseren Breiten nicht sehr häufig zu finden. Das Geburtshaus
von Franzos hingegen war nicht ausfindig zu machen. So blieb
uns nur der Eindruck der Atmosphäre, in der er aufwuchs. Nun
wahrlich keine berauschende, und es wundert uns nicht, dass
er in die große weite Welt (Wien, Berlin) zog.
Weiter
fuhren wir südwärts. Bald war die alte galizische Grenze am
Dnjester erreicht; wir waren nun in der Bukowina oder wie
das Gebiet von den deutschen Siedlern auch genannt wurde:
im Buchenland (buk = Buche). Kaum hatten wir etwas weiter
den Pruth überquert, der sich mit wenig Wasser zwischen den
Sandbänken dahinschlängelte, erhob sich vor unseren Augen
Czernowitz, die einstige Hauptstadt dieses kleinsten und östlichsten
Herzogtums der Habsburger. 1775 wurde es Österreich eingegliedert,
da das Militär eine Landverbindung zwischen Galizien und Siebenbürgen
haben wollte.
Deutsche Kolonisten, vor allem aber Juden strömten ins Land,
die hier ihre wirtschaftliche und kulturellen Freiheiten am
besten gesichert sahen. Auch hier entwickelte sich ein buntes
Völkergemisch: neben den Deutschen und den Juden, die sich
zur deutsch-sprachigen Gemeinschaft zählten, vor allem Rumänen
und Ukrainer.
Wie weitschauend gerade die habsburgische Verwaltungspraxis
war, kann man an der Tatsache feststellen, dass die Beamten
die drei wichtigsten Verkehrssprachen beherrschen mussten:
deutsch, rumänisch und ukrainisch. Man kann zu Recht sagen:
die Bukowina war Österreich im Kleinen, und Österreich war
Europa im Kleinen. Nur sprachen in der Hochphase des Nationalismus
viele Bewohner, vor allem ihre Ideologen, vom „Völkerkerker
Habsburg“. Ein eitler Wahn. Zwei blutige Weltkriege mit Millionen
Toten, Millionen Ermordeten und letztlich die Zerstörung Alteuropas
mit der Vernichtung ganzer Siedlungsgebiete – das hat uns
der Nationalismus beschert.
Doch
Czernowitz blieb wie Lemberg in seinem äußeren Bild unversehrt.
Der Hauptbahnhof ist ein Jugendstiljuwel, ebenso die frühere
Sparkasse mit ihrem farbigen
Mosaik an der Fassade (heute das Städtische Museum). In der
Herrengasse kann man flanieren wie einst, und das Wiener
Café vermittelt einen Hauch einstigen österreichischen
Charmes.
Doch auch hier: keine westeuropäische Zeitungen, kein internationales
Publikum, keine Fahrzeuge mit westlichen Kennzeichen. Der
Tourismus findet einfach noch nicht statt. Dem entsprechend
lässt auch der Service in den Hotels zu wünschen übrig. Hier
ist der Kunde noch nicht König.
Das
stellten wir gerade in unserem ziemlich außerhalb gelegenen
„Riesenkasten“,
dem „Tscheremoscht“, einmal mehr fest. Doch die jeunesse
dorée der Stadt gab sich hier ein Stelldichein zur Disco-Musik,
deren Kennzeichen im wesentlichen Lautstärke vor. Wir zogen
einen ukrainische Folkloreabend in der Altstadt vor, der mit
einem Feuerwerk zu Ende ging. Es wäre übertrieben zu sagen,
die Reiseleitung hätte dieses Himmelsspektakel für uns organisiert;
aber es versöhnte uns mit einigen Unzulänglichkeiten.
7.
Tag
An
diesem Tag war Spurensuche angesagt, zunächst in der Gegend,
wo einst Gregor von Rezzori wohnte, in der „Wuliza Fedkoviča“;
dessen „Maghrebinische Geschichten“ oder „Ein Hermelin
in Tschernopol“ vermitteln viel von der einst kauzigen
Atmosphäre der Stadt.
Vor
dem Theater, wieder ein Prachtbau der Jahrhundertwende,
stand einst das Schiller-Denkmal. Doch 1922, als gerade Alexander
Moissi den „Karl Mohr“ in Schillers
„Räuber“ spielte, stürmten fanatisierte rumänische Studenten
die Bühne. Hier wurde die „Szene zum Tribunal“, und mit
einem deutschen Spielplan an dieser
Stätte war es auf immer vorbei. So etwas kann man „kulturelle
Nationalisierung“ nennen. Hatten sie dabei auch Mihai Eminescu
(1850-1889) im Sinn, der hier seine Schulzeit verbrachte?
Die Stadt hat diesem größten Dichter Rumäniens eine Büste
in einem Park errichtet, und ein Relief ziert heute das damalige
Wohnhaus. Von dieser Landschaft seiner Kindheit und Jugend
schwärmte er zeit seines Lebens als der „dulce Bukovina“.
Vor
dem herrlichen Jugendstil-Theater steht heute das Denkmal
der ukrainischen Schriftstellerin Ol’ha Kobyljanśka,
deren frühere Wohnung eine Gedenkstätte ist. Einst wurden
ihre Erzählungen in der „Gartenlaube“ veröffentlicht, später
schrieb sie auch in ihrer Muttersprache, so den von den eigenen
Landsleuten sehr geschätzten Roman „semlja“ („Erde“). Aber
unser ukrainischer Führer, Herr Osatschuk, immerhin Mitglied
des angesehenen Bukowina-Instituts der germanistischen Fakultät,
erwähnte sie nur am Rande. Nun, ob diese Schriftstellerin
oder Iwan Franko, nach dem in Lemberg gar die Universität
benannt ist, oder Jurij Fedkowitsch, dem heutigen Namensgeber
der Universität und dem am Marktplatz in Czernowitz eine Gedenktafel
gewidmet ist, für uns sind sie unbekannte Namen.
Das kann man von Rose Ausländer und Paul Celan, dem Dichter
der „Todesfuge“, weiß Gott nicht sagen. Beider Ruhm ragt weit
über die Grenzen ihrer Heimat heraus, ja sie sind eigentlich
erst nach der Vertreibung 1945 bekannt und geehrt geworden.
Czernowitz hat sie nach der Wende als bedeutende Kinder der
Stadt gewürdigt. Man muß dabei berücksichtigen, dass unter
der sowjetischen Herrschaft die deutsche Vergangenheit tabu
war. Sie war für die Lehrer und Schüler einfach kein Thema.
Darum ist sie auch den allermeisten Bewohnern der Stadt unbekannt.
Erst ab dem Jahre 2000 wird sie in den Schulbüchern erwähnt.
Würdigen wir an dieser Stelle beide jüdische Dichter, die
viel Leid durchstehen mussten, mit jeweils einem Gedicht.
Rose
Ausländer:
Im
Ghetto:
Gott hat abgedankt
Erneutes Fahnenspiel:
Der Hammer schlägt die
Flucht entzwei
Die Sichel mäht die
Zeit zu Heu
Paul
Celan:
Landschaft
Ihr hohen Pappeln - Menschen dieser Erde!
Ihr schwarzen Teiche des Glücks - ihr spiegelt sie zu Tode!
Ich sah dich, Schwester,
Stehn in diesem Glanze.
Schwarze
Gedichte, Ausdruck leidvoller, doch hoher künstlerischer Sensibilität.
Paul Celan nahm sich Anfang der 70er Jahre in Paris das Leben.
Rose Ausländer wurde 2001 anläßlich ihres 100. Geburtstages
mit Ausstellungen in Düsseldorf, wo sie begraben ist, in Czernowitz
und in Bukarest gefeiert. An beider Geburtshäuser befinden
sich inzwischen Gedenktafeln, (aber bei Celan soll nach glaubwürdigen
Aussagen das richtige das Nachbarhaus sein.) Man müßte eigentlich
auch noch Alfred Margul-Sperber würdigen, ebenso den jiddisch
schreibenden Itzig Manger oder Ninon Hesse, die Frau von Hermann
Hesse, deren Sonette in die hoch zu lobenden Anthologie „Versunkene
Dichtung in der Bukowina“ aufgenommen wurde, und viele,
viele andere. Aber das würde den Bericht sprengen. Von der
alten literarischen Garde lebt nur noch der fast 90jährige
Josef Burg. Schlapp und müde geworden, konnte er nur noch
eine Handvoll von unserer Gruppe empfangen.
Am
Nachmittag fuhr die ganze Gruppe ins benachbarte Zadagora,
die ukrainische Übersetzung des Wortes Gartenberg, des Gründers
der Stadt. Auf dem Weg dorthin erblickten wir den größten
Markt in der ganzen Westukraine. Dieses Gebiet genießt den
Status einer Freihandelszone, und so findet der Kauflustige
dort alle Güter, die das Herz begehrt. Aber Geld muß man haben,
und das ist besonders für die Alten Mangelware. Bettler hat
der Verfasser auf der Reise nicht gesehen, ganz selten nur
verelendete Alte, die in Mülleimern herumstocherten. So ist
wohl versteckte Armut das zutreffende Merkmal.
Das
Pittoreske von Zadagora ist die einstige Residenz des Wunderrabbis
Friedman.
Dieser muß über eine charismatische Begabung verfügt haben,
denn ihm gelangen tatsächlich Wunderheilungen, so dass auch
Nichtjuden ihn aufsuchten. Daß er sich diese Heilungen teuer
bezahlen ließ, ahnt der Spurensucher an der verschwundenen
Pracht seiner Residenz, die mehrere Gebäude umfasste. Heute
ist alles nur noch Ruine, und ob sie je in alter Pracht und
Herrlichkeit wieder auferstehen wird, das weiß nur der liebe
Gott.
Noch lebt eine kleine, aber rührige jüdische Gemeinde in Czernowitz,
zu der einst so berühmte Juden wie der Tenor Josef Schmidt oder
der vor kurzem verstorbene Wissenschaftler Erwin Chagraff gehörten.
Am Abend waren wir bei ihr zu Gast. Ein kleines Orchester spielte
mit Temperament und Begeisterung jüdische Weisen; der Applaus
war heftig, der Abend gelungen.
8.
Tag
Die Ostspitze unserer Reise war erreicht. Nun ging es wieder
westwärts. Noch immer lachte uns die Sonne, und als wir die
rumänische Grenze wieder erreicht hatten, fühlten wir uns wieder
in Europa. Zwar mussten wir uns auch hier etwas gedulden, doch
die Luft atmete sich leichter. Die Schrift
war wieder lesbar, ihr Inhalt für den Latein-Kundigen nicht
ganz so unverständlich, und die Vorfreude auf die zum Weltkulturerbe
gehörenden Moldau-Klöster tat ein Übriges, uns die Stimmung
zu erheitern.
Radautz,
rumänisch Radauti, empfing uns mit sangesfrohem Hallo. Letzte
Reste von Bukowina-Deutschen in einheimischer Tracht brachten
uns ein Ständchen dar und bewirteten uns köstlich. Das ließ
Sangesbrüder unter uns nicht ruhen, und schon erschallten
deutsche Volkslieder mit vereinten Kräften. Ein Besuch des
jüdische Friedhofs und der Synagoge führte uns nochmals vor
Augen, welche bedeutende Rolle die Juden einst hier gespielt
haben. Einer unserer mitreisenden protestantischen Pfarrer
stimmte ein hebräisches Gebet an, um Leben in diesen ehrwürdigen
Kultraum zu bringen.
Doch noch stand das Hauptereignis uns bevor: das Kloster Suczewitza,
das erste unserer beiden Moldau-Klöster. Es liegt sehr abgeschieden
in einem fruchtbaren Tal. Tritt man durch das Tor ein, raubt
einem der malerische Anblick schier den Atem. Die ganze Außenwand
ist mit Heiligenfiguren übersät.
Berühmt
ist das Kloster für die Darstellung der Jakobsleiter,
auf der die Heiligen ins Paradies steigen. Die absolut friedliche
Stille dieser Landschaft tut ein Übriges, dass die Seele aufatmet.
Himmlische Ruhe, hier passt das Wort.
Unser
Nachtquartier hätte dieses Lob auch verdient. Die beiden Gästehäuser,
erst vor kurzem im Chalet-Stil errichtet, empfingen uns mit
lang vermisstem westlichen Komfort. In den Betten fühlte man
sich wohl, ja wie zu Hause, und auch das Essen ließ keine Wünsche
übrig. Endlich wurde einmal heiß serviert.
9.
Tag.
Das zweite Kloster in Moldowitza wurde uns zur biblischen
Lehrstunde. Schwester Tatjana sprach ausgezeichnet deutsch,
das sie überwiegend im Selbststudium sich beigebracht hatte.
Sie forderte strikte Aufmerksamkeit und schien wohl die Neuheiden
unter uns auf den rechten Pfad des christlichen Glaubens und
Lebens führen zu wollen. Und damit alles seinen frommen Schluß
habe, überraschte sie mit der Einladung zu einem gemeinsamen
Gebet. Da soll noch einer soviel Glaubensstärke widerstehen!
Übrigens sind diese Klöster - ein gutes Dutzend an der Zahl
– inzwischen alle wieder von Nonnen bewohnt, Stätten lebendigen
Glaubens und des inbrünstigen Gebets. Sie waren von rumänischen
Fürsten vor gut 500 Jahren gegründet worden, nicht zuletzt
als Wehrburgen gegen Türken und Tataren. Sie haben die unruhigen
Zeiten relativ gut überstanden. Aber nicht alle sind von solcher
Meisterschaft, wie wir sie zu Gesicht bekamen.
Weiter
rollte der Bus. Wir verließen die Südbukowina. Ein letztes
Gruppenphoto wurde an der Grenze zu Siebenbürgen geschossen,
doch kaum hatte sich der Bus in Bewegung gesetzt, knirschte
der Reiseleiter lautmalerisch mit den Zähnen. Graf Dracula
haust in der Romanwelt Bram Stokers
hier am Borgo Pass. Findige Touristenmanager haben inzwischen
eine Hotelburg errichten lassen, an deren Außenwand eine Fledermaus
angebracht wurde. Und Vampir-Wein war natürlich an der Rezeption
zu kaufen, hergestellt „aus dem Blut der schönsten Jungfrauen,
die der Graf mit seinen Zähnen zu Vampiren gebissen hat“.
Nun ja, diese Gruselgeschichte lässt sich mit solchem Wein
noch besser genießen. Übrigens hat dieser Graf tatsächlich
ein historisches Vorbild: Vlad I., einen Fürsten der Walachei.
Dieser trug den Beinamen Dracul („der Drache“) und war berüchtigt
für sein grausames Pfählen türkischer Gefangener. Diese wurden
auf einen Pfahl gesetzt, der von unten sich langsam hineinbohrte
und sie innerlich verbluten ließ. Die Grausamkeit hat eine
lange Geschichte. Schon die alten Assyrer kannten diese Art
von Marter. Brrrr!
Uns
führte die Fahrt weiter nach Klausenburg, heute Cluj-Napoca,
kulturelles Zentrum der ca. zwei Millionen Ungarn, die in
Rumänien heute leben. Von den Siebenbürger Sachsen sind nur
noch wenige übriggeblieben. Sie, die einst neben
den Ungarn die Wirtschaft und die Kultur Siebenbürgens geprägt
hatten – Schässburg gehört heute zum „Weltkulturerbe“ –, haben
nach der Wende in Scharen das Land Richtung Deutschland verlassen.
Eine ganze Epoche deutscher Siedlungsgeschichte ging überraschend
zu Ende. Man kann die Aussiedler verstehen und bedauert es
dennoch.
Der
abendliche Bummel führte zum hellerleuchteten Theater in der
Pracht der Jahrhundertwende. Aber ansonsten bot die Stadt dem
verwöhnten Auge nicht viel. Ein Morgenspaziergang zur Post war
ernüchternd: kaum moderne Auslagen, wenig attraktive Gebäude.
Der Westen ist noch weit entfernt.
10. Tag
Es begann die große Rückfahrt, zunächst Richtung Grenze, an
der uns die zahlreichen „Zigeunerburgen“ auffielen. Hell im
Sonnenschein glänzten die Dächer und Türmchen aus Zinkblech.
Ob nicht hier auch Groschen manch naiver Spender hineingeflossen
sind?
Ungarland - flaches Land, weites Land!
Wir Spurensucher wurden langsam müde von der auf Dauer doch
eintönigen Puszta. Der Verfasser schloss die Augen und träumte
von: „Ich denke oft an Piroschka.“ Oder war es die junge,
sonnige Ionela, die ihm in Rumänien heimlich ihre Adresse zugesteckt
hatte? Oder gar Lisa, die bildhübsche „Zauberin“ aus
Brody? Erst in Györ, dem alten Raab, wachte man wieder auf.
Ungarische Lebensfreude
ist auch Westeuropäern bestens bekannt. Kurzum, der Abend weckte
nach langer Fahrt wieder die Lebensgeister.
11.
Tag
Der letzte Tag war angebrochen. Der Abschied vom k.u.k. Österreich-Ungarn
tat nicht weh; ein leises
Servus wurde auf der Durchfahrt durch Wien der Walzer-stadt
zugerufen und ... ja, nun kam doch noch Spannung auf. Ein
Juroren-Trio hatte abends zuvor die Qual der Wahl: Wer war
der/die beste unter den Poeten? Wem kam die Dichterkrone zu?
Die zehn besten Gedichte wurden von der Jurorin mit Verve
vorgelesen und von allen beklatscht, zuletzt das von Pfarrer
Tränkle aus Ulm.
Er
gewann den Lorbeer mit witzigen Versen. Ehre, wem Ehre gebührt!
Und als Preis erhielt er eine Flasche ukrainischen Wodka.
Den teilte er mit den Weggefährten im lustigen Teil des Wagens.
„Ende gut, alles gut!“ und „Auf Wiedersehen am 2.2. 2002!“
„Eine Reise in die Vergangenheit“ hatte ihr fröhliches Ende
gefunden.
Mond über Uschgorod
Dunkel ist’s, der Mond scheint helle –
Uschgorod ist unser Ziel –
Überschreiten wir die Schwelle,
mit ganz mulmigem Gefühl!
Rechts ißt man zwei heiße Würste,
hinten schwätzt man aufgeregt,
drüben stillt man seine Dürste.
Vorne ist man sehr bewegt.
Vom Gedanken an die Stunden,
die wir an der Grenze stehen.
Unsere Hoffnung ist geschwunden.
Schaffen wir es noch vor zehn?
Doch der Mond, er lacht herunter.
Schaut! Er lacht uns sogar aus!
Hoffen wir noch auf ein Wunder:
Bald in Uschgorod zu Haus!
Martin Tränkle
wir bedanken uns für diesen
köstlichen Beitrag von Hans-Christian
Rump
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