KAPITEL 6Freies Wachsmodellieren
Dieses Kapitel ist bei gründlicher Bearbeitung so umfangreich daß man sich allein damit mehrere Tage beschäftigen könnte. Ich will hier jedoch die wichtigsten Verfahren anreissen.
Schnitzen aus dem vollen Block
Modellieren von Knetwachsen und mit der Wachspistole
Montagen mit Profilstangen und Fertigteilen
1. Schnitzen aus dem vollen Block
Die Herstellung eines Originals aus einem massiven Wachsblock ist nach einiger Zeit der Übung gar nicht so schwierig.
Voraussetzung ist, daß man sich vor Beginn der Arbeit lange mit dem gewünschten Ergebnis auseinandersetzt. D.h. sich mit Proportionen, Wölbungen und Aussenmaßen vertraut macht. Dies tut man am Besten, indem man Zeichnungen von verschiedenen Ansichten und eventuell, auch Querschnittszeichnungen anfertigt. Bei Arbeiten sollte man diese Zeichnungen ständig vor sich haben. Danach sollte man um das Modell einen oder zwei einfach herzustellende Kästen zeichnen. ( z.b. Rechteckige Kästen ) Bei der Herstellung von Ringen kann man auch von dem Ringinnenmaß ausgehen, über das man einen Kasten stülpt. Bei der Herstellung sägt und feilt man nun erst den Kasten zurecht, feilt dann die Ringgröße auf das gewünschte Maß (anfangs besser eine Nr. kleiner damit man zum justieren Material hat). Sobald nun der Kasten rechteckig ist und gerade auf der Ringbohrung sitzt (Wichtig ist hier gründlich zu arbeiten), kann man die einzelnen Teile des Ringes herausarbeiten. Falls irgendwo zuviel abgetragen wurde kann man wieder aufwachsen.
2. Modellieren von Knetwachsen und mit der Wachspistole
Zum Modellieren von Formen, die keine exakte Oberfläche haben müssen, bei denen zufällige Oberflächenstrukturen sogar als Gestaltungsmittel erwünscht sind, eignen sich weiche Wachsplatten aus dem Dentallaborbedarf hervorragend. Zum Kneten von dickeren Formen eignet sich Bienenwachs oder Ceresit. Hiermit lassen sich Formen herstellen die in Metall nur schwer darstellbar sind. Zusätzlich kann man die Oberflächen mit Stempeln und Bürsten so behandeln daß man völlig neue Effekte erzielen kann.
Die Wachspistole wird mit Wachspatronen aus einem sehr zähfließenden Wachs gefüllt. Diese werden aufgeschmolzen und durch eine Düse herausgepresst. Durch gleichmäßiges Pressen lassen sich glatte Drähte erzeugen. Die Drahtstärke lässt sich durch die Ziehgeschwindigkeit variieren. Dabei läßt sich beim Erkalten gleich die Form geben. Abgesehen von der Möglichkeit der freien Formgebung, finde ich die Wachspistole besonders für die Herstellung von tropfenförmigen und anderen Formen mit wechselndem Querschnitt interessant. Wachsmodellieren mit der Wachspistole auf einer Wasseroberfläche auf der das Wachs sofort erkaltet ist ebenfalls wegen der Formenvielfalt interessant.
Dabei soll das Wachs mit einer Pinzette oder einem Stab gehalten werden, damit man es drehen kann.
3. Montagen mit Profilstangen und Fertigteilen
Besonders zügig arbeiten läßt sich wenn man vorgespritzte Teile zur Verfügung hat und sie montieren kann.
Wir haben hier Drähte in 0,5/ 0,8/ 1,0/ 1,5/mm ein Ringschienenprofil und ein Winkelprofil. Als vorgespritzte Teile haben wir Krappenfassungen und Broschierungen. Daraus lassen sich ganz leicht einige Schmuckstücke anfertigen. Das Ringschienenprofil wird angewärmt, zu einer Spirale gedreht und nach dem Abkühlen in richtiger Länge mit Skalpell oder Säge zerteilt. Danach werden die Anstöße mit dem Wachskolben verbunden, mit Feilen zugerichtet und auf einen Ringstock gesteckt.
Jetzt kann man eine passende Fassung zurichten und auf die Ringschiene aufwachsen. Mit den Münzfassungsprofilstangen kann ähnlich verfahren werden. Zuerst wird die Stange erwärmt danach über der Münze in einer Spirale gewickelt und nach dem Abkühlen wenn die neue Form bleibt zugeschnitten und die Schnittstellen verbunden, eventuell verfeilt. 0,8 mm oder 1mm Wachsdraht wird ebenfalls erwärmt und danach über einem Stift zu Ösen gewickelt. Diese Ösen werden mit dem Skalpell auf dem Stift zerschnitten und eine davon mit Pinzette an die Münzfassung mit dem Wachskolben mit feiner Spitze angesetzt. Eine größere Schlaufe kann nun als vorgespritztes Teil eingesetzt werden. Auf der Rückseite kann man nun die Broschierung aufbauen. Die beweglichen Teile der Broschierung ( Nadel und Verschlußteil) werden dann mit der Münzfassung mitgegossen. Bei Guß in 14 und 18 kt Gold ist zu beachten daß Fassungen ca. 0,5 bis 0,8 % Übermaß für den Schwund erhalten. Bei Ringen genügt es die richtige Größe herzustellen, da der Schwund (in etwa eine halbe Ringgröße) meist durch Tripeln und Polieren ausgeglichen wird. (bei 1 cm Durchmesser ist 1 % = 0,1mm) Bei Silber ist der Schwund gut doppelt so groß. Daher muß hier meist schon eine Zwischenlage aus Papier oder Tesafilm zum Schwundausgleich verwendet werden.
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