antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?

 
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #1
Liebe Forummitglieder, ich habe einen Ring gekauft, der mich neugierig gemacht hat. Eigentlich liebe ich Altschliffdiamanten (old mine cut/old european cut). Aber diesen Ring mochte ich auf Anhieb. Bei Erhalt stolperte ich über tief schwarze, matte „Einlassungen“ li. und re. seitlich vom Ringkopf, die ich mir nicht erklären kann. Reparaturversuche? Allerdings sind die schwarzen Stellen bds. identisch. Aus welcher Epoche stammt der Ring? Habe ich einen einigermaßen korrekten Preis bezahlt?
1. Ich habe den Ring als „Antikschmuck“ gekauft, ohne genaue Altersangabe.
2. Gekauft nach Fotos bei ebay
3. Preis, den ich bezahlt habe: 470 Euro
4. Der Ring wiegt 5 g.
5. Es sind fünf Diamantrosen gefasst, die mittlere ist die größte. Ich weiß, keine gute Qualität,
aber ev. zeitentsprechend recht üblich? Die Steine sind auf der Unterseite einzeln verbödet,
leider (kein zusätzlicher Lichteinfall, kein Reinigen von unten möglich..)
6. Es handelt sich um 585 Gold, leicht ins rötliche gehend. Auffällig: an beiden Ringkopfseiten
finden sich gleichförmige matte, tiefschwarze Einlassungen, die ich mir nicht erklären kann.
Oxidiertes Silber? Schlechte Reparaturversuche?
7. Sonst sind keine Punzen zu finden.
Ich würde mich sehr über Antworten freuen, da ich mich sehr für die Geschichte von Schmuckstücken interessiere.
Anhänge an diesem Beitrag
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
antiker Ring oder neuzeitlich mit (alten) Diamantrosen?
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30358
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #2
früher wurde emaille als gestaltungsmittel eingesetzt
hier aber technisch schlecht umgesetzt, denn es sind nur leichte Kuhlen, die flach auslaufen und da kann die dünn auslaufende emailleschicht natürlich leicht beschädigt werden und abplatzen
sowas müsste (und wurde auch bei anderen Stücken wie z.B. hier [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar] am Rand eine senkrechte Einfassung haben, damit die Schicht am Rand nicht so dünn und freiliegend ist
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #3
…das ist die Erklärung! An so etwas hätte ich nie gedacht! Aus welcher Zeit dürfte der Ring stammen? Bei dem Beispielring steht Viktorianisch. Also wohl 19. Jahrhundert?
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34366
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #4
Ende des 19ten Jahrhunderts denke ich auch, sowie dass es schwarze Emailreste sind.
Silberfrau
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 20765
Dabei seit: 07 / 2011

Silberfrau

 ·  #5
Ich frage mich, ob man das Emaille authentisch reparieren kann ohne die Steine auszufassen. Alternativ bliebe nur die Möglichkeit "nicht authentisch, nur optisch" mit Resin, Colorit oder Efcolor. Ansonste finde ich den Ring hinreißend, machen lassen würde sich in meinen Augen auf alle Fälle lohnen.
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34366
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #6
Bei schwarz-opak sieht man die "nicht-authentische" Restaurierung so gut wie gar nicht. Daher würde ich das empfehlen.
Silberfrau
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 20765
Dabei seit: 07 / 2011

Silberfrau

 ·  #7
Finde auch. Das darf nur die Frau Restauratorin hier nicht hören...
a ourives
 
Avatar
 

a ourives

 ·  #8
zu spät :D
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #9
Sie denken, dass eine Restaurierung der fehlenden Emailleschicht möglich wäre? Es wurde schon in einem Beitrag angedeutet, dass die Begrenzung nicht hoch genug sei, so dass es zum Abplatzen der Emaille kommen konnte und dann wahrscheinlich wieder kommen würde…

Wenn ich eine neue Emaillierung in Auftrag geben würde, welche Farbe wäre authentisch? An wen könnte ich mich wenden?

Hm, und noch eine letzte Frage: Ist der Preis, den ich für den Ring bezahlt habe, 470 Euro, angemessen? (Nur interessehalber. Ich mag den Ring, weil er nicht so super perfekt daherkommt.)

Auf jeden Fall vielen, vielen Dank für die hilfreichen Antworten.
Silberfrau
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 20765
Dabei seit: 07 / 2011

Silberfrau

 ·  #10
Schwarz-opak, z.B. mit Colorit, muss man aber jemanden suchen, der damit viel arbeitet.
Wenn der Ring über 100 Jahre alt ist darf er schon Beschädigungen aufweisen.
Wenn man ihn restaurieren lässt, natürlich auch gleich insgesamt aufarbeiten. Zu passen scheint er ja.
Mit Preisen bin ich nicht firm, aber ich denke bei den Klunkern sollte es ok sein.
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34366
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #11
Zitat geschrieben von Guestuser

Sie denken, dass eine Restaurierung der fehlenden Emailleschicht möglich wäre?
Ja
Zitat geschrieben von Guestuser
Es wurde schon in einem Beitrag angedeutet, dass die Begrenzung nicht hoch genug sei, so dass es zum Abplatzen der Emaille kommen konnte und dann wahrscheinlich wieder kommen würde…
An der Tiefe liegt es nicht. Bei Schlag oder Stoß kann das immer passieren.
Zitat geschrieben von Guestuser


Wenn ich eine neue Emaillierung in Auftrag geben würde, welche Farbe wäre authentisch?
Schwarz natürlich.
Zitat geschrieben von Guestuser
An wen könnte ich mich wenden?
Kommt drauf an, welche Technik und wie viel Geld dafür ausgegben werden soll. Ich würde mal die Reihenfolge im Preis aufsteigend so sehen:
Nagellack
Acrylnagellack
Uhu+ mit Kohlepulver gemischt
Colorit mit UV Härtung
...
....
viel teurer wäre:
schwarzes Feueremail, weil dafür die Steine ausgefasst werden müssen, nach dem Brand, dem schleifen und dem Glanzbrand (Schleifen und Polieren statt Glanzbrand, wie es Faberge gemacht hat, wäre noch teurer und hier als overkill nicht Originalgetreu). die Folierung neu gemacht werden müsste und die Steine wieder eingefasst werden müssen.
Zitat geschrieben von Guestuser


Hm, und noch eine letzte Frage: Ist der Preis, den ich für den Ring bezahlt habe, 470 Euro, angemessen? (Nur interessehalber. Ich mag den Ring, weil er nicht so super perfekt daherkommt.)
Das ist auf jeden Fall ok.
Zitat geschrieben von Guestuser


Auf jeden Fall vielen, vielen Dank für die hilfreichen Antworten.

Gerne.
P.S.
Wenn ich sehe, wie hart bei meiner Frau die Nagellacke sind, die sie im Nagelstudio machen, dann empfehle ich da hin zu gehen und nur ein wenig auffüllen zu lassen.
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #12
Ich bin begeistert über so viel Wissen! Ihre Tipps sind genial. Ich werde mich mal nach Colorit mit UV-Härtung umsehen. Einem ganz so großen, wahrhaftigen Overkill werde ich den kleinen Ring eher nicht unterziehen. Wie ich unter 10fach Vergrößerung jetzt sehen konnte, haben außer dem großen Mittelstein alle vier kleinen Steine Abplatzungen. Die fallen aufgrund des Rosenschliffs bei normaler Betrachtung aber nicht auf. Ein Stein hat aber an seiner schmalsten Stelle eine richtige Lücke zur Goldfassung hin. Da überlege ich, ob man hier etwas Gold einarbeiten könnte. Da muss ich vor Ort mal jemanden ansprechen. Ihnen aber meinen herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen. Freue mich sehr und bin immer interessiert, von Ihnen allen dazuzulernen. Viele Grüße von Annett
Silberfrau
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 20765
Dabei seit: 07 / 2011

Silberfrau

 ·  #13
Ich kann die Stelle mit der Lücke nicht orten, aber normalerweise wird das vorhandene Gold gegen den Stein hin gearbeitet und nichts aufgefüllt. Machen sollte man es natürlich, damit der Stein nicht rausfällt.
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #14
Ja, auf dem Rinkopf „ist ganz schön was los“. Irgendwie scheint es fast, als wären die Steine in eine vorhandene Ringschiene eingepasst worden, das für die Fassung der Steine verwendete Gold scheint auch etwas gelblicher, finde ich… Dann wird das vorhandene Metall erhitzt und gegen die fehlende Ecke des Steins gezogen? Da ich den Ring häufiger tragen will, lasse ich die Steine sichern und, falls der Juwelier vor Ort die Möglichkeit hat, das fehlende Emaill durch Colorit zu ersetzen. Hoffe, dass ich einen Juwelier finde, der das übernimmt.
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34366
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #15
Gold wird nicht, wie Eisen, erhitzt um es zu bearbeiten, sondern kalt bearbeitet.
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #16
…danke, das hätte ich nicht gedacht. Ich bin schon auf das Ergebnis gespannt. Werde in der nächsten Woche zu einem Juwelier gehen, jetzt bin ich ja gut informiert. Vielen Dank von Annett
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30358
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #17
Juwelier: hat eine Laden und sonst nicht notwendigerweise mehr als kaufmännische Ahnung (und das ist ja durchaus auch wichtig!)
er kann auch Ahnung haben, muss aber nicht, sondern leitet Aufträge dann z.B. an einen angestellten Goldschmied weiter oder zu einem externen Dienstleister (hoffentlich einem sehr kompetenten!)

Goldschmied: hat slbst Ahnung von Gold und Silber, aber nicht unbedingt auch Ahnung von colorit, da es halt "nur" Kunststoff ist und bei nur gelegentlicher Anwendung ärgerlich ist, dass der teure Primer auch aus der Flasche verdunstet, wenn man ihn nicht aktiv auf Schmuckstücken benutzt

insofern ist nicht klar, wer der bessere ansprechpartner ist: ein Juwelier, der im besten Falle einen servicebetrieb mit coloritkompetenz an der hand hat oder

direkt ein regionaler Goldschmied, der hoffentlich Colorit hat und kann

(die Idee Nagellack ist schon gut, aber hat das nagelstudio ebenfalls den primer, den man für Metall verwenden sollte?)
Annett
 
Avatar
 

Annett

 ·  #18
Ich habe mich schon umgesehen und eine Goldschmiedin mit eigener Werkstatt gefunden, die handwerklich sehr kreativ und fein arbeitet. Wichtig ist mir, dass zuerst die Steine gesichert werden. Und vielleicht klappt es dann auch mit d. Colorit. Das wird dann auf jeden Fall auch umgesetzt, um den Ring möglichst authentisch aufzuarbeiten. Wenn er dann „runderneuert“ ist, liefere ich Fotos. Noch einmal: herzlichen Dank für all die wichtigen Tipps und Hinweise. Freue mich sehr darüber.
Neueste Informationen
Die Goettgen Schmuck-Community ist umgezogen zu Gutachter und Goldschmied Heinrich Butschal. Speichere den neuen Link. Deine Beiträge, Galerien und Dein Account bleiben natürlich gleich. Wir wünschen weiterhin viel Spaß im Butschal-Schmuckforum!

Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0