Eine kurze Einführung zu Siegelring, Siegel und Sphragistik (Siegelkunde)
Der Begriff “Siegel” entstammt dem Lateinischen “sigillum” (Bildchen, Figürchen) einer Verkleinerungsform von “signum” (Zeichen,
Kennzeichen). Im 13. Jahrhundert taucht im Mittelhochdeutschen “sigel” auf, welches entweder aus dem Volkslateinischen “sigillio” abgeleitet, direkt aus dem Lateinischen “sigillum” entlehnt oder aus dem Verb “sigelen” zurückgebildet wurde.
Siegel sind seit den frühen Hochkulturen bekannt. In Form des Rollsiegels, einem Siegelzylinder, gab es schon in Mesopotamien. Seit dem 8. Jahrhundert vor Chr. setzte sich das Stempel-Siegel durch.
Die Siegel waren aus hartem Stein, Halbedelstein oder Metall gefertigt . In Halbedelsteine gravierte, werden noch heute in Form von Siegelringen verwendet. Als Siegelstoff diente Wachs, farblos und gefärbt; auch mit Metall und seit dem 16. Jahrhundert mit Siegellack. Siegellack bestand ursprünglich aus Schellack (Naturharz aus dem dunkelroten Ausscheidungsprodukt der Lackschildlaus), Kolophonium (Geigenbogenharz, welches bei der Terpentinölgewinnung entsteht), Terpentin (destilliertes Kiefernharz) und Farbstoffen. Heute werden Kunstharze verwendet .
Die Siegel werden mittels eines Siegelringes oder Siegelstempels, der Petschaft, in den warmen weichen und dann hart erkalteten Siegelstoff gedrückt. Der Begriff “Petschaft” kommt aus dem Slowakischen “pecat” und erscheint bei dem Steiermärker Ulrich von Lichtenstein (gest. 1275) in “verpetschaften” (versiegeln). Die kaiserliche Kanzlei in Prag verbreitete das Wort.
Die Majestätssiegel zeigten früher das Bild der gekrönten, mit ihren Insignien versehenden, auf dem Thron sitzenden Herrscher. Die weltlichen Fürsten führten ein Reitersiegel. Erst später wurden Wappen als Siegelbilder verwendet .
Siegel wurden als Erkennungs- und Beglaubigungszeichen oder als Verschluß von Schriftstücken vor unbefugte Kenntnisnahme oder Verfälschung benutzt .Siehe auch Papstringe
Seit dem 9./10. Jahrhundert gingen Bischöfe und Äbte, ab dem 11./12. Jahrhundert auch weltliche Fürsten zur Besiegelung ihrer Urkunden über. Dabei kamen bei der Geistlichkeit spitze und bei den Weltlichen runde Siegel zum Einsatz .
In
Ermangelung anderer geeigneterer Verschlusstechniken wurden früher Briefe versiegelt. Mit Einführung der automatischen Stempel- und Adressenlesemaschinen bei der Briefpost. Ende des 20. Jahrhunderts ist die Verwendung mittels Siegellack verschlossener Briefe nicht mehr üblich, Wertpakete werden heute noch versiegelt.
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