Silber: Feingehalt prüfen?

 
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #31
Liebe Goldschmiede-Gemeinde,
im 14. Jh. entstanden die ersten Goldschmiedezünfte, und in deren Zunftordnungen wurden für die Edelmetallerzeugnisse Mindestfeingehalte festgelegt.
Beispiel sei Nürnberg, 16. Jh.:Die Zunft beauftragte einen Beschaumeister damit, die Erzeugnisse aller Mitglieder auf Qualität von Design, Ausführung, Material, Preis zu überprüfen, denn der Export all der silbernen Ziergeräte hing von der Zuverlässigkeit der Nürnberger Goldschmiedekunst ab.
Der Hersteller schlug seinen Firmenstempel ein.
In meinem Beitrag vom 10.5.07 hatte ich die Stichprobe beschrieben, mit der der Feingehalt kontrolliert wurde.
Wichtig: Es gab keinen Hinweis auf den konkreten Feingehalt des Werkstücks, der Beschaumeister bestätigte nur, dass der vorgeschriebene Mindestfeingehalt garantiert ist und schlug im Auftrag des Rates der Freien Reichsstadt Nürnberg den Grossbuchstaben N neben den Firmenstempel ein. So finden wir es am Fuss der silbervergoldeten Pokale usw.
Beim Schmuck wurde oft auf die Punzierung verzichtet.
In den vielen Kleinstaaten und Freien Reichsstädten war das Verfahren ähnlich.
Wir können heute anhand dieser Stempel die Herkunft der Stücke nachweisen.
Erst im 19. Jh. gab es unterschiedliche Silberlegierungen, deren Feingehalt in Lot Feinsilber angegeben wurde. Häufig findet man beispielsweise Bestecke mit 12 Lot (750 Tsdt.) Silbergehalt. Bei Schmuckstücken sucht man jedoch die Punzierung vergeblich.

Erst mit Inkrafttreten des Stempelgesetzes am 1.1.1888 wurde das reichseinheitliche Verfahren eingeführt, das prinzipiell auch heute noch gilt und auf das ich in einem weiteren Beistrag eingehen werde.
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #32
Liebe Goldschmiedegemeinde,
nach der Gründung des Deutschen Reiches 1872 wurden Währung, Maße, Gewichte usw. für ganz Deutschland vereinheitlicht. So regelte das Stempelgesetz vom 16. Juli 1884, das am 1.1.1888 in Kraft trat, den Feingehalt von Gold- und Silberwaren.
Wichtig ist dabei die nur in Deutschland eingeführte Besonderheit: Das Deutsche Reich kontrolliert und garantiert den Feingehalt, bevollmächtigt aber den einzelnen Goldschmied, seine Erzeugnisse nicht nur mit Feingehalts- und Firmenstempel zu versehen, sondern auch im Namen des Deutschen Reiches die Reichskrone einzuschlagen. In einigen europäischen Ländern muß der Goldschmied genauso, wie er früher zum Beschaumeister ging, auch jetzt noch alle seine Erzeugnisse beim staatlichen Punzamt gegen Gebühr stempeln lassen!
Für Silberwaren gelten folgende Reglungen: Sie dürfen in jedem Feingehalt hergestellt werden. Schmuck kann man auch in jedem Feingehalt stempeln: Feingehalts- und Firmenstempel; Gerät (Bestecke!) darf nur ab Ag800 gestempelt werden: ebenso, zusätzlich Krone (Reichssymbol) und Halbmond (Silbersymbol).
...
 
Avatar
 

...

 ·  #33
Um das mit der Stempelung von Schmuck und Gerät noch einmal aufzudröseln:

Schmuck (Ringe, Broschen usw., sowohl aus Gold als auch aus Silber)

  • Kann mit einer Feingehaltsangabe versehen werden - muss aber nicht!
  • Jeder Feingehalt ist möglich (also auch 123 oder 999)
  • Der Firmenstempel und/oder Meisterzeichen ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen, wird aber in der Regel dennoch gestempelt
  • Der angegebene Feingehalt darf max. zehn tausend Teile abweichen (ob nach oben oder unten, lässt der Gesetzgeber offen ;) )
  • Reichskrone und Halbmond bzw. Sonnensymbol dürfen bei Schmucksachen nicht gestempelt werden


Gerät (Bestecke, Schalen, Becher usw., sowohl aus Gold als auch aus Silber)

  • Kann mit einer Feingehaltsangabe versehen werden - muss aber nicht!
  • Nicht jeder Feingehalt ist möglich (bei goldenem Gerät darf ab 585, bei silbernem Gerät ab 800 gestempelt werden)
  • Der Firmenstempel ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben, wenn der Feingehalt angegeben wird!
  • Der angegebene Feingehalt darf bei goldenem Gerät max. fünf tausend Teile und bei silbernem Gerät max. acht tausend Teile nach unten abweichen
  • Reichskrone und Halbmond müssen bei silbernem Gerät zusätzlich gestempelt werden, bei goldenem Gerät Reichskrone und Sonnensymbol, wenn der Feingehalt angegeben wird.


Platin- und Palladiumschmuck bzw. Gerät
Keinerlei gesetzliche Vorgaben!

Gruß, Mario.
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #34
Sehr geehrter Herr Prof. Brepohl,
danke für Ihre interessanten Ausführungen zum Feingehalt von tibetischem Silber.
Klingt plausibel.

An alle Interessenten von Prüfsäure: ich habe die Säure analyisert und nachgemischt. Sie besteht aus etwa 20 %iger Salpetersäure und ist fast gesättigt mit Kaliumdichromat (etwa 12 g/50 ml).
Mit meinem selbst hergestellten Reagenz habe ich praktisch identische Ergebnisse wie mit der gekauften Prüfsäure erhalten.

Eine Optimierung war nicht möglich, mehr Salpetersäure ist ohnehin nicht ratsam (man denke auch an seine Gesundheit, bei 65 %iger werden kräftig nitrose Gase freigesetzt) und mehr Kaliumdichromat geht nicht.
Vorsicht beim Nachmischen, ätzend und cancerogen, die Mischung.

Sorry, hab wieder keine Zeit zum Fotographieren der Silberschale, kommt aber noch.
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #35
Liebe Goldschmiedegemeinde,
Mario hat "das mit der Stempelung" nochmal aufgedröselt, dabei sind seine Hinweise auf die Tolerenzgrenzen besonders zu beachten.
Weil für die Nutzer des Forums die Kennzeichnung der goldenen und silbernen Schmuckstücke besonders wichtig ist (Mario behauptet, dass der Firmenstempel nicht nötig ist), möchte ich ihm widersprechen und ich fordere jeden, der Schmuck herstellt, nachdrücklich auf. unbedingt mit Feingehaltsstempel und Firmenstempel die Verantwortung für die Qualität der Edelmetalllegierung zu übernehmen!
Ich beziehe mich auf den Text der Urfassung des Gesetzes:
§3. Abs. 1.Die Angabe des Feingehaltes auf goldenen und silbernen Geräten geschieht durch ein Stempelzeichen, welches die Zahl der Tausendteile und die Firma des Geschäfts, für welches die Stempelung bewirkt ist, kenntlich macht.
Abs. 2. (bezieht sich auf die Symbole Krone, Sonne Halbmond).
§ 5.Abs. 1. Schmucksachen von Gold und Silber dürfen in jedem Feingehalt gestempelt werden...
Abs. 3. Das gemäß §3 bestimmte Stempelzeichen darf auf Schmucksachen von Gold und Silber nicht angebracht werden.
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #36
Was mich noch bezüglich der Stempel interessieren würde:
Darf man heute noch Silber mit 800 stempeln?
Ich verlaß mich nämlich drauf, dass auf den Antiquitätenmärkten die 800er-Stempel ein Beweis für ein gewisses Alter sind.
Und in diesem Zusammenhang: Ab wann wurde mit 925 bzw. 835 gestempelt?
Und: welche Literatur ist im Hinblick auf Stempel aus dem asiatischen u. südeuropäischem Raum empfehlenswert? Ich hab mir den Jan Divis zugelegt, aber der hilft mir oft nicht weiter. Ich habe etliches aus Iran, Libyen, Persien, Ägypten etc. und da sind völlig unbekannte Punzen zu sehen.

Wegen dem Bild von der Silberschale muß ich mich entschuldigen, die Fotos sind überhaupt nichts geworden, muß es nochmal probieren. Kommt noch.
Goldie
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4386
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #37
man darf jederzeit unter-stempeln, daher ist zwar ein indiz aber kein garant für das alter.

lg
martin
...
 
Avatar
 

...

 ·  #38
Zitat geschrieben von Erhard Brepohl
(Mario behauptet, dass der Firmenstempel nicht nötig ist), ...

Zu dieser "Behauptung stehe ich nach wie vor.

Zitat geschrieben von Erhard Brepohl
... möchte ich ihm widersprechen ...

Das nehme ich zur Kenntnis, Herr Prof. Dr. Brepohl.

Zitat geschrieben von Erhard Brepohl
... und ich fordere jeden, der Schmuck herstellt, nachdrücklich auf. unbedingt mit Feingehaltsstempel und Firmenstempel die Verantwortung für die Qualität der Edelmetalllegierung zu übernehmen!

Das machen wir und darüber hinaus auch alle Kollegen, welche mir bekannt sind. Es geht hier aber nicht nur darum, mit dem Firmenstempel die Verantwortung für den tatsächlichen Feingehalt zu übernehmen. Für die Richtigkeit des Feingehaltes haftet auch der Verkäufer der Ware.

Ich denke (viele Kollegen werden es sicher ebenfalls so sehen), dass es eine schöne Sache ist, ein selbst hergestelltes Unikat mit dem eigenen Stempel zu versehen. So kann unter bestimmten Voraussetzungen auch nach Jahren noch nachvollzogen werden, wer (und vielleicht auch wann) dieses Stück gefertigt hat (gefertigt worden ist).

Vielleicht ist dies eine geeignete Stelle, noch einmal darauf hin zu weisen, dass es (ich glaube seitens des ZV) die Bemühungen gibt, das Büchlein der Firmenstempel zu aktualisieren. In einem Aufruf wurden alle Kolleginnen/Kollegen gebeten, ihre Stempel(abdrücke) in Form von Bildern an eine zentrale Stelle zu senden - eine sinnvolle Sache, wie ich meine.
Leider habe ich dazu keinen direkten Link parat, aber vielleicht weiß ja eine/r der Kolleginnen/Kollegen mehr darüber.

Gruß, Mario.
...
 
Avatar
 

...

 ·  #39
Zitat geschrieben von Goldie
man darf jederzeit unter-stempeln, ...


Hallo Martin, was meinst Du mit "unter-stempeln"?

Gruß, Mario.
Goldie
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4386
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #40
hatte mich blöd ausgedrückt, mario, aber was ich meine ist du kannst jederzeit 925 sterling silber auch 800 stempeln, also niedriger stempeln, ohne dabei gegen gesetze zu verstossen. das gilt meines wissens für alle legierungen.

lg
martin
...
 
Avatar
 

...

 ·  #41
Zitat geschrieben von Goldie
... du kannst jederzeit 925 sterling silber auch 800 stempeln, also niedriger stempeln, ohne dabei gegen gesetze zu verstossen.


Was Du schreibst, ist sicher richtig - dennoch hätte ich da einen Einwand ;) :

800 vs. 925 - dabei siegt in Punkto Zugfestigkeit und Härte 800!

Was ich damit sagen will - ein 800er Stempel suggeriert mir andere Materialeigenschaften als ein 925er. Der Unterschied wäre im Gebrauch der Sache spürbar.

Gruß, Mario.
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34430
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #42
Das könnte ein Fall der Irreführung und Vertragsrecht, sein. Schon richtig, aber gegen das Stempelgesetz verstößt es nicht.
Goldie
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4386
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #43
richtig, richtig ihr beiden :)

aber ich bezog mich auf silbersammler der meinte dass er sich auf antiquitätenmärkten anhand des stempels 800 auf ein gewisses alter verlässt. ich wollte ihm klar machen, dass es zwar ein anhaltspunkt aber keine garantie für ein gewisses alter ist nur weil etwas mit 800 gestempelt ist.

lg
martin
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30453
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #44
wenn ich was auf alt trimmen wollen würde, dann würde ich auch in 800er arbeiten, ist doch eh günstiger,
also zusammengefaßt : 800er stempel ist ein indiz,aber kann von fälschern problemlos auch heute hergestellt werden
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #45
Wenn der 800er-Stempel von Fälschern heute noch verwendet wird, wie erkennt Ihr dann das Alter der Sammelstücke?
Nur aufgrund des Aussehens auf eine Epoche zu tippen, reicht sicher auch nicht.

Ich denke mal, Fälscher machen das nur, wenn der Profit das Risiko rechtfertigt. Z.B.: die Schalen, Teller von 1900 mit 800er-Stempel kosten etwa das 2 bis 3-fache des Materialwertes (natürlich mit Ausnahmen), da lohnt sich die Fälscherei nicht.
Anders siehts z.B. bei einer Zuckerdose von 1700 aus, die kostet leicht mal über 1000 Euro und dann lohnt sich das Plagiat.
...
 
Avatar
 

...

 ·  #46
Hallo silbersammler!
Zitat geschrieben von silbersammler
Wenn der 800er-Stempel von Fälschern heute noch verwendet wird,

Also ich stelle Schmuck und Gerät aus einer 800er Silerlegierung her. Natürlich werden dieses Stücke gestempelt - bin ich damit automatisch ein Fälscher :shock:

Zitat geschrieben von silbersammler
wie erkennt Ihr dann das Alter der Sammelstücke? Nur aufgrund des Aussehens auf eine Epoche zu tippen, reicht sicher auch nicht.

Dazu braucht es Erfahrung und Hintergrundwissen.

Zitat geschrieben von silbersammler
... da lohnt sich die Fälscherei nicht.
Anders siehts z.B. bei einer Zuckerdose von 1700 aus, die kostet leicht mal über 1000 Euro und dann lohnt sich das Plagiat.

Und diese Zuckerdose wurde mit der Feingehaltsangabe in tausend Teilen versehen :?:
Das alles wirft die Frage auf, wann ist es eine Fälschung?
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #47
Fälschung ist es m.E. schon, wenn etwas auf alt getrimmt wird, aber nicht alt ist.
Ich kaufe eigentlich nur Silber, wo ich GLAUBE, dass es wenigstens 100 Jahre alt ist. Und wenn das frisch hergestellt wurde, würde ich mich betrogen fühlen.

@ MaSa: wenn Du selber Schmuck/Gegenstände aus 800er herstellst, ahmst Du dann antike Stücke nach? Lohnt sich denn der Arbeitsaufwand?
Wenn Du eine Zuckerdose herstellst, darfst Du die mit 750 stempeln und dann ohne genaue Altersangabe verkaufen?

Gibt es denn viele Fälschungen? Wenn ja, wäre das traurig. Ich dachte, mit Prüfsäure bin ich vor Fälschungen einigermaßen sicher.

Wie bekommt man das Hintergrundwissen? Gibt es Literatur, die einen weiter bringt oder gilt hier (wie so oft): möglichst viel in der Hand halten und ein Gefühl entwickeln?
Juwelfix
Mod-Teamleiter
Avatar
Beiträge: 6728
Dabei seit: 09 / 2007

Juwelfix

 ·  #48
Heute übliche Feingehalte für Silber sind 800/- , 835/- , und 925/- .
Schmuck wird überwiegend in 925/- gestempelt. Gerät muß laut Gesetz mindestens 800/- gestempelt sein. Eine 750/ Stempelung wäre demnach als Gold anzusehen.
Es gibt wohl seit Jahren den Plan eine EU-Weit einheitliche Punzierungsregelung einzuführen, diese ist aber nach meinem Wissen noch nicht in Kraft getreten.
Selbst in dieser Regelung ist 800/- als niedrigster Wert für Silber festgelegt.
Wenn ich in Deutschland etwas mit einem Feingehalt punziere, Hafte ich für die Richtigkeit meiner Punzierung.

Weshalb "muss" jemand der Silbergerät mit 800/- punziert ein Fälscher sein ?
Es gibt durchaus auch neu Hergestellte Silberwaren und die entsprechende Kundschaft dafür.

Eine Altersangabe schreibt der Gesetzgeber nicht vor, wieso auch.

Dann sollte man sich auch über den Begriff " Fälschung " unterhalten.
Eine Fälschung ist z.B. Wenn ich auf billige Turnschuhe drei Streifen klebe und Adidas draufschreibe.
Wenn ich einen Silbergegenstand aus 800/- Silber heute neu Herstelle und nicht ausdrücklich als Antiquität eines bekannten Meisters verkaufe ist das doch keine Fälschung.

Mit der korrekten Anwendung der Prüfsäure bist du vor nicht aus Silber hergestellten Gegenständen einigermaßen sicher, eine Prüfsäure für Fälschungen wäre revolutionär.

Natürlich gibt es einschlägige Literatur. Leider kann ich dir keine Titel nennen.
Vielleicht hat da jemand anders einen Titel Parat, oder einfach mal bei einem Internet-Buchhändler über einen Suchbegriff versuchen.

Gruß
Zirkonhead
...
 
Avatar
 

...

 ·  #49
Hallo Silbersammler!
Zitat geschrieben von silbersammler
Fälschung ist es m.E. schon, wenn etwas auf alt getrimmt wird, aber nicht alt ist.

Nur weil es auf "alt getrimmt" ist, ist es noch lange keine Fälschung!

Zitat geschrieben von silbersammler
Ich kaufe eigentlich nur Silber, wo ich GLAUBE, dass es wenigstens 100 Jahre alt ist. Und wenn das frisch hergestellt wurde, würde ich mich betrogen fühlen.

Das wäre in diesem Fall Dein Problem. Denn nur weil Du glaubst, es sei über einhundert Jahre alt, ist das noch lange kein Betrug. Anders verhält es sich, wenn der Verkäufer derartige Angaben macht, diese sich jedoch als falsch erweisen.

Zitat geschrieben von silbersammler
... selber Schmuck/Gegenstände aus 800er herstellst, ahmst Du dann antike Stücke nach? Lohnt sich denn der Arbeitsaufwand?

Wenn ein Kunde mit einem 100 Jahre alten Leuchter zu uns kommt und das passende Gegenstück will - natürlich "ahme" ich dann alles so genau wie möglich nach. Ein weiteres Beispiel sind fehlende Teile an einem Stück - auch hier wird dem Original nachgearbeitet.

Zitat geschrieben von silbersammler
Wenn Du eine Zuckerdose herstellst, darfst Du die mit 750 stempeln und dann ohne genaue Altersangabe verkaufen?

Ich darf sie ohne genaue Altersangabe verkaufen, jedoch nicht mit einem 750er Stempel. Was ich aber ohne weiteres darf: eine Zuckerdose aus einer 750er Silberlegierung herstellen und sie ungestempelt als 750er Zuckerdose mit oder ohne Altersangabe verkaufen!

Du solltest unbedingt noch einmal meinen Beitrag die Stempelung von Schmuck und Gerät betreffend lesen.

Du schreibst von "altem" oder gar "antikem" Silber. Besser wäre es, nach dem Alter in Jahren zu fragen. Oder nach der Epoche, in der das Stück hergestellt wurde (sein soll). Was alt oder nicht alt ist, wer entscheidet das? Antik - ein anderer Ausdruck für alt? Oder meint das Wort doch den Zeitraum der Antike? Alles recht schwammig, oder? Wenn Du also in ein Geschäft gehst und nach altem Silber fragst, dann ist bestimmt altes Silber da - der Verkäufer kann endlich die alten (schon 35 Jahre am Lager) Bestände los werden. Fragst Du aber nach Silberarbeiten aus romanischer Zeit, könnte es mit der Auswahl eng werden.

Zitat geschrieben von silbersammler
Gibt es denn viele Fälschungen? Wenn ja, wäre das traurig. Ich dachte, mit Prüfsäure bin ich vor Fälschungen einigermaßen sicher.

Verwechselst Du hier nicht etwas? Oder bist Du wirklich der Meinung, man könne Fälschungen (das Alter betreffend) anhand einer Säureprüfung bestimmen?
Mit dieser Methode kannst Du lediglich einen bestimmten Bereich von Silberlegierungen auf das Vorhandensein von Silber prüfen!

Zitat geschrieben von silbersammler
Wie bekommt man das Hintergrundwissen? Gibt es Literatur, die einen weiter bringt oder gilt hier (wie so oft): möglichst viel in der Hand halten und ein Gefühl entwickeln?

Du könntest mit Restauratoren sprechen; mit Silberschmieden; mit Archäologen. Du kannst beim Kauf darauf achten, was zu dieser oder jener Zeit "Mode" war, welche Formensprache in der jeweiligen Region vorherrschte und welche techn. Möglichkeiten die Schmiede damals hatten und welche noch nicht. Aber gerade im Bezug auf den letzten Punkt muß man bedenken: heute haben wir all jene Möglichkeiten, die es früher gab plus all jene, welche erst später hinzukamen. Es ist auch für die größten Spezialisten nicht immer leicht, nachgemachtes vom Original zu unterscheiden ...

Gruß, Mario.
...
 
Avatar
 

...

 ·  #50
Hallo Zirkonhead!
Zitat geschrieben von Zirkonhead
... Eine 750/ Stempelung wäre demnach als Gold anzusehen.

Wieso?

Mario
Juwelfix
Mod-Teamleiter
Avatar
Beiträge: 6728
Dabei seit: 09 / 2007

Juwelfix

 ·  #51
@MaSa
Wenn ich von den vorgaben des deutschen Stempelgesetzes ausgehe,
das ist von 1884, aber meines wissens noch gültig.
§2 Abs. 1 und 2

Gruß
Zirkonhead
...
 
Avatar
 

...

 ·  #52
Hallo Zirkonhead!
Zitat geschrieben von Zirkonhead
... §2 Abs. 1 und 2

Alles richtig - die Rede war jedoch von silbernem Gerät. Wenn ich also eine (Zucker- was auch immer)Dose mit Reichskrone, Halbmond, Firmenstempel/Meisterzeichen und einem 750er Stempel versehe, dann leuchtet mir nicht ein, warum man dann von 750er Gold auszugehen hat.
Ordnungswidrig wäre es in jedem Fall ...

Fragenden Gruß, Mario.
silverart
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 425
Dabei seit: 07 / 2007

silverart

 ·  #53
Habe gerade erst in diesen von mir initierten Thread zurückgefunden. Vielen Dank für die vielen Beiträge und den ausführlichen Test des "Zauberstiftes".
Juwelfix
Mod-Teamleiter
Avatar
Beiträge: 6728
Dabei seit: 09 / 2007

Juwelfix

 ·  #54
Auszug aus dem Stempelgesetz:
§2 Abs 1 Auf goldenen Geräten darf der Feingehalt nur in 585 oder mehr Tausendteilen,
auf silbernen Geräten nur in 800 oder mehr Tausendteilen angegeben werden.

So wie ich das verstehe, ist also 750/- gestempeltes Gerät danach nicht Verkehrsfähig.
Ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Aber ich will hier auch keine Grundsatzdiskussion über 750/- Ag vom Zaun brechen.

Den Satz mit der Verwendungsmöglichkeit hätt ich mir auch sparen können,aber wer weiß was ein Nicht-Experte bei 750/- denkt...

Gruß
Zirkonhead
...
 
Avatar
 

...

 ·  #55
Zitat geschrieben von Zirkonhead
So wie ich das verstehe, ist also 750/- gestempeltes Gerät danach nicht Verkehrsfähig.

Wenn Du vor Gerät noch "silbernes" setzt, stimmt es.
Zitat geschrieben von Zirkonhead
Ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Wehe :P
Zitat geschrieben von Zirkonhead
Aber ich will hier auch keine Grundsatzdiskussion über 750/- Ag vom Zaun brechen.

Und ich wollte nur wissen, wie Du darauf kommst, dass derartig gestempeltes Gerät als Gold 750 anzusehen sei ...
Zitat geschrieben von Zirkonhead
Den Satz mit der Verwendungsmöglichkeit hätt ich mir auch sparen können,aber wer weiß was ein Nicht-Experte bei 750/- denkt...

Eben! 750 steht beim Verbraucher als Synonym für Gold. Darum meine ich, Aufklärung ist hier wichtig, um nicht auf die Nase zu fallen.

Gruß, Mario.
Juwelfix
Mod-Teamleiter
Avatar
Beiträge: 6728
Dabei seit: 09 / 2007

Juwelfix

 ·  #56
Edit
silbernes 750/- gestempeltes Gerät :roll:

Die Aufklärung tut not.
Wenn ich mir alleine überlege wie oft ich schon Leuten erklären musste, weshalb ich als Goldschmied nicht nur Gold verarbeite und der Silberschmied nicht nur Silber.

Gruß
Zirkonhead
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #57
Hallo Mario,
danke für Deine interessanten Ausführungen.
Für mich ist vieles neu und interessant, weil ich noch Anfänger bin.

Aber um nochmals meinen Standpunkt rüber zu bringen:
Ich habe auf Antikmärkten, ebay und sonst wo mir die Artikel und Preise angeschaut. Und es scheint die Regel zu gelten: um so älter, um so wertvoller (mal ganz pauschal). Für einen Teller ohne große Handarbeit, mit 925 gestempelt von 1950, zahlt man eben gerade mal den Metallwert. Ist das gute Stück als 13lötiges Silber ausgelobt und angeblich 100 Jahre älter, zahlt man den dreifachen Preis.
Mir gehts nicht nur um den Wert, auch die Schönheit etc. spielt eine Rolle.
Aber ganz klar, ich will nicht überteuert einkaufen und daher will ich das Alter der Stücke wissen.
So wie Du überzeugend darstellst, kann ich es über den Stempel schon mal nicht rausbekommen. Und wenn der Verkäufer sagt, er hätte betreffend das Alter keine Ahnung, dann wird`s kompliziert.

Mir klar, dass die Prüfsäure lediglich eine Aussage zum Silbergehalt macht.
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30453
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #58
naja, aber wenn es neu ist, ist es ja auch ungerecht, nur den materialpreis zu bezahlen, wenn man bedenkt, wieviel arbeit es macht, sowas herzustellen
warum ist nur altes zeug mehr als das material wert, noch dazu, wenn es dir vielleicht auch neueren datums gefällt?
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34430
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #59
Statistisch gesehen sind ältere Stücke schon allein deshalb wertvoller weil in einer langen Periode immer wieder in Notzeiten die weniger schön ausgearbeiteten Stücke, bei Schmuck eingeschmolzen wurden, bei Möbeln verheizt wurden.

So bleibt von den ganz alten Stücken nur noch die Creme de la Creme übrig. :-)

Ist aber reine Statistik, gilt nicht für den Einzelfall.
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30453
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #60
"So bleibt von den ganz alten Stücken nur noch die Creme de la Creme übrig"

oder was beizeiten wegen häßlichkeit auf den dachboden verbannt, dort vergessen und jetzt wiederentdeckt wurde;-)
Neueste Informationen
Die Goettgen Schmuck-Community ist umgezogen zu Gutachter und Goldschmied Heinrich Butschal. Speichere den neuen Link. Deine Beiträge, Galerien und Dein Account bleiben natürlich gleich. Wir wünschen weiterhin viel Spaß im Butschal-Schmuckforum!

Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.