Platin vs Gold

 
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 ·  #1
Hallo Wissende!

Wenn man sich Schmuck ansieht liegen die Preise bei Platinschmuck meist deutlich über dem selben Schmuckstück in Gold.

Bsp.: Der gleiche Ring in 750er Gelbgold 5250 Euro und in 950er Platin 8150 Euro.

Sicher, das Platin ist reiner aber selbst wenn man den Preis des Ringes entsprechend anpaßt ( / 750 * 950) ist man mit 6650 noch weit unter dem Preis des Platinrings.

Es stimmt auch, daß Platin dichter ist als Gold - also nochmal anpassen (* 21,45 g /19,32 g) => 7384 Euro

Gold ist pro Gramm etwas teuer als Platin.
Aktuell: 40,86 EUR je 1 g Gold und 39,49 EUR je 1 g Platin

=> 7136 Euro

Wo kommen die guten 1000 Euro Differenz zu den 8150 Euro für den Platinring her?

Ist die Verarbeitung so viel aufwendiger?
Ist es die stärkere Nachfrage nach Platinschmuck?
Tilo
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Tilo

 ·  #2
geringere Stückzahlen
schwierigere Verarbeitung, was sogar schon den materialeinkauf verteuert (Bleche, Drähte)
mehr Materialkosten, weil die Aufarbeitung der Späne deutlich teurer ist als bei Gold

zzgl. rechenfehler bei dir:
Dichte von 750 ist deutlicher unter der von 950 Platin, bitte nochmal nachgoogln, wenn ich die dichte hinschreib, wärs doch zu einfach ;-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Um Gold zu scheiden benötige ich nasschemisch 4 Schritte bei Platin über 20 Schritte.
Daher ist die Aufbereitung schon viel teurer.

Dann sind die Tiegel zum schmelzen teurer, die Schmelzanlagen viel teurer die ich für Platin benötige als die für Gold, weil Platin deutlich höhere Schmelztemperaturen hat.

Polieren und feilen dauert ebenfalls länger als bei Goldlegierungen.

All das schlägt sich dann im Endpreis nieder.
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 ·  #4
@Tilo: Hmm, ich hab nur den Schritt aufgeteilt in Reinheit und Dichte.

Gold 750 hat um die 15,3 (14,8 bis 15,9 je nach Legierung)
Platin 950 um die 20,4

5250 / 15,3 * 20,4 =7000 Euro

Da war ich mit 7384 Euro noch im "sicheren" Bereich.

Es sind also sogar in etwas 1500 Euro die sich nicht auf die Materialkosten zurückführen lassen.

Auch wenn ich mir Ankaufpreise von Händlern anschaue ist Gold höher als Platin eingestuft:
Platin 950: 28,73 €/g
Gold 750 (18 Karat): 27,03 €/g
Gold 916 (22 Karat): 33,02 €/g

Sprich man bekommt den Mehrkosten später auch nicht wieder.

Bei den anderen Punkten wirst du sicher recht haben.

@Heinrich: Danke, scheint wirklich viel aufwendiger zu sein.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Zitat geschrieben von GvP

Auch wenn ich mir Ankaufpreise von Händlern anschaue ist Gold höher als Platin eingestuft..


Auch hier schlägt die einfachere Aufarbeitung zu Buche.
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 ·  #6
Palladium ist vom Arbeitsaufwand ähnlich wie Platin zu sehen?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #7
Ja, aber es ist leichter und billiger.
Tilo
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Tilo

 ·  #8
also nochmal zum Mitmeißeln, da mein Hinweis auf die fehlende Berücksichtigung der Dichtedifferenz offenbar nicht ausreichte, obwohl sie die komplette Differenz erklären könnte (wenn man annimmt, daß der Preis ausschließlich das Material ist, was zwar nicht stimmt, aber die verarbeitung auch teurer ist)

wir rechnen jetzt einfach mal nur sehr theoretisch mehrwertsteuerfreie Materialkosten bitte anhand eines fiktiven gegenstands, der in Platin 950 200g wiegt

Dichte von [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
Kurse verarbeitet von [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

200g x-,950 x 41,97E/g = 7980,Euro

200g : Dichte Platin 21 x Dichte 750 15,5 =147,6g

147,6 x -,750 X 45,50E/g macht 5040 Euro Material

warum errinnern mich diese zahlen bloß so stark an die in der Frage da oben?
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 ·  #9
@Tilo: Du hattest recht - die 750 schlagen sich doppelt auf den Preis.

@Heinrich: Ok, danke.
Tilo
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Tilo

 ·  #10
ich hatte mein Beispiel noch dahingehend angepaßt, daß der Dreisatz zum Schluß entfallen kann
die Dichte geht nicht doppelt ein, sondern die geringere Dichte und der geringere Feingehalt der Goldlegierung
Sparkle
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Sparkle

 ·  #11
Ich hab jetzt nicht alles genau mitgerechnet, nur mal ein Grundsatzgedanke: Welcher Handwerker würde seine Materialeinkaufspreise ohne Gewinnaufschlag so an den Kunden weiterreichen?
Ich kenne keinen. Und Aufschläge sind üblich und nicht verwerflich. Die außerdem anfallenden Umsatzsteuern hat Tilo ja schon erwähnt.
Tilo
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Tilo

 ·  #12
jaaa, das war nur das VERHÄLTNIS der nackigen Materialkostenanteile auf Rohstoffbasis
daß o.g. Ring keine 200g wiegt, dürfte logisch sein
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 ·  #13
@Tilo: Mit den 750 die sich doppelt auswirken meinte ich das - mehr Füllmaterial mit geringere Dichte und Kosten. Da lag auch mein Denkfehler - danke dir für die Erleuchtung.

@Sparkle: Es ist nicht verwerflich - ich versuche nur ein besseres Verständnis zu bekommen.

Ich konnte mir die den Unterschied bei den Preisen der Endprodukte nicht erklären wenn man sich den Kurs von Platin und Gold ansieht.
Sparkle
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Sparkle

 ·  #14
@ Tilo: Das ist mir schon klar. Angefangen zu rechnen hat er ja ganz oben anhand eines Ringes mit unbekannter Gewichtsangabe......usw. Wenn er also nach einem Durchschnittswert sucht, um Preise eines Stücks in unterschiedlichen Metallausfertigungen nachvollziehen zu können, o.k. Gibt dann eine grobe Orientierung bezgl. Materialwert. Sehe ich jetzt mal ganz neutral, da ja nicht unsinnig, um sich eine Meinung über dem reellen Preis zu machen.

War zu langsam (wie immer) mit Antwort.
Nur ob sich die Leute auch bei anderen Produkten so den Kopf zerbrechen? Beim Schmuck ist es m.E jedenfalls teilweise, recht transparent, wenn man sich schlau macht. Ich lern dabei ja auch was dazu, da ich kein Pt. verwende.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #15
Natürlich ein Hummer wiegt 2,8 Tonnen und kostet 150.000,- ein Golf 1,8 Tonnen und kostet nur 40.000,-

Ergo ist der Hummer zu teuer. Denn nach Gewicht gerechnet dürfte er nur 60.000,- kosten.

Ist doch logisch.
Tilo
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Tilo

 ·  #16
boah, bei den Beispielen hast du aber in der Aufpreisliste gewildert, Golf ab 17tE
hummer ab 41tE
was aber am verhältnis nichts ändert ;-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #17
Schlimm wird es nur beim Vergleich Golf zu Porsche oder noch schlimmer Ferrari weil der sogar leichter ist.

Und das geht ja gar nicht.
:bounce:
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 ·  #18
@Heinrich: Auch wenn von dir oft hilfreiche Antworten kommen - schon lange nicht mehr einen so hinkenden Vergleich gelesen... :roll:

Ist es so seltsam, dass man sich Gedanken macht warum ein und die selbe Ringschienenform aus einem anderen Material, das pro Gramm günstiger ist und einen schlechteren Wiederverkaufswert besitzt, um mehr als 55% teurer verkauft wird?

Ich dachte mir, dass bei einer breiteren Ringschiene jenseits der 5000 Euro die unterschiedlichen Arbeitzeiten und andere Kosten relativ zu den Materialkosten nicht mehr so drastisch ins Gewicht fallen sollten - ausser sie werden einfach zusammen mit der gewünschten Gewinnspanne per Multiplikator auf den Gesamtpreis geschlagen.

Das wird wohl auch teilweise so sein da die Kosten für das Platin 58% über denen des Goldes liegen. Wenn man bedenkt, daß beim Gold mehr anders Metall in die Legierung muß, kommt das schon erschreckend nah an die 55% Preisdifferenz des Endprodukts.

Da der Goldring nicht ganz 35 Gramm wiegt liegt der reine Goldpreis dafür bei
35 * 0,75 * 45,50E/g = 1194,4 Euro

Die gleiche Ringschiene in Platin:
47,4g * 0,95 * 41,97E/g = 1889,9 Euro

Da bleibt noch reichlich Luft für andere anfallende Kosten und Gewinnspanne - mehr als mir heute Vormittag noch bewußt war als ich das Beispiel ausgesucht habe.
Tilo
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Tilo

 ·  #19
wir haben freie Marktwirtschaft
es gibt keinerlei gesetzliche Hürden, sodaß jeder Ungelernte von diesen märchenhaften Spannen profitieren kann
einfach Goldschmiede-bzw Schmuckhandelsgewerbe anmelden und reichwerden
der Meisterzwang ist abgeschafft, für Handel gabs eh nie Hürden
(ich rechne jetzt nicht nach, ob die Mehrwertsteuer berücksichtigt wurde, es gab diese Diskussion schon öfter und was gutes ist da noch nie rausgekommen)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #20
Zitat geschrieben von GvP
....
Ich dachte mir, dass bei einer breiteren Ringschiene jenseits der 5000 Euro die unterschiedlichen Arbeitzeiten und andere Kosten relativ zu den Materialkosten nicht mehr so drastisch ins Gewicht fallen sollten - ausser sie werden einfach zusammen mit der gewünschten Gewinnspanne per Multiplikator auf den Gesamtpreis geschlagen.
....


Genau so aber ist es im Groß- und Einzelhandel. Warum sollte es auch anders sein? Dem Händler kann es doch völlig egal sein wie sich ein Preis zusammensetzt, er muss ihn ja trotzdem in Euro bezahlen.
Das ist auch in anderen Branchen so und keineswegs eine Spezialität des Schmuckhandels.

Du kannst ja auch den Preis eines Turnschuhs nicht zerlegen und dann erwarten das Handelsspannen auf Material und Arbeit unterschiedlich kalkuliert werden.

Das interessante daran ist, das durch diese Gesamtkalkulation ab einem gewissen Preisniveau für den Endkunden, die meist teurere Arbeit eines hiesigen Goldschmiedes wieder günstiger wird. Denn der Goldschmied rechnet keine mehrfachen Aufschlagskalkulationen auf das Material, sondern meist nur die einfache und dann seine Arbeitszeit.

Das ist eine der Lücken in der wir Goldschmiede noch gut leben können. :-)
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 ·  #21
Das einzigste - Platin betreffend ist - daß sich die (Trau)- Ringe etwas länger halten. Wobei meine Eltern Ihre Trauringe aus 585/-er Gold bei täglichem tragen, auch bei der Arbeit, 69 Jahre bis zu Ihrem Tod getragen haben. Spielt es dann noch eine Rolle, ob ein Platinring 10 Jahre länge hält?
Tilo
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Tilo

 ·  #22
hier gings um den preis
nicht um die eigenschaften
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 ·  #23
Und die Haltbarkeit der alten 585er ist nicht die selbe der aktuellen 585er... :/

@Heinrich: Find ich auch gut so :)
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