Lemonquarz, Lemoncitrin oder Lemontopas?

 
  • 1
  • 2
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #1
Was ist denn nun dran an der Spezie Lemonquarz, Lemoncitrin (Citrin lemonfarben) oder Lemontopas? Echt oder behandelt? Quarz oder Topas?

Irreführende Namen?

Zumindest stimmt bei allen dreien der Vorname Lemon überein. Demnach haben wir schon mal einen Unterschied zu Citrin, welcher im Ursprung natürlich blaßgelb ist und als behandelter Amethyst durch Brennen in verschiedenen Gelb- bis Gelborangetönungen herauskommt. Lemon jedoch bezeichnet eine gelb—grün-stichige Farbe.

Erstaunlicherweise wird dieser in den mir vorliegenden blv-Bestimmungsbüchern per Definition nicht behandelt. Und die Mineralgruppe Quarz/Citrin ist ja definitiv was anderes als die Mineralgruppe Topas.

Wie kennt Ihr diesen Edelstein, unter welchem Namen ist er bei Euch bekannt? Tippt Ihr eher auf behandelten Quarz oder auf nachbehandelten Citrin? Muß dann die Behandlung deklariert werden?

Oder denkt man fälschlicherweise in der Tat dabei doch an einen Topas wie beispielsweise den Imperialtopas nur in Lemonfarben?
Anhänge an diesem Beitrag
LemonQuarz Trillion 15x15 mm Checkerboard.JPG
Titel: LemonQuarz Trillion 15x15 mm Checkerboard.JPG
LemonQuarz rd. 10,00 mm Sternschliff.JPG
Titel: LemonQuarz rd. 10,00 mm Sternschliff.JPG
LemonQuarz Herz 12x12 mm Checkerboard.JPG
Titel: LemonQuarz Herz 12x12 mm Checkerboard.JPG
LemonQuarz antik 16x16 mm Checkerboard.JPG
Titel: LemonQuarz antik 16x16 mm Checkerboard.JPG
tatze-1
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 21938
Dabei seit: 01 / 2009

tatze-1

 ·  #2
ich kenne den unter Lemoncitrin. Bei Deinen Großhändlerkollegen steht, glaube ich, immer behandelt dabei.
Anhänge an diesem Beitrag
BILD0612.JPG
Titel: BILD0612.JPG
Juwelfix
Mod-Teamleiter
Avatar
Beiträge: 6728
Dabei seit: 09 / 2007

Juwelfix

 ·  #3
Mir ist bisher nur die Bezeichnung Lemonquarz unter gekommen. Zumindest in der bewussten Wahrnehmung.
Von daher tippe ich auch auf einen behandelten Quarz.
osirisgems
PostRank 5 / 11
Avatar
Beiträge: 104
Dabei seit: 12 / 2010

osirisgems

 ·  #4
Ist eigentlich ganz einfach: Mit Topas hat schon mal ganz & gar & überhaupt nichts am Hut. Und die Häufigkeit in der dieses Material inzwischen angeboten wird, ist wohl darin zu finden, dass die richtig guten Citrin-Qualitäten so langsam auch knapper werden, die Preise gehen klar aufwärts, die Hydro-Thermal-Synthesen werden immer häufiger & dreister angeboten. Da muss halt irgendwann die B-Ware dran und um da am meisten herauszuholen wird tief in die Trickkiste gegriffen. Als ganz grobe Faustregel lässt sich wohl sagen, dass die Grünkomponente in der Farbe einen Hinwies auf die Behandlung gibt. Grüne Quarze sind in der Natur extremst selten, und dort wo sie wirklich vorkommen, sind sie immer durch ein fein verteiltes Fremdmineral verursacht. Es gibt z.B. verhältnismäßig grüne Quarze von der Knappenwand, unterm Mikroskop ist aber deutlich zu erkennen, das nicht der Quarz grün ist, sondern die Byssolith-Einschlüsse (analog zu den genauso seltenen Blauquarzen [meist durch Turmalin], aber auch dem Rosenquarz [Dumortierit]).
Die sattgrünen Farbe so mancher Lemon-Quarze/-Citrine lassen sich durch Bestrahlung erreichen, manches Material mehr anderes weniger, das kommt immer auf die Entstehungsbedingungen in der Kluft drauf an und welche anderen Mineralien/Elemente da mitwirken. Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, dieses Material grundsätztlich als behandelt zu betrachten mit der Tendenz in Richtung Bestrahlung, egal wie sehr der Händler bei der Ehre seiner verstorbenen Großmutter schwören mag...
Was die Sache wieder etwas schwerer macht, ist die Tatsache, dass z.B. aus dem Kongo seit einiger Zeit ganz, ganz helle Citrine kommen, die nicht behandelt sind und eine Farbe haben, die perefkt in die Bezeichnung Lemon-Citrin passt. Allerdings fehlt hier wieder (zum Glück!) die Grünkomponente, es ist einfach ein ganz helles Zitronengelb, das erst bei größeren Steinen zu einem etwas kraftvollerem Gelb anwächst.
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #5
osirisgems, prima. Ich sehe das auch so, daß die Farbe nur durch Bestrahlung entsteht. Und da eigentlich der farblose (?) Quarz bestrahlt wird, wäre doch die richtige Bezeichnung "Quarz behandelt lemonfarben". Meinetwegen weit ausholend Lemonquarz (beh.).

Mit "Lemoncitrin" mag ich mich eigentlich nicht anfreunden, denn es wird ja kein natürlich vorkommender Citrin behandelt. Wer behandelt denn natürlich vorkommende seltene Citrine um sie für einen o8/15 Preis als Lemoncitrin zu verkaufen? Hier sieht man ja eigentlich schon am Preis, daß es farblich kein natürlich vorkommender Edelstein ist - sondern, wie Du (leider) richtig anmerkst, behandelt/bestrahlte B-Ware.

Ist Prasiolith (auch Grünquarz, grüner Amethyst oder Vermarin genannt) etwas anderes?
In Wikipedia steht:
Zitat
Da er in der Natur jedoch nur selten an wenigen Fundstellen ... zu finden ist, wird er vorwiegend durch Brennen (erhitzen auf etwa 500 °C) aus Amethyst oder gelbem Quarz hergestellt. Die Farbe ist allerdings unbeständig und bleicht im Sonnenlicht mit der Zeit aus.


Mich würde interessieren, ob Lemonquarz aus farblosem Quarz behandelt/bestrahlt oder aus bereits gebrannten Citrin und Amethyst nachbehandelt wird. Oder entsteht beim Brennen von Amethyst eine Art Abfarbe, welche nun unter Lemonquarz alternativ zu Prasiolith angeboten wird?

Im englischsprachigen wikipedia wird erklärt, "....daß beim Erhitzen von Amethyst meist gelb oder orange-Töne entstehen, nur einige werden grün. Die grünen Amethyste wiederum ergeben sich aus einer Kombination von Wärmebehandlung und ionisierenden Strahlungen".

Beim Lemonquarz habe ich das "Ausbrennen" der Farbe im Sonnenlicht noch nicht so bemerkt, wie beim Prasiolith, zumindest seitens der Kunden noch nichts gehört.

Hat da jmd. bereits Erfahrung?
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #6
Merke grad, dass ich einiges vergessen habe... Hatten beim letzten DgemG Kurs diese Lemonquarze zu fassen (welches Ausgangsmaterial da genommen wird etc). Bevor ich nun Quatsch erzähle, suche ich das morgen mal, liegt irgendwo in der Werkstatt...

Optisch mag ich diese Quatze ja gerne leiden, aber mit diesem Bestrahlkrams kann ich mich nicht anfreunden. Und es wird leider, wie so oft, nicht richtig deklariert! Ich wusste das zunächst auch nicht, mir wurde von Händlern damals erzählt, die seien nur gebrannt, anderes Ausgangsmaterial eben! Hab auch noch ein paar liegen...

Wie haltet ihr es damit? Verkauft Ihr die?
osirisgems
PostRank 5 / 11
Avatar
Beiträge: 104
Dabei seit: 12 / 2010

osirisgems

 ·  #7
Das Problem scheint hierbei zu sein, dass Lemonquarz (oder wie auch immer das Zeugs genannt wird) kein einheitliches Material ist, sondern eher der über Jahre hinweg nicht beachtete Abraum aus dem Quarz-Abbau. Für die Mehrheit der Leute ist immer klar, es handelt sich um diesen oder jenen Edelstein. Das aber der selbe Edelstein aus der nächsten Kluft deutlich andere Eigenschaften trotz nahezu identischem Aussehen hat, ist kaum jemendem klar. Es verlangt also durchaus eine Menge an Wissen und vor allem Erfahrungswerten um ein natürliches Material nach reichlicher Misshandlung in einen farblich attraktiven Zustand zu verwandeln. Der Prasiolith z.B. war bis in die 90er Jahre ein verlässliches Material. Es gab eine Mine die Quarze geliefert hatte, die bei bestimmten Temperaturen und abgestimmten Atmosphären diese goldgrünlichen Steine geliefert hat. Nachdem die gut gelaufen sind, heißt jetzt plötzlich jedes Material, welches in etwa diese Farbe hat Prasiolith. Zumindest der Name deutet ja sogar einen eigenständigen Stein (Mineral) an. Verkauft sich halt besser so. Meiner Einschätzung ist allein dies der Grund, warum heute solch rauhe Mengen an "Prasiolith" vorhanden sind.
Zum Behandeln allgemein: Da in jeder natürlichen Kluft im hydrothermalen Wachstum zahlreiche Fremdmaterialien miteingebaut werden, haben diese beim Brennen auch völlig unterschiedliche Eigenschaften was die künftige Farbe und Sättigung angeht. Das verlangt wirklich einiges an Wissen, einen gewissen Respekt habe ich vor diesen Verfälschern durchaus, keineswegs aber Achtung. Es lässt sich also nicht sagen, farbloser Quarz wird bei dieser Behandlung so oder so. Entscheidend sind da die vorhandenen Spurenelemente, die mit ein paar ppm von irgendwas hin oder her fundamentale Unterschiede verursachen. Um dies einzuschätzen wie sich was verändert, muss das dann noch multipliziert werden mit der Größe Südamerikas (wo das meiste dieser Steine herkommt) und dann noch mit der Phantasie der Verfälscher...
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #8
Ach Du meine Güte, das bedeutet, es wäre auch mal wieder ein klarer Fall für die Cibjo. Ich wunderte mich stellenweise schon, daß die Preise der am Markt angebotenen Lemonquarze teils günstiger sind als die der behandelten Citrine. Aber, daß die guten Citrinqualitäten im Preis hochgehen, da selten werdender, haben wir hier bei uns auch schon gemerkt.
Zitat
Das aber der selbe Edelstein aus der nächsten Kluft deutlich andere Eigenschaften trotz nahezu identischem Aussehen hat, ist kaum jemandem klar.
Da rechne ich aber auch eine Mehrzahl der Gemmologen mit ein. Wer hat den schon Vergleichsstücke aus mehreren Gegenden gleichzeitig?


Zitat geschrieben von Zwergin
Wie haltet ihr es damit? Verkauft Ihr die?
Seit dieses Jahr die Farbe grün zur Trendfarbe "erkoren" wurde, muß ich sagen, verkaufen wir hier ziemlich viel Lemonquarze. Allerdings meist nur große, so ab 10 oder 15 mm. Je kleiner die Steinchen sind, desto weniger Farbe haben sie. Interessant ist natürlich für viele der Preis. Da dieser in der Gegend von Amethyst/Citrin/Bergkristall/Rauchquarz etc. liegt, scheint es für manche eine preisgünstige Alternative zu sein. Manchen ist der Peridot schon zu teuer. Wobei ich persönlich den Peridot für edel halte und den Smaragd natürlich auch 😉

Btw. wenn Du noch Unterlagen findest, mich würde mal interessieren, was die beim DgemG Kurs damals sagten/schrieben.
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #9
Tja, das es mehrere Wege zum Lemonquarz gibt, je nach Material und Behandlung, hatte ich auch noch im Kopf. Aber deine Erklärung, osirisgems, ist natürlich viel fundierter (und ich brauch nicht suchen :bounce: )
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #10
Zitat geschrieben von Zwergin
und ich brauch nicht suchen :bounce:

Wenn Du es bei Gelegenheit trotzdem findest, schickst Du es mir per PN? Mich würde einfach mal das "offizielle statement" interessieren.
osirisgems
PostRank 5 / 11
Avatar
Beiträge: 104
Dabei seit: 12 / 2010

osirisgems

 ·  #11
Diese Unterlagen habe ich nicht, sorry.
Mit der Unterscheidung der einzelnen Fundstellen befürchte ich, wird´s nix. Im Allgemeinen beschränken sich die Fundortangaben ja auf "Brasilien". Jetzt gibt es in diesem doch recht großem Land aber sogar einen Bundesstaat der auf deutsch übersetzt so viel wie "Allgemeine Minengebiete" bedeutet. Und Minas Gerais ist immer noch doppelt so groß wie die BRD. Um wirklich belastbare Daten zu erhalten musst Du vermutlich dorthin fahren...
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #12
@ osirisgems: mich interessiert, was die bei den Fasserkursen und Seminaren so an Schriftlichem weitergeben....
Zitat geschrieben von Zwergin
Merke grad, dass ich einiges vergessen habe... Hatten beim letzten DgemG Kurs diese Lemonquarze zu fassen (welches Ausgangsmaterial da genommen wird etc). Bevor ich nun Quatsch erzähle, suche ich das morgen mal, liegt irgendwo in der Werkstatt...
Wenn also Zwergin in der Werkstatt mal am Wüten ist und die alten Blätter zufällig in die Hände bekommt, dann wüßte ich gerne, was die so darüber geschrieben haben.

...nur mal so als Vergleich zum heutigen Wissensstand. 😉
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #13
ich werde mal gucken, ob ich fündig werde
Edelstein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 1583
Dabei seit: 07 / 2008

Edelstein

 ·  #14
Hab da noch einen ca. 120 g schweren Rohstein liegen, ist sicher echter Quarz, vermutlich aber behandelt - wie weiss ich nicht. Verkauft wurde er mir als Lemonquarz, Herkunft Brasilien. Das Stück ist fast augenrein.
Bislang fand ich dafür allerdings noch keinen Kunden, also ist gelbgrün wohl doch nicht so angesagt. Und eigentlich möchte ich daraus einen großen Anhängr oder eine Skulptur schleifen und keine kleinen Ringsteinchen.
kaa
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 1449
Dabei seit: 07 / 2006

kaa

 ·  #15
Stell doch mal ein Foto rein, so vorher nachher..
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #16
Zwergin, vielen Dank für die Info's per PN. Ich komme deswegen nochmals auf Dich zurück.

@all: daß der Name Topas fälschlicherweise öfters für Quarze genutzt wird, ist auch seltsam. Zum Rauchquarz sagen manche auch irrtümlich Rauchtopas.

Weiß jmd., warum das so ist?
Sparkle
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4137
Dabei seit: 11 / 2010

Sparkle

 ·  #17
Ich vermute mal- sicher weiß ich es nicht-, daß der Handel mal diese Begrifflichkeit eingeführt hat, um einen edleren Anklang beim Verkauf an Endkunden zu erzeugen. Vielleicht ist es auch älteren Ursprungs; laut Schuman sind früher (wann "früher" war ist leider nicht definiert) die meisten gelblichen Steine als Topase bezeichnet worden. Ist also möglicherweise das gleiche Phänomen, wie der Name "Halbedelsteine"- immer noch oft verwendet wird, obwohl seit gefühlter Ewigkeit abgeschafft.

Bei einer Kundin, die einen Anhänger geerbt hatte, hat deren Oma den gelben Stein, der ein Citrin ist, auch Goldtopas genannt.
Da kann man nur immer wieder aufklären im direkten Kundenkontakt und das ausbügeln, was mal verbrochen wurde.
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #18
Zitat geschrieben von Sparkle
Da kann man nur immer wieder aufklären im direkten Kundenkontakt und das ausbügeln, was mal verbrochen wurde.


:super:

Sowas höre ich immer gerne. Da stehe ich voll hinter Dir.😉

Madeiratopas ist (leider) auch so ein irreführender Handelsname, hinter welchem sich "nur " ein Quarz/Citrin verbirgt.....
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34368
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #19
Lemoncitrin, ist das nicht eigentlich ein weisser Schimmel? Citrin ist doch schon Zitronengelb und stammt nicht daher auch der Name?
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #20
Goldtopas (alternativ auch Rauchtopas) höre ich auch manchmal und einige Kunden sind auch kaum davon abzubringen. Ich kläre dann auch immer auf- das finde ich besonders wichtig, wenn ich einen Kundenstein verarbeite. Für den Laien ist das schwierig, wenn schon die Mutter und die Großmutter von Goldtopas sprachen und plötzlich die Goldschmiedin von Citrin redet.
Der Stein wird ja dadurch nicht schlechter und den ideellen Wert ändert es eh nicht. Unangenehm ist es, wenn man den Stein verarbeitet und irgendwann mal jemand darauf aufmerksam macht, das es eben ein Quarz ist. Da fragt sich der interessierte Kunde natürlich, wann der Stein vom Topas zum Citrin wurde... :shock:
Sparkle
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4137
Dabei seit: 11 / 2010

Sparkle

 ·  #21
@ Zwergin: Ja, da hast Du vollkommen recht, das Aufklären ist eine heikle Angelegenheit! Man muß das halt positiv umschreiben, daß es ja trotzdem ein Edelstein ist und sich als Bezeichnung nur ein alter, nicht passender Name dafür eingebürgert hat. Das Wort "falsch" kann man ja anders umschreiben, um das Negative daran zu umgehen und um die korrekte Aufklärung besser zu vermitteln. Wenn Kunden trotzdem stur bleiben, dringe ich da aber kein Drittes und weiteres Mal darauf. Auf meinen Rechnungen steht der richtige Name, erklärt wurde es ja auch. Dann hat man alles richtig gemacht. Ums Biegen und Brechen die Kundenüberzeugung ändern zu wollen, macht wenig Sinn - ich hoffe immer, die Erklärung wirkt später nach und keiner verliert das Gesicht.
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #22
Sparkle, das hast Du prima ausgedrückt. "Positiv umschreiben, Negatives umgehen, korrekte Aufklärung, auf der Rechnung richtig deklarieren ... und den Kunden akzeptieren wie er ist" - super!:super:

Zwergin hat 2010 einen Kurs (Fasserkurs?) besucht und fleißig mitgeschrieben. Untenstehendes ist, was ich gestern von ihr per PN bekommen habe und ich fand das interessant und hab sie einfach mal spontan gefragt, ob ich das hier posten darf.

Am interessantesten fand ich die Aussage, daß nahezu alle Lemoncitrine (Lemonquarze) und die meist kommerziellen Rauchquarze bestrahlte, ursprünglich farblose Quarze sind. Bestätigt also eindeutig Osirisgems Aussage wegen der Bestrahlung und auch meine Vermutung, daß das Grundmaterial farblose Quarze sind/waren.

Da wir ja nun schon im Thread einen Übergang vom Lemonquarz zu Citrin, Amethyst, Prasiolith und Rauchquarz haben, denke ich, das paßt hier gut rein.

Bitte drandenken, das sind im Laufe des Seminars teils in Kurzform schnell mitgeschriebene Zeilen, welche mineralogisch vielleicht nicht 100%ig konform sein könnten, man muß ja schließlich während dem Schreiben auch mithören und den Faden nicht verlieren.
Zitat
-Farbe in Quarzen entsteht zum Teil durch Farbzentren (Defekte im Kristallgitter), das ist manchmal nicht stabil, Vorsicht bei starkem, längeren Lichteinfall und Hitze(Löten!)
- farbloser, klar durchsichtiger Quarz= Bergkristall. Enthält teilweise Eisen, Aluminium, aber nicht als Farbzentren aktiviert. Aktivierung durch Bestrahlung möglich! (Diagramm2)
-fast die gesamte kommerzielle Ware der Citrine sind gebrannte Amethyste. Amethyste im Handel sind in der Natur so entstanden, weil genügend Material vorhanden (von reingeschummelten Synthesen mal abgesehen...).
-ob beim Brennen bei ca 400-500 Grad Citrintöne entstehen oder Prasiolithe, liegt am Ausgangsmaterial.Bei Entmischungen entsteht Citrin, bei Umwandlung von Fe4+ in Fe2+ entsteht Prasiolith
- Beim Überbrennen wird enthaltenes Wasser zu "Tröpfchen" im Stein; dadurch wird er milchig trüb.
- Einige bestrahlte Prasiolithe, die auch noch erhitzt werden, werden zu "Blaubeerquarz"
- es gibt natürliche grüne Quarze, aber selten und meist nur kleine Kristalle. So gut wie alle im Handel befindlichen Prasiolithe sind behandelt (gebrannt und manchmal noch zusätzlich bestrahlt)
-es gibt naturfarbenen Citrin, sehr schöne Steine, aber leider inzwischen selten. Diese haben aber einen anderen Typus als zu Citrin oder Prasiolith gebrannte Amethyste. Naturfarbener Citrin hat einen deutlichen Pleochroismus, gebrannter Citrin nicht!
-es gibt unbehandelte, naturfarbene Ametrine (meist aus Bolivien). Wenn violett/gelb von dort gebrannt wird, entsteht gelb/weiß
-die Gammastrahlung in der Natur erzeugt (je nach Stärke der Strahlung) Citrin, Rauchquarz oder Morion. Diese Steine sind von den nachträglich gebrannten durch Handdichroskop zu unterscheiden (gewisse Größe und Farbintensität vorrausgesetzt)
- aus Morion (lithiumarm) wird beim Brennen Rauchquarz, aus lithiumreichem Ausgangsmaterial Lemonquarz.
-Künstlich mit Gammastrahlung behandelte farblose Quarze werden ALLE zu Morion. DAS HEISST: praktisch alle Lemoncitrine und eigentlich alle kommerziellen Rauchquarze sind bestrahlte, ursprünglich farblose Quarze!
- Eine Unterscheidung zwischen natürlich in der Natur durch Gammastrahlung entstandene und nachträglich bestrahlte Quarze ist NICHT möglich.
-es gibt eine speziellen Typ grüner Quarze aus dem Paranabecken (Rio Grande do Sul/Brasilien) : Das Ursprungsmaterial ist farblos bis leicht gelblich. Mit Gammastrahlung behandelt schlägt die Farbe in grün um. Wird als Prasiolith oder grüner Quarz angeboten. Nur bis 150 -200Grad stabil! ( anderer Prasiolith bis 600 Grad)
- in Brasilien wird inzwischen fast alles bestrahlt!
- bei synthetischen Quarzen: Brasilianerverzwilligung, dann echt. Keine B., dann vielleicht echt, vielleicht synthetisch. Endgültige Feststellung dann nur im Elektronenspektroskop möglich.
- Unterscheidung Prasiolith von bestrahltem grünen Quarz: Chelseafilter und Glühlampenlicht. Prasiolith grün, bestrahlter grüner Quarz rot
-rosafarbene Quarze: Rosenquarz ist trüb, Einlagerungen von Dumortierit. Rosaquarz ist klar, selten, stabil bis 200Grad

Ich wäre Zwergin dankbar, wenn Sie die Fotos, welche im Anhang waren, auch hier mitreinstellen könnte. Die sind nämlich super gelungen. 😉

Vielleicht mag Edelstein auch seinen Rohling mal fotografieren und vlt. findet sich ein Hobbyschleifer-Liebhaber, der sich daran austoben möchte, wenn Edelstein ihn hergeben mag.

Bei der Gelegenheit fände ich auch schön, wenn unsere Quarzexperten, welche sich noch stark im Forum zurückhalten (warum eigentlich?), ihre schönen Fotos von Gwindeln, Zepterquarze etc. zur Verfügung stellen würden. Wer hat Lust und macht mit?
Sparkle
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4137
Dabei seit: 11 / 2010

Sparkle

 ·  #23
@ Steinfräulein: Großen Dank für Dein Engagement hier (mal ganz allgemein ausgedrückt), da lernt man immer was dazu! Und danke fürs Lob, bin ja eigentlich überhaupt kein Verkäuferprofi, versuche nur mein Bestes :) .
Dank auch an Zwergin fürs Suchen der Infos, habs mir gleich mal "notiert".
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 34368
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #24
Das habe ich ebenfalls mit Interesse gelesen, Danke.
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #25
steinfroilein, das war ein Fortbildungsseminar Edelsteinkunde für Fachmitglieder der DgemG. Thema sind dann meist die Dinge, die sich in den letzten Jahren so geändert haben, neu gefunden wurden, Behandlungsmethoden etc.

Die Quarze fand ich besonders spannend (auch im negativen Sinne), weil mir vorher nicht so klar war, wieviel da bestrahlt wird.

Freut mich, wenn meine Notizen von Interesse sind. Hier noch zwei kleine Skizzen, da ist es nochmal komprimiert.
Anhänge an diesem Beitrag
IMG_1275.JPG
Titel: IMG_1275.JPG
Yvonne Sterly
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 976
Dabei seit: 01 / 2013

Yvonne Sterly

 ·  #26
einen habe ich noch...
Anhänge an diesem Beitrag
IMG_1276.JPG
Titel: IMG_1276.JPG
Bergkristall
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 1035
Dabei seit: 03 / 2012

Bergkristall

 ·  #27
Hallo Steinfroilein,

mit dem letzten Absatz fühle ich mich auch ein wenig angesprochen. Ich glaube nicht, dass die ganzen Kristallisationsformen, die ich sammele, hier von großem Interesse sind. Und als ich den Thread gefunden habe, hatte Osirisgems schon erschöpfend alles erklärt.

Zum falschen Namen möchte ich aber einen Erklärungsversuch geben. Dass die Falschbezeichnung Topas für Citrin natürlich eine höhere Steinqualität vorgaukeln soll, ist klar. Das gab es früher noch bei anderen Steinen, wie z.B. Kapsmaragd für Phrenit, Matura-Diamant für natürlichen Zirkon, oder wer sich an die Geschichten von 1000 und einer Nacht erinnert, der dort häufiger auftauchende Balasrubin ist ein blassroter Spinell. Diese Liste ist beliebig fortführbar.

Bevor die Mineralogie so weit war, dass die heute bekannten Steine alle korrekt angesprochen werden konnten, hatte man erheblich weniger Unterscheidungsmöglichkeiten. Daher kam es auch zu falschen Einordnungen der Steine, oft weil die Farbe in den Vordergrund gestellt wurde. Ich erinnere hier an den Braganza, einen farblosen Topas, der 1740 als Diamant in die portugiesische Krone eingesetzt wurde. Oder in Großbritannien der Black-Princes-Ruby, ein 170 Karat schwerer roter Spinell, der seit dem 17. Jahrhundert als Rubin die dortige Krone ziert. In Indien hat es früher eine Unterscheidung in harte und weiche Diamanten gegeben. Die harten waren dabei natürlich die teuersten.

Insofern halte ich die Falschbezeichnungen für historisch verursacht und aus Geschäftsgründen beibehalten. Aber vielleicht helfen diese Informationen ein wenig, um dem Kunden zu zeigen, dass solche Falschzuschreibungen auch vor Kronen nicht halt machen.

Übrigens nebenbei bemerkt, in der Bucht beobachte ich bei manchem Verkäufer einen naiven Umgang mit Edelsteinbezeichnungen. Da wird ein grüner Stein schnell zum Smaragd? und ein roter zum Rubin?. Wohlgemerkt, immer mit Fragezeichen und ohne Garantie. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Lissy
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 30363
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #28
leider werden die in der Bucht oftmals selbst von Profis sehr selbstbewuißt und ohne Fragezeichen falsch deklariert
(synth. Spinell als echt Blautopas, grün synth. als Turmalin, synth.Opalimi als echt usw usf)
Kaprubin für Granat ist noch so eine typische alte Falschbezeichnung
steinfroilein
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 7780
Dabei seit: 11 / 2012

steinfroilein

 ·  #29
Zwergin, bin begeistert von den Geschribsel :super:

Und an Sparkle: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Und an Lissy: ich glaub schon, daß hier manche sind, die gerne mal schöne Fotos sehen wollen oder wer weiß auf Anhieb, was Quarz-Gwindeln sind und wie ein Zepterquarz aussieht?
Sparkle
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 4137
Dabei seit: 11 / 2010

Sparkle

 ·  #30
Hm, Gwindeln sagt mir nix, ich werde mal im Netz auf Suche gehen...

Was Fotos Quarze anbelangt, hab ich eben mal welche gemacht, sind leider schon gefasst und in Ringen, wollte sie Euch nicht vorenthalten,
1x ein Bergkristallcabochon mit zeitem Kristall im Inneren (verdammt schwer das deutlich zu einzufangen ohne Makro) im dritten Bild.
Bild 1u.2 ist ein Rauchquarz, seitlich gesehen hat er eine eine Trapezform, also oben fast plan, dann nach unten konisch zulaufend und unten wieder plan. Eigentlich ist er fast farblos aber hat im unteren Bereich einen braunen Farbfleck, der nach oben schimmert, sowie feinste Strahlen (Lammelleneinschlüsse???), hoffe, man sieht es...
Anhänge an diesem Beitrag
IMG_7893.JPG
Titel: IMG_7893.JPG
IMG_7899.JPG
Titel: IMG_7899.JPG
IMG_7889.JPG
Titel: IMG_7889.JPG
Information: mein "Eisberg"
  • 1
  • 2
Neueste Informationen
Die Goettgen Schmuck-Community ist umgezogen zu Gutachter und Goldschmied Heinrich Butschal. Speichere den neuen Link. Deine Beiträge, Galerien und Dein Account bleiben natürlich gleich. Wir wünschen weiterhin viel Spaß im Butschal-Schmuckforum!

Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0