Art Deco Gold Collier mit Diamanten

 
jch
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jch

 ·  #1
Hallo zusammen,

ich bin "neu" hier und lese seit einer Weile ein bisschen mit. Falls es interessiert, hier etwas zum Hintergrund (wenn nicht, dann einfach im Abschnitt unten weiterlesen 😉 ):

Dieses schöne Stück hier habe ich vor einer Weile auf einem Antikmarkt erstanden. Ich muss zugeben, ich habe mich spontan verliebt und hatte wenig Ahnung von altem Schmuck.
Mein Freund (ein Schwabe 😉 ) ist zwar schier in Ohnmacht gefallen ob der Summe, die ich auf einem "Flohmarkt" für ein solches Stück zweifelhafter Herkunft und Echtheit ausgegeben habe. Allerdings frage ich mich, ob das Stück nicht sogar deutlich mehr wert sein könnte als das, was ich damals ausgegeben habe...

Daher interessiert mich sehr, was Sie als Fachkundige dazu sagen und was heutzutage aus Ihrer Sicht ein realistischer und angemessener Preis im An- und Verkauf ist.
Und noch eine Laienfrage: Gibt es bei antikem Schmuck eigentlich so etwas wie einen Wiederbeschaffungswert? Was wirklich Altes kann man ja eigentlich nicht mit etwas neu Angefertigtem vergleichen, oder..?

Zum Schmuckstück:
Der Anhänger ist ca. 31mm lang und ca. 9mm breit und wiegt etwa 3g. Der Diamant dürfte bei einem Durchmesser von ca. 4mm etwa 0,25ct haben und scheint nach meiner Internet-Recherche neuerer Altschliff zu sein (oder ist das schon Brillantschliff? Kann man das erkennen?). Im Aufhänger ist nochmal ein kleinerer solcher Diamant und im Anhänger insgesamt 6 Diamantrosen eingelassen.
Es gibt keinen Stempel, aber eine "Gravur" (oder wie man es nennen mag) auf dem "Schiffchen" des Kastenschlosses, die wohl 14ct heißen soll. Laut Verkäufer scheint das auch zu stimmen, er sagte mir er hat das Material mit Prüfsäure getestet. Ihm zufolge stammt das Collier aus Deutschland, ca. von 1910.

Ich bin nun sehr gespannt auf Ihre Meinung und bedanke mich schonmal ganz herzlich! :)
Jule
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stefanS
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stefanS

 ·  #2
das ist alles schön , aber kannst du mir auch verraten, was du dafür bezahlt hast.
vorher kann ich dir nicht sagen ob es ein guter kauf war oder nicht.
ein solches stück kostet mit sicherheit in einem münchner antiqutäten laden mehr als in "ostfriesand" auf dem platten land ( nix gegen ostfriesland )
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #3
Klar gibt es auch bei altem Schmuck einen sogenannten Wiederbeschaffungswert.
Der ist aber nur von Interesse, wenn das Stück hochwertig ist und entsprechend versichert wird.

Ohne Herstellerstempel und ohne Sicherheit, daß es sich um eine frühere bekannte Marke mit Wertsteigerung handelt, ist vermutlich nur der Goldwert plus anteiliger Diamantwert als "realistischer und angemessener Preis im An- und Verkauf" anzusetzen. Wenn einem Sammler ein Stück besonders gut gefällt, ist er sicherlich auch bereit mehr dafür zu bezahlen. Das aber ist Ermessenssache eines jeden Käufers selbst.

Der Diamant müsste geprüft werden, auch, wie es sich mit der Proportion verhält, dann wäre die ct-Angabe ermittelbar. Ein Foto Nahaufnahme mit Draufsicht und neutraler Unterlage (weißes Blatt Papier) ohne Blitzlicht wäre zudem besser als strukturierte oder farbige Hintergründe.
...
 
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...

 ·  #4
Wert ungeprüft bei Echtheit (14 Karat + Diamanten) circa 250 Euro, Händlerankaufswert circa 100/ 150 Euro.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Nach den Fotos der erste Eindruck:
Vermutlich Platin (sehr heller Weisskontrast zum Gelbgold) mit Gold doubliert, die Diamanten sind Altschliffdiamanten und Diamantrosen, die Herstellungszeit nach den Merkmalen der Rückseite (keine gesägten Ajouren, nur gebohrt) und Vorderseite (grobe Stichelarbeit und üppige Verwendung des Millegriffrädchens) passt eher in die 60er und 70er Jahre zu argentinischen Goldschmiedewerkstätten die für Nordamerika und Europa in rauhen Mengen solchen Stilschmuck produziert haben.

Ansonsten finde ich diese Anleitung hier sehr gut die oben angepinnt werden sollte: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Ich bin weiterhin gespannt was Du damals dafür bezahlt hast.
jch
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jch

 ·  #6
Hallo und vielen Dank für die hilfreichen Antworten und Einschätzungen!

Die Bilder hab ich bei Sonnenlicht gemacht. Gar nicht so einfach, mit einer Automatikkamera Belichtung und Focus vor weißem Hintergrund gut hinzukriegen. Habe noch ein paar Bilder angehängt und hoffe die passen besser.

Gut, auch auf die Gefahr hin mich zu blamieren lüfte ich mal das "Geheimnis" des Preises... 450€ habe ich bezahlt (etwas runtergehandelt von 495 €).
Meine Vermutung mit dem höheren Wert bestätigt sich somit wohl leider nicht und mein Freund hatte Recht.

Ich bin natürlich etwas enttäuscht, dass das Collier wohl keine 100 Jahre alte Geschichte hat und ich keinen sagenhaften Schnapper gemacht habe... ;( Allerdings finde ich das Stück trotzdem sehr schön und mich interessiert die nähere Einschätzung des Diamanten (Farbe, Reinheit etc.).
Und ich bin neugierig geworden auf richtigen alten Schmuck. Da werde ich mich mal versuchen weiter zu informieren.

Viele Grüße!
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jch
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jch

 ·  #7
Achja, noch eine Frage, sind die dunklen Stellen auf der Rückseite eigentlich normal bei 585er Gold?
Tilo
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Tilo

 ·  #8
zum Wert halte ich mich bei solchen Sachen zurück, da zu wenig Ahnung
die Flecken sollten bei 585 eigentlich nicht sein
evtl. stellenweise Lot verwendet, was weniger feingehalt als 585 hat
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Die nun viel besseren Fotos bestätigen den ersten Eindruck. Da ja noch die Kette dabei ist, die möglicherweise auch aus Platin ist, ist der Gesamtpreis trotzdem nicht zu teuer und eher im günstigen Bereich.
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 ·  #10
14 ct ist auf jeden Fall keine Punze aus dem deutschen Raum.

Das Collier ist gefällig und stimmig und den Preis finde ich persönlich in Ordnung. (Platinierter) Schmuck aus dem Jugendstil /im Jugendstil hat eine grosse Nachfrage und wird gut gehandelt.

Das passende Armband dazu ( ebenfalls aus Argentinien) wurde neulich in einer Ebayauktion für über 1200 Euro verkauft und die Diamanten waren sehr klein.
@Heinrich wieso Platin? 14 ct ist doch 585 Gold.
Ich kenne den Buenos Aires Schmuck als 14 oder 18 k Gelbgoldschmuck und oben die Platinschicht drauf- sie nennen es oro platinado...oder liege ich da falsch. Platin hätten sie doch mit Sicherheit angegeben.
Tilo
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Tilo

 ·  #11
Zitat geschrieben von pege
aus dem Jugendstil /im Jugendstil

vertippt?
ich hätte das wie TE zu Art deco (-stil)sortiert und dessen Einschätzung wurde ja auch nicht beanstandet
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 ·  #12
nicht vertippt...für mich ist es "im Jugendstil" um 1900/1910

Laut Aussage des Verkäufers von 1910 - (ebenfalls Jugendstil) weiss ich auch nicht warum sie Art Déco im Titel hat - lass mich natürlich immer eines Besseren belehren.
jch
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jch

 ·  #13
Art Deco habe ich geschrieben, weil es vom optischen Stil her passt (und mir so gesagt wurde). Dass die Zeit der angeblichen Herstellung dafür 10 Jahre zu früh ist, darüber bin ich auch schon gestolpert, aber als Laie dachte ich mir, es wird wohl ein fließender Übergang gewesen sein von der einen in die andere Stilepoche, oder?

Wenn mein Collier jetzt aber doch erst aus den 60ern stammt, dann wäre es ja sowieso nur optisch dem Stil des Art Deco zuzuordnen und nicht zeitlich.

Übrigens nochmal danke an alle, die sich bisher eingebracht haben! :)
Es stimmt mich versöhnlich, dass trotz offenbar nicht stimmigen Alters der Preis nicht überzogen war.
(Davon abgesehen, wie steinfroilein auch schon gesagt hat: Ein angemessener Preis ja auch abhängig davon, wieviel einem ein Schmuckstück persönlich wert ist und ich würde es für den Preis auch wieder kaufen, weil es mir einfach so gut gefällt und der Diamant im Licht wirklich schön funkelt!)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #14
Art Nouveau wurde in Europa populär durch die Weltausstellung in Paris 1900. Anfänge dieser Stilrichtung, die sich deutlich von dem manieristischen art decoratif (dieses Kollier) des Adels und der dem Stilvorbild des dem Adel nachstrebenden nouveau riches, der Industriellenklasse unterschied, gab es davor natürlich schon auch in München (Jugendstil), Wien (Sezession) und Frankreich in unterschiedlichen Ausprägungen.
Gemeinsam war jedoch, das die Hinwendung zur Natur und weg von, als artifiziell empfundenen Mustern und Formen, für eine revolutionäre klassenfreiere Gesellschaftströmung stand.
Logischerweise lief diese Strömung parallel und gleichzeitig zur konservativen behavioristischen Gesellschaft, die diesen Stil empört ablehnten.

Die Stile waren zeitgleich im Angebot aber völlig unterschiedlich und auch für unterschiedliche Käufergruppen gedacht und daher meist Jugendstil in günstigen Materialien, Silber, Glas(Lalique) und "Halbedelsteine" und Art Deco in Gold, Platin und Diamanten.

Ausnahmen bestätigen die Regel, wie immer.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #15
Zitat geschrieben von pege
...
@Heinrich wieso Platin? 14 ct ist doch 585 Gold.....

Es könnte galvanisch die Oberseite beschichtet sein, aber ich meine eine Lötfuge als Zeichen einer Doublierung erkannt zu haben. Dann wäre der Stempel nur für das Untermetall gedacht sein und natürlich nach heute geltendem Stempelgesetz unzulässig sein.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
Zitat
14 ct ist auf jeden Fall keine Punze aus dem deutschen Raum.


Möchte relativieren: Heute. In meiner Lehrzeit waren 14-er Stempel keine Seltenheit, vor allem dann nicht, wenn die Ware ins Ausland ging. Heute werden sie jedoch bei uns nicht mehr verwendet.

Der Jugendstil war etwa 1903 beendet, es gab nichts neues mehr. Die Mode änderte sich jedoch nicht abrupt, sondern wandelte sich nach und nach in Richtung Artdeco. Der Höhepunkt wurde erst in den 20-igern erreicht. Ebenso verhielt es sich mit dem Ausklang dieser Stilrichtung. Sie veränderte sich unmerklich und verschwand im Schmuckbereich erst in den 50-ern. Die schönsten Artdeco- Stücke stammen aus den 20-ern. Das hing mit der Perfektionierung der Verschnitt-Fassungen zusammen, aber auch mit neuen Werkstoffen, denn es fanden die Platinmetalle Eingang in die Juwelenfertigung. Das teure Platin wurde, teils aus Preisgründen, teils aus optischer Veranlassung mit Gold doubliert. Diese Werkstoffe hatten eine furchtbare Eigenschaft, es waren nämlich BIMETALLE. Entsprechend ihr Verhalten beim Erhitzen. Zum Haare raufen. Gott sei Dank hat sich diese Mode nicht lange gehalten, wohl auch deshalb, weil in den 50-er die Gießerei stark aufgekommen ist und man doubliertes Material nicht gießen konnte.

Es hat sich aber auch die Mode geändert, die "nordischen" Stilrichtungen gewannen an Beliebtheit und das Zeitalter der Experimente hatte begonnen. Da passten die alten Juwelentechniken nicht mehr ins Bild. Statt dessen gab es unter den Goldschmieden immer mehr Ösen-u. Drahtdompteure, die mit ihren hauchzarten Dahtkonstruktionen die Mode der 60-er und 70-er Jahre nachhaltig beeinflussten.
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 ·  #17
ja das ist ein wahrlich kompliziertes Thema.

Nicht nur, das die verschiedenen Stilrichtungen nebeneineinder auftreten- nein- man muss zusätzlich unterscheiden zwischen dem deutschen, französischem und englischsprachigem Raum :twisted:

jajajaja Ulrich - das Urgestein 😉
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #18
Gehört Lava nicht auch dazu? ;) :bounce:
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #19
Zitat geschrieben von pege
ja das ist ein wahrlich kompliziertes Thema.

Nicht nur, das die verschiedenen Stilrichtungen nebeneineinder auftreten- nein- man muss zusätzlich unterscheiden zwischen dem deutschen, französischem und englischsprachigem Raum.

Genau so ist es, eben etwas kompliziert.
In England hiess der Stil "Liberty" nach einem noch heute existierenden Kaufhaus wo man immer noch die Blümchendrucke und Kleider in dem Stil bestellen kann. In Deutschland wurde der Name Jugendstil durch die Zeitung, "Die Jugend" und deren Titelbildgestaltung im heute so genannten Jugendstil geprägt.
Tilo
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Tilo

 ·  #20
*verwirrtbin*
wie sollte man den Stil des hier besprochenen Anhängers denn nun bezeichnen?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #21
Art Deco! (Hilfe: decorative sinnlose Schnörkel nach Odiot) die später nicht tot war sondern noch in den 20er Jahren weiter verwendet wurde und abstrahierend dann im Bauhaus endete.

Im Gegensatz zu Art Nouveau/Jugendstil/Sezessionsstil (naja, zumindest zeitlich passend, da wurden beide Stilrichtungen vermengt)/Liberty die damit brechen wollten zur Natur mit Blumen und später mit FKK weiter gelebt wurden.
Tilo
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Tilo

 ·  #22
ok, sachichdoch
alles klar
pege, und nun du ;-)
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Silberfrau

 ·  #23
Ausarbeitung mit Millegriffes, Diamanten und die Farbe ist Art Deco, die Schnörkelei / weiche Tropfenform eher nicht so, aber auch nicht unbedingt Jugendstil, Schnörkel und nette Außenform halt einfach, immer gefällig, aber Schnörkel gäbe es nu AUCH im Jugendstil wenn einer drauf beharrt.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #24
Es wird schwierig wenn man eine Stilzuordnung ohne dem gesellschaftlichen und historischen Hintergrund machen will. Dann hält man sich an Einzelmerkmalen auf und kann leicht daneben liegen.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #25
Ich würde den Stil schlicht als klassisch bezeichnen, das heißt dann alles und nichts.
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 ·  #26
Und der graphische Jugendstil ?? Verwirrung hoch 3 ;)
Hier ein schönes Beispiel:
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Ich war im Glauben es hätte sich eingebürgert ganz einfach in 2 Hauptgruppen zu unterscheiden:

Vor 1920 Jugendstil und danach Art Déco bis in die 50iger Jahre hinein.

Ich habe immer unterschieden: zierlich, verspielt, florale & organische Form = Jugendstil.

Flächig, graphisch, z.Tl. Materialmix = Art Déco

@Heinrich die Unterscheidung anhand der Materialien ist mir nicht bekannt. Gerade Schmuck aus dem Art Déco wurde doch häufig aus unedlen Materialien wie Bakelit, verchromten Metallen u.a. Kunsstoffen hergestellt.

Ja Ulrich, Du bist ein Vulkan ;) und
Silberfrau, die geborene Diplomatin! Klassisch, besser kann mans nicht ausdrücken.
stefanS
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stefanS

 ·  #27
so nun hatte ich auch zeit mich etwas schlauer zu machen
also in einem cartier buch werden solche sägearbeiten mit 1910 und art deco angegeben ( broschen und anhänger ), wobei aber auch noch 1928 ein diadem gefertigt wurde.
im buch schuck der 20-30 jahre in deutschland ( arnoldsche verlag ) habe ich keine ! sägearbeiten mehr gefunden. wobei in dem buch- art deco schmuck , internationale schmuckszene der 20 und 30 jahre ( heyne verlag ) auf seite 216 noch sehr schöne belegexemplare der firma hemmerle in dem stil abgebildet sind

dann habe ich in alten verkaufskatalogen geschaut und versucht zeittypische anhänger raus zu finden. ich habe papierzettel mit den jahreszahlen der kataloge auf die seiten gelegt.
da finde ich eigendlich nur in einem von 1912-13 ähnliche platin arbeite zu finden sind 1906,1912,1918 waren keine dabei

ich muss aber dazu schreiben, die beiden " kunstbücher " enthalten einzelstücke von goldschmieden, die trendsetter ihres standes waren. also kann es gut möglich sein , das dieser stil für sie schon wieder ( 1920-30 )
uninteressant war.
die 4 musterbücher ( 1906-18 ) sind verkaufskataloge für massenware und hinken mit sicherheit der künstlerischen entwicklung hinterher

also fazit für mich, diese art sägearbeiten wurde in der zeit von 1905-1930 gemacht, wobei diese zeiten wie bei kunst immer verschwimmend war. diese arbeiten wurden dann
( nach heinrichs angaben und in der regel liegt er da immer richtig, ich erinnere mich an irgend ein südamerikanisches stück in diesem stil, wo er gleich sagte das ist aus " argentinie "? [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
, ja heinrich, damit haste mich echt beeindruckt)
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 ·  #28
Stefan, genauso ein Armband wurde für über 1200 Euro versteigert der Solitär war sogar deutlich kleiner....
In Argentinien/Venezuela leben viele italienisch stämmige Auswanderer, die Ihre Goldschmiedekünste/Glasbläserkünste aus Italien mitgenommen und traditionelle, klassische Waren herstellen.
In der Nähe von Caracas gibt es z.B. Arte Murano, die stellen Glas im Muranostil her aber alles traditionell.
Tilo
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Tilo

 ·  #29
pege, in deinem Armbandlink wird in der Beschreibung auch von Artdeco geschrieben, obwohl Jugendstil in der Überschrift
mal davon abgesehn, daß das Armband mM stilistisch gar nicht so viel mit dem Anhänger hier zu tun hat und die Beschreibung bzgl. des Schmuckgrossisten WM schon arg euphemistisch ist
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #30
Zitat geschrieben von pege
Und der graphische Jugendstil ?? Verwirrung hoch 3 ;)
Hier ein schönes Beispiel:
[Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar] .
Die Beschreibung ist einfach falsch.
Zitat geschrieben von pege


Ich war im Glauben es hätte sich eingebürgert ganz einfach in 2 Hauptgruppen zu unterscheiden:

Vor 1920 Jugendstil und danach Art Déco bis in die 50iger Jahre hinein..
Wie ich schon schrieb, es liefen die Stile parallel und auch in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die sich aber nach dem ersten Weltkrieg veränderten und Ihren Stil dann mitnahmen.
Zitat geschrieben von pege


Ich habe immer unterschieden: zierlich, verspielt, florale & organische Form = Jugendstil.

Flächig, graphisch, z.Tl. Materialmix = Art Déco.
Das passt ja schon
Zitat geschrieben von pege


@Heinrich die Unterscheidung anhand der Materialien ist mir nicht bekannt. Gerade Schmuck aus dem Art Déco wurde doch häufig aus unedlen Materialien wie Bakelit, verchromten Metallen u.a. Kunsstoffen hergestellt..
Als ich das schrieb hatte ich die Zeit vor dem 1. Weltkrieg im Kopf und das nicht angemerkt. Um den Trend zur Simplifizierung zu irritieren möchte ich anmerken das es noch den Edwardianischen Stil und den Stil der Belle Epoque gab der (teilweise schwierig) zu unterscheiden wäre. :-)

Nach dem 2.ten Weltkrieg saß unser Deutscher Kaiser schmollend in Dorn, die seit Jahrunderten geltenden Adelsrechte waren abgeschafft und somit diese Kaste teilweise verarmt und als Stilvorbild der Oberklasse oder derer die danach strebten (neureiche Industrielle) verloren gegangen.
Die neue Kaste der Revolutionäre und Aufsteiger musste sich neu orientieren. Das gewohnte oben und unten galt ja nicht mehr. In der Zeit wurden dann auch wertvollere Schmuckstücke im Jugendstil gefertigt und günstigere im Art Deco Stil sowie neue Stile aus vergangenen Stilen entwickelt.
Aber auch die radikale Strömung kam auf die kein Stil sein wollte und keine Schnörkel verwenden wollte, das Bauhaus. Dieser Linie folgend ist auch "form follows function" und Colani zu erklären (jeweils gegensätzlich und viel später).
Zitat geschrieben von pege


Ja Ulrich, Du bist ein Vulkan ;) und .
Ein wenig muss ich Ulrich mit seiner Aussage schon recht geben, das der Jugendstil nach 1903 kaum mehr Neues brachte. Erstens kam dann der Krieg und danach war dann in Deutschland alles neu gemischt. Stile wurden dann aufgearbeitet.
Zitat geschrieben von pege

Silberfrau, die geborene Diplomatin! Klassisch, besser kann mans nicht ausdrücken.


Es hat natürlich Vorteile wenn man aus gewissem Abstand betrachtet und dann top down zusammenfasst. Es wird einfacher.
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