Aktion: Fragen an Herrn Brepohl

 
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #61
Zitat geschrieben von Anonymous
..... stehe ich Ihnen allen jetzt wieder leichter zur Verfügung, möchte mich gern in Ihre Diskussionen einmischen und, wenn ich kann, Ihre Fragen beantworten....

herzliche Grüssse

Erhard Brepohl


Herr Professor Brepohl,

über diesen, von mir zitierten Satz, freue ich mich am meisten. :-)
Tilo
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Tilo

 ·  #62
das ist ein wenig so, als würdest du einen Bäcker fragen, ob seine etwas teureren Brötchen besser schmecken als die des Supermarkt"bäckers"

wie wird wohl die berechtigte Antwort ausfallen?

ich sag mal, "Der Brepeohl" ist umfassend für Praxis und Theorie, das von McGrath nur Praxis mit durchaus netten Bildern zum Nachbasteln
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #63
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Tilo
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Tilo

 ·  #64
na wie auch immer, du hast ja schon seit vorhin ne mail zum thema
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #65
Zitat geschrieben von dicey
Ich glaube du hast mich falsch verstanden Tilo ;)

Ich fragte, welches Buch wohl eher für einen Laien geeignet ist, und ob solche Bücher überhaupt etwas für Laien sind.


Laien, die Laien bleiben wollen, sollten überhaupt keine Bücher lesen, das könnte sie mit Fakten verwirren und den Status verderben.
Alle anderen sollten die besten Bücher lesen die sie bekommen können... :-)
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #66
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 ·  #67
Lieber Adrian,

30 Jahre lang habe ich als Fach- und Hochschullehrer die Ausbildung meiner Studenten begleitet, und deshalb weiss ich, dass Sie während des Studiums die verfügbare Zeit, Ihre ganze Kraft und Energie brauchen, damit Sie in der Regelstudienzeit einem möglichst guten Abschluss erreichen, um eine optimale berufliche Perspektive für Ihre spätere pädagogische Tätigkeit vorzubereiten.

Schon die Beschäftigung mit den historischen Tresoren, einem Hobby für das ich durchaus Verständnis habe, mindert zwangsläufig Ihre Studienintensität.

Dann wollen Sie also noch ein bisschen goldschmieden.

Nein, das geht nicht! Es handelt sich um einen Beruf, den man unter Anleitung in mehr als drei Jahren erlernen muss, im Selbststudium, das durchaus möglich ist, dauert es deutlich länger.
Ich bin seit 55 Jahren Goldschmeidemeister und lerne täglich noch etwas dazu. Es ist ein Handwerk, und die erforderlichen Fertigkeiten kann man sich nur durch langwierige Übungen erarbeiten, und es ist eine gestalterische Tätigkeit, die man nur mit Talent und Fleiss perfektionieren kann.
Es gibt hervorragende Hobby-Goldschmiede, die sich ganz diesem Beruf verschrieben haben und die ohne Zeitdruck und mit grosser Leidenschaft wunderschöne Schmuckstücke gestalten.

Aber so nebenbei, auf die Schnelle - das gibt nur minderwertiges Zeug, und davor möchte ich Sie bewahren.

Nur wenn man sich mit vollem Einsatz der Goldschmiedekunst verschrieben hat, können Fachbücher nützlich und anregend sein.

Mein Fachbuch ist das umfassende Werkstattbuch und Nachschlagewerk.

Als Anleitung zur handwerklichen Werkstattarbeit empfehle ich:
Praktikum GOLSCHMIEDEN Band 1 - 13.

Alle Fachbücher bekommt man von der
Werkzeughandlung FISCHER, Pforzheim.

Mit besten Grüssen

Erhard Brepohl
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #68
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Goldie
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Goldie

 ·  #69
hallo zusammen :)

darf ich eben mal zu einem wichtigen thema, welches weiter vorne in diesem beitrag bereits angsprochen wurde, etwas einwerfen...

es geht um die novellierung der handwerksordnung damals nachder "jeder" eine goldschmiede aufmachen kann. das thema wird nun zumindest ansatzweise in erster ebene bei unserer bundes-angie neu vorgelegt: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

lg
martin
Tilo
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Tilo

 ·  #70
ich hab da jetzt aber nur heiße luft gelesen und die verlinkte seite vom innungsverband ist ja echt die härte
Goldie
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Goldie

 ·  #71
da hast du natürlich recht, tilo.
aber es wird zumindest wieder aufgerollt...
Fredy
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Fredy

 ·  #72
Sehr geehrter Herr Pofessor Dr. Brepohl,

ich habe eine Frage zum Emaillieren.
Als Uhrmachermeister hatte ich beim Restaurieren von Uhren immer wieder mit defekten, fehlenden oder sehr schlecht ausgebesserten Emailzifferblättern zu tun. So kam ich auf die Idee mich mit der Emailliertechnik zu beschäftigen um selbst Zifferblätter herzustellen. Mein Ziel ist die gleiche Quallität zu erreichen wie man sie bei alten Taschenuhren vorfindet. Aber davon bin ich nun nach etlichen Jahren ,hunderten Experimenten und vielen alten und neuen Fachbüchern ( natürlich auch das von Ihnen geschriebene ) immer noch weit entfernt.
Ich weiß, dass die Luxusuhrenindustrie mit ähnlichen Problemen kämpft -
die Emailoberfläche ist porig, wellig , das Kupfer verzieht sich , wird das Email geschliffen erscheinen Blasen . Alte Zifferblätter haben hingegen eine makellose , spiegelglatte Oberfläche.
Liegt das wirklich nur an dem hohen Bleigehalt der alten Emaill`s ?
Oder gibt es noch andere Unterschiede bei der Herstellung von Emaillschmuck und Emailzifferblättern ?

Viele Grüße

Fredy
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 ·  #73
Lieber Fredy,
wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum, ein Kupferblech mit weissem Email zu beschichten, bei Ihren Arbeitsproben bleibt die Oberfläche uneben, das aufgeschmolztene Email ist porös.
Nach meinen Erfahrungen handelt es sich um einen ziemlich einfachen Arbeitsvorgang, trotzdem kann man dabei einiges falsch machen. Aus der Ferne, ohne Sie beim Arbeiten beobachten zu können, kann ich Ihnen leider nicht helfen.
Fehlerursachen könnten sein:
- ungenügende oder falsche Vorbereitung des Kupferrezipienten
- fasche Körnung des Emails
- zu dicke Beschichtung
- zu kurze Brenndauer usw.
Am verminderten Bleigehalt könnte es nach meiner Überzeugung nicht liegen. Ich empfehle:
- Das Kupferblech leicht schmirgen, also etwas aufrauhen
- das weisse Email auf die trockene Kupferfläche aufsieben
- nur so viel Email aufbringen, dass die Metallfläche nicht mehr sichtbar ist
- beim 1. Brand nur so lange brennen, dass das Email gerade erschmilzt
- aus dem Ofen holen, abkühlen lassen, kontrollieren
- nochmals etwas Email aufsieben
- beim 2. Brand so lange im Ofen lassen, bis die Emailoberfläche
rotglühend und glänzend ist
- herausnehmen, langsam abkühlen lassen.

Vielleicht ist das eine Anregung, mehr kann ich leider nicht für Sie tun.

Mit besten Grüssen Erhard Brepohl
Fredy
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Fredy

 ·  #74
Sehr geehrter Herr Brepohl,

vielen Dank für die schnelle Antwort .

Sie schreiben das die Körnung des Email´s eine Rolle spielt.

Ist es den vorteilhaft grobkörniges Email zu verwenden und es eventuell selbst zu mörsern?

Viele Grüße

Fredy
Edelstein
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Edelstein

 ·  #75
Hallo Herr Prof. Brepohl,

wenn die Informationen stimmen, dann begehen Sie heute Ihren 80. Geburtstag.
Da möchte ich mich doch gleich in die Reihe der Gratulanten begeben und Ihnen alles Gute wünschen!
Bleiben Sie der Borax-Brüder-Gemeinde noch lange so jugendlich erhalten, wie ich Sie in München kennen gelernt habe.

Herzliche Grüße
Edelstein / Ottomar
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 ·  #76
Den guten Wünschen schließe ich mich an - Herr Prof. Brepohl - alles Gute zum Ihrem Geburtstag!
Ein Boraxbruder :-)
tatze-1
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tatze-1

 ·  #77
ich hoffe, nicht nur Boraxbrüder, sondern auch Boraxschwestern dürfen hier gratulieren ;-)

Sehr geehrter Herr Prof. Brepohl,

auch ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute zum Geburtstag, gute Gesundheit und noch viele schöne und ereignisreiche Jahre, an die Sie sich gerne zurückerinnern können.

Ich habe mich sehr gefreut, Sie als einen sehr angenehmen Menschen auf der Inhorgenta kennenlernen und ein sehr interessantes und spannendes Gespräch mit Ihnen führen zu dürfen. Das hat mir sehr viel Freude bereitet.

In diesem Sinne, genießen Sie Ihren Freudentag im Kreise Ihrer Familie.

Mit freundlichem Gruß,
Anke (tatze-1)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #78
Ich schließe mich den Glückwünschen an und bedauere das ich so wenig Zeit hatte mich mit Ihnen zu unterhalten. Vielleicht können wir das bei Ihrem nächsten Besuch in München vertiefen.
Redaktion
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Redaktion

 ·  #79
Lieber Herr Prof. Brepohl,

auch wenn wir nur telefoniert und uns nicht persönlich gesehen haben, möchte ich Ihnen doch gratulieren: Ich wünsche Ihnen viele Gratulanten, eine angenehme Feier,
immer wieder eine interessante fachliche Herausforderung, jede Menge schöne Momente, Gesundheit und Zufriedenheit.

mit den besten Grüßen
aus der Redaktion
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 ·  #80
Hallo Herr Brepohl,

ich habe eine gestrickte 750er Goldkette zu reparieren. Die Kette ist leicht geknickt. Sie soll wieder gleichmäßig rund werden, aber der Durchmesser nicht kleiner werden. Haben Sie einen Tipp und damit Erfahrung?

Vielen Dank für eine Antwort.
Tina0510
STF
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STF

 ·  #81
Hallo Herr Dr. Brepohl,
durch die aktuelle Frage von Tina0510 ist Ihr Thread aufgetaucht und somit habe ich freudigerweise entdeckt, daß Sie hier im Forum aktiv dabei sind!
:geschenk:

Vielen Dank, daß Sie sich die Zeit für das Forum nehmen.

:bounce:

Erst einmal alles beste zu Ihrem runden Geburtstag; Nachträglich, jedoch nicht weniger herzlich!

Ich schreibe Sie zum Thema "Filigran" an.
Mein ehemaliger Berufschullehrer hat mich gefragt, ob ich Informationen über die Spezialtechnik habe, welche schon seit ewigkeiten (?!) in der Goldschmiedekunst zu finden ist-jedoch mittlerweile in Mitteleuropa kaum noch jemand beherrscht.
In den Balkan-Ländern, sowie in der Türkei, Israel, im Orient usw. findet man noch einige Goldschmiede, welche die Kunst noch ausüben. Der Schmuckstil gilt heutzutage jedoch als "altmodisch" und wurde von den geometrischen und massiven Formen der "modernen Kunst" verdrängt. Heute findet man annähernd ähnliche Formen in der Modeschmuckgestaltung, nur leider noch sehr wenig in Edelmetall.


Ich bin stolze Besitzerin der 14. Auflage Ihres Werkes (ein Muß für jeden Interessierten!), welche ich zu meiner Lehrzeit von meiner Lehrmeisterin geschenkt bekam.
Ab Seite 261 beschreiben Sie die Filigrantechnik, leider ist auch in Ihrem legendären Werk nicht viel über die Kunsthistorie zu finden.

Lange Rede, kurzer Sinn meines Anliegens:

Da mein Berufschullehrer mich darum gebeten hat, in Erfahrung zu bringen, ob es kunstgeschichtliche Informationen über die Filigrantechnik gibt, habe ich mich auf die Suche begeben. Bis heute Erfolglos 😢
Weder in Museen innerhalb Deutschlands, noch im Ausland.
Ich habe noch eine Freundin gebeten, welche Kunstgeschichte studiert hat, sich mal Schlau zu machen, was die Kunsthistorie betrifft. Leider ist sie auch zu keinem Ergebnis gekommen.
Anfang des Threads schrieben Sie, daß es bis heute ein Geheimnis geblieben ist, wie die Ägypter die Sakropharge aus Gold hergestellt haben. Somit bleibt das ägyptische Verfahren über der Sonne Re´s.


Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, besteht der Ursprung der Filigranhistorie in Portugal(?). Zudem wurden viele kirchliche Objekte in filigranem Silber gefertigt.
Vielleicht haben Sie einige literarische "Schätze" über das Verfahren der Filigrankunst.
Wenn dem so ist, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn Sie uns Ihr kunsthistorisches Wissen mitteilen würden; oder über bestimmte Quellen verfügen, die dieses in Erfahrung bringen könnten. Vor allem denke ich, würde es meinem ehemaligen Berufschullehrer eine Freude bereiten.

Schonmal besten Dank!

Herzliche Grüße
STF
(Fräulein...😉)
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Erhard Brepohl
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Erhard Brepohl

 ·  #82
Lieber Freddy,

kurze Frage - kurze Antwort:

Es ist gut, wenn man weisse Email grobkörnig beziehen kann, dann muss man es möglichst fein reiben und mit dem Sieb, genauso wie den Staubzucker auf den Kuchen, aufsieben.

Beste Grüsse
Erhard Brepohl
Erhard Brepohl
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Erhard Brepohl

 ·  #83
Liebe Boraxschwester,
liebe Boraxbrüder,

ich war ja höchst überrascht, als ich, von der INHOGENTA zurückgekehrt, all die lieben Grüsse und Wünsche auf dem Computer fand.
Damit hatte ich ja gar nicht gerechnet, umso grösser war meine Freude.

Ihnen allen meinen herzlichen Dank und das Versprechen, mich nach Kräften auch zukünftig an Ihren Diskussionen zu beteiligen.

Erhard Brepohl
Erhard Brepohl
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Erhard Brepohl

 ·  #84
Liebe Tina,

ich weiss zwar, wie eine gestrickte Kette gemacht wird, aber wie man sie in Ihrem Fall reparieren kann weiss ich nicht.

Es gibt ja beachtliche Experten auf diesem Gebiet, aber ich habe keine geeignete Adresse.

Schade!

Beste Grüsse

Erhard Brepohl
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 ·  #85
Mein liebes Fräulein,

zunächst danke ich Ihnen sehr für die Geburtstagsgratulation, ein so freundlicher Gruss soll nun durch eine ausführliche Antwort erwidert werden.

Mit dem Filigran ist es wie mit dem "Fräulein": Sie sind beide etwas aus der Mode gekommen.

Sie haben recht, es gibt zwar einige Museumskataloge, in denen besonders das Trachtenfiligran beschrieben wird, aber über das technische Verfahren haben wir kaum irgendwelche schriftliche Informationen.

In meinem Buch "Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk" Bd. II "Goldschmiedekunst". Köln 1999) wird sehr interessant beschrieben, wie am Anfang des 12. Jhh. Filigranbelötungen gemacht wurden.

In meiner Ausgabe "Cellini, Traktate über Goldschmiedekunst und Bildhauerei"(Köln 2005) wird in Kapitel II "Drahtarbeit" ausführlich die Filigranbelötung (Mitte 16. Jhh.) beschrieben.

Das sind die beiden wichtigsten Quellenschriften der Goldschmiedetechniken.

Ihnen geht es ja mehr um das, was ich bezeichne als
"Filigran-Netzwerk in A-jour Verarbeitung".

Dieser Schmuck war Bestandteil der Volkstrachten in Europa, aber auch im Vorderen Orient, besonders im 18. und 19. Jhh. Ich kenne für dieses Verfahren keine zeitgenössischen Beschreibungen. Ich vermute, dass es für solche Lehrbücher keine Veranlassung gab:
Das Verfahren ist eine recht einfache Handarbeit, die vom Vater auf den Sohn weitergegeben wurde.

Ich war beispielsweise 1972 in dem Dorf Kransnoja an der Wolga, 500 km östlich von Moskau. Dort wurde im 19. Jhh. in jedem Haus Filigranschmuck gemacht. So, wie etwa im Erzgebirge Spitze geklöppelt wurde. Es war eine Möglichkeit, um im Winter die Zeit zu nutzen, um das geringe Einkommen der Familien etwas aufzubessern. Nach der Oktober-Revolution wurden die Familienbetriebe zu einem Staatsbetrieb mit etwa 500 Beschäftigten zusammengefasst, daneben stand eine Berufsschule, in der der Nachwuchs ausgebildet wurde. In meinem Buch habe ich ein Zigarettenetui abgebildet, das ich dort geschenkt bekam.
Solche Familienbetriebe gab es in Spanien genauso wie in Skandinavien und auf dem Balkan. Ich vermute, dass man nicht sagen kann, wann und wo das Filigran erfunden worden ist. Es gehörte, wie gesagt, in Europa und im Vorderen Orient ganz selbstverständlich zum allgemein üblichen Trachtenschmuck.

Dass es heute ziemlich stark zurückgedrängt worden ist, liegt meiner Ansicht nach natürlich daran, dass die Volkstrachten auf den Dörfern fast völlig verschwunden ist.

Das Filigran-Netzwerk hatte den Vorteil, daß man mit nur wenig Silber eine großflächige, dekorative Wirkung erreichte. Das wenige Edelmetalll war nicht sehr teuer, die Handarbeit kostete nur wenig.

Ich meine, dass durchaus die moderne Frau gern ein Filigranarmband tragen würde, aber nach wie vor ist Filigran reine Handarbeit, also sehr lohnintensiv, und in Ländern wie Deutschland wäre ein gut gearbeitetes Filigranarmband ganz einfach viel zu teuer.

Während der Inhorgenta in München wohnte ich in em Stadtteil, der stark durch türkiasche und arabische Kultur bestimmt ist. Schmuckgeschäfte gab es in Fülle. Dort gab es wunderbaren Hals- und Armschmuck aus Au 750 z. B. aus dem Irak. Als ich nach dem Preis fragte, wurde das Schmuckstück auf die Waage gelegt, mit dem Goldpreis multipliziert, und es ergab sich ein so niedriger Preis, dass ein deutscher Goldschmied, wollte er es kopieren, wohl das Dreifache verlangen müsste.

Ich hoffe, dass ich Ihnen helfen konnte, für weitere Fragen jederzeit gern bereit verbleibe ich mit beasten Grüssen

Erhard Brepohl
Edelstein
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Edelstein

 ·  #86
Hallo STF,
Filigran wird heute noch sehr viel in Albanien und Kroatien hergestellt. Dort gibt es noch eine Anzahl Goldschmiede, die diese Technik beherrschen und praktizieren. Auch ich habe mir dort vieles davon angeeignet.
Diese Goldschmiede dürften teilweise auch mehr zur Historie dieser Technik wissen, sei es in Form von alten Büchern oder durch mündliche Überlieferung. Da wäre es sicher interessant, einen Urlaub an der schönen kroatischen Küste mit kunsthistorischen Recherchen zu verbinden. Ich selbst kenne Filigranschmiede in Krk, Crikvenica, Opatija, Lovran und Rijeka. Sie waren alle meinen Fragen gegenüber immer sehr aufgeschlossen und haben sich gefreut, dass sich jemand für ihre Arbeit interessiert. Sicher sind sie auch in Zadar, Split und Dubrovnik zu finden.

Grüßle Edelstein
tatze-1
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tatze-1

 ·  #87
Hallo STF,

frag doch mal in der Goldschmiedeschule Pforzheim bei Herrn Haager nach. Der gibt dort Filigran-Kurse, vielleicht weiß er auch was über die Historie.

Oder Du kriegst über das FBZ in Ahlen/Westfalen die Telefonnummer von Herrn Keitsch, der dort die Filigran-Weiterbildung betreut.

Oder frag im Schmuckmuseum Reuchlinhaus in Pforzheim nach. Vielleicht wissen die ja was oder jemanden, der sich darauf spezialisiert hat.
STF
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STF

 ·  #88
Hallo Herr Brepohl,
:mrgreen:
Besten Dank für Ihre ausführliche Antwort!
Sie haben ganz Recht, denn Filigran findet man vorwiegend im Trachtenschmuck. Vielleicht könnte man in diesem Bereich die Recherche vertiefen.:arrow:

Über das technische Verfahren konnte ich in 2 Goldschmiedewerkstätten im Balkan schon zuschauen und mitwerkeln; im Grunde besteht die meiste Arbeit darin, den Draht vorzubereiten; er wird Kilometerlang gezogen, hauchdünn, gewickelt und wieder gewalzt.
Das macht es auch möglich, große Flächen mit wenig Material auszufüllen.

Zitat geschrieben von Prof. Dr. Erhard Brepohl


In meinem Buch "Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk" Bd. II "Goldschmiedekunst". Köln 1999) wird sehr interessant beschrieben, wie am Anfang des 12. Jhh. Filigranbelötungen gemacht wurden.

In meiner Ausgabe "Cellini, Traktate über Goldschmiedekunst und Bildhauerei"(Köln 2005) wird in Kapitel II "Drahtarbeit" ausführlich die Filigranbelötung (Mitte 16. Jhh.) beschrieben.

Das sind die beiden wichtigsten Quellenschriften der Goldschmiedetechniken.

Das werde ich mir mal zu Gemüte führen und auch an meinen Berufschullehrer weitergeben.


Zitat geschrieben von Prof. Dr. Erhard Brepohl
Ich war beispielsweise 1972 in dem Dorf Kransnoja an der Wolga, 500 km östlich von Moskau. Dort wurde im 19. Jhh. in jedem Haus Filigranschmuck gemacht. So, wie etwa im Erzgebirge Spitze geklöppelt wurde. Es war eine Möglichkeit, um im Winter die Zeit zu nutzen, um das geringe Einkommen der Familien etwas aufzubessern. Nach der Oktober-Revolution wurden die Familienbetriebe zu einem Staatsbetrieb mit etwa 500 Beschäftigten zusammengefasst, daneben stand eine Berufsschule, in der der Nachwuchs ausgebildet wurde. In meinem Buch habe ich ein Zigarettenetui abgebildet, das ich dort geschenkt bekam.

Das hört sich interessant an, wie eine kleine "Filigranstadt".
Vielleicht weiß dort noch der ein oder andere etwas über die Historie.


Zitat geschrieben von Prof. Dr. Erhard Brepohl
...und in Ländern wie Deutschland wäre ein gut gearbeitetes Filigranarmband ganz einfach viel zu teuer.

Ja, bei den heutigen Goldpreisen, Internetshops und Guß-Import denkt jeder 3x über die Investition in Schmuck aus Edelmetall nach.
Ansonsten ist die Präzision bei der Filigfranarbeit immer so eine Sache; wie Sie sagten, ein gut gearbeitetes erfordert viel Zeit. Der Goldschmied, bei dem ich die Filigrankunst intensiver gelernt habe, sprach von einer Redewendung "filigrane Kunst ist dadurch daß sie keine Maße braucht und auch nicht hat, immer einzigartig". 😉

Zitat geschrieben von Prof. Dr. Erhard Brepohl
Schmuckgeschäfte gab es in Fülle. Dort gab es wunderbaren Hals- und Armschmuck aus Au 750 z. B. aus dem Irak. Als ich nach dem Preis fragte, wurde das Schmuckstück auf die Waage gelegt, mit dem Goldpreis multipliziert, und es ergab sich ein so niedriger Preis...

Es ist meist so, daß im Ausland der Schmuck nach Gewicht berechnet wird. Der Arbeitsaufwand ist unerheblich. Aus diesem Grunde steht in der Regel mehr Quantität als Qualität der Schmuckanfertigung im Vordergrund-also oftmals "schludrig"verarbeitet. ~Die Regel bestätigt die Ausnahme. (oder wie war das doch gleich?)
Liegt der variable Goldpreis tatsächlich an der wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Landes? Also je niedriger die Landeswährung, desto niedriger ist der Goldpreis? (mal von den Börsenkursen abgesehen?!?) Dann wäre es logisch Sinnvoll, wenn jeder Goldschmied sein Gold aus einem Land importieren könnte, wo die Landeswährung deutlich weniger wert ist als der ? Kennen Sie die Zollgesetze und inwieweit es sich lohnt? Oder ist die Verzollung so hoch, daß es im Endeffekt auf's gleiche hinausläuft? Ich meine, wenn "fertiger" (arbeitstechnisch gesehen "Billig"-)Schmuck importiert werden kann, gilt es auch für den Rohstoff Edelmetall? Oder gibt es eine Welt-Wirtschafts-Hand, die darüber wacht? Das würde mich brennend interessieren!
Zitat geschrieben von Prof. Dr. Erhard Brepohl
Ich hoffe, dass ich Ihnen helfen konnte, für weitere Fragen jederzeit gern bereit

Ja, ich freue mich sehr über Ihre Antwort und bezüglich des Filigrans haben Sie mich auf die Idee gebracht, bei den traditionellen Trachtenschneidern Nachforschungen zu versuchen.

Meinen besten Dank
und die besten Grüße!
STF
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STF

 ·  #89
Hallo Edelstein,

Zitat geschrieben von Edelstein

Da wäre es sicher interessant, einen Urlaub an der schönen kroatischen Küste mit kunsthistorischen Recherchen zu verbinden.


Ja, das ist eine gute Idee, mal dort die Goldschmiede im einzelnen zu fragen. Vielleicht hat der ein oder andere noch einen Wissensschatz verborgen!

Danke für Deine Antwort!

LG
STF
STF
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STF

 ·  #90
Hallo tatze-1

Danke für Deine Tips! Fragen kostet nichts!
😉

Herzliche Grüße
STF
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Die Goettgen Schmuck-Community ist umgezogen zu Gutachter und Goldschmied Heinrich Butschal. Speichere den neuen Link. Deine Beiträge, Galerien und Dein Account bleiben natürlich gleich. Wir wünschen weiterhin viel Spaß im Butschal-Schmuckforum!

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