Messing ist nach dem Löten rötlich

 
Steffi-Lotte
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Steffi-Lotte

 ·  #1
Hallo Miteinander,

ich bin ganz neu hier und möchte - bevor ich zu meinem eigentlichen Problem komme - erstmal kurz meinen Hintergrund erläutern. Goldschmiedetechniken sind mir nicht wirklich vertraut, bislang habe ich eigentlich nur Modeschmuck aus Glasperlen, Glassteinen, fertigen Messingornamenten usw. hergestellt. Also die Dinge zurechtgebogen, mit Biegeringen zusammengefügt, auf Nietstifte gefädelt usw. Ich wollte mich jetzt allerdings mal an Ohrstecker wagen, weil ich viele kleine Messing Stampings gefunden habe, z.B. Kreise, Monde usw. Also quasi flache, massive Teile aus reinem Messing.

Mein Plan war, auf die Rückseite einen Stift zu löten, mit Hilfe von Lötpaste und einem kleinen Handgasbrenner. Das hat soweit auch ganz funktioniert. Der Stift hält, das Messingteilchen ist zwar etwas schwarz geworden, aber das konnte ich eigentlich problemlos wieder wegpolieren. Allerdings sind alle Messingteile, die vor dem Löten noch goldglänzend waren, nun eher rötlich und das bekomme ich auch nicht weg. Das Kupfer kommt wohl irgendwie stärker zum Vorschein? Vermutlich mache ich schon beim Löten einen Fehler, oder? Wenn jemand eine Idee dazu hat, wäre ich über Tipps sehr dankbar, denn ansonsten macht mir das großen Spaß.

Liebe Grüße,
Steffi
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Lötest Du mit Zinn?
Steffi-Lotte
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Steffi-Lotte

 ·  #3
Nein, mit Silber.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #4
Das ist ganz normal, du hast nichts falsch gemacht.
Mit schmirgeln und polieren kriegst du es wieder glänzend
Steffi-Lotte
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Steffi-Lotte

 ·  #5
Okay, dann ist das quasi normal.

Dann bräuchte ich aber doch wohl auch noch Hilfe mit dem Schmirgeln und Polieren. Ich habe mal ein Foto angehängt, ich hoffe, man sieht den Unterschied etwas. Die rechte Schwalbe ist quasi das Original in einem schönen Goldton, die linke Schwalbe ist der Ohrstecker, eher rötlich. Besser bekomme ich die Ohrstecker nicht hin.

Was muss ich denn benutzen, damit sie wieder wie vorher werden?

Vielen Dank!
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Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Hier findest Du eine Beschreibung: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
Wenn Du nach Gelbbrenne googelst findest Du noch mehr dazu.
Tilo
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Tilo

 ·  #7
einfach mal über die messingfarbene schmirgeln und schaun, ob das gelbe evtl. ein überzug ist
also: vielleicht eher Tombak als Messing ist
gelbgebeizt
oder mit hauchdünner Vergoldung gegen anlaufen während Lagerzeit
Tilo
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Tilo

 ·  #8
Heinrich
in deinem Link wird erklärt, daß durch die Gelbbrenne/Gelbbeize mehr Zink als Kupfer ausgelöst wird
hab mir den Bereich jetzt 3x durchgelesen

ich meine, für den Fall hier braucht man es doch andersrum: mehr Kupfer lösen, damits weniger rot wird
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Ich arbeite selten mit Unedelmetallen und habe es mir nicht durchgelesen. Wenn ich zu dem Thema etwas brauche schlage ich im Brehpol nach. Daher war mir der Begriff Gelbbrenne noch geläufig.
Ralph G
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Ralph G

 ·  #10
Hast du nach dem Löten gebeizt oder gleich poliert?

Wenn gleich poliert ists wahrscheinlich ein Überzug von rotem Kupferoxid.

Messing besteht ja hauptsächlich aus Kupfer, Kupfer bildet beim erhitzen in Sauerstoffatmosphäre sowohl Schwarzes als auch Rotes Kupferoxid. Das Schwarze ist an der Oberfläche und haftet nicht sehr fest, läßt sich leicht entfernen , das Rote Oxid ist darunter und haftet deutlich fester.

Hast du gebeizt hat sich evtl. aus der Oberfläche mehr Zink herausgelöst und die Oberfläche erscheint deshalb mehr Kupferfarben.

Egal was jetzt , das Zeug muss ja runter. Also entweder "Gelbbrenne" oder mehr polieren.
Da sich solche Kleinteile mit Struktur von Hand nur schlecht Polieren lassen wär vielleicht ne Poliertrommel einfacher.



Das rote Kupferoxid läßt sich auch "absichtlich" herstellen um eine rote Patina zu erzeugen. Auf reinem Kupfer ist das Ausgeprägter als auf Messing.

Bild zeigt die Versuche von jemand anderen der das gut kann(bei mir wars nicht ganz so schön) auf reinem Kupfer. Das Rote Kupferoxid haftet so gut das man es sogar polieren kann. Zu aggressives polieren entfernt es wieder, ist aber deutlich dicker und haltbarer als nur eine Hitzecolorierung mit Anlauffarben.

Modedit ZH Fremdbild entfernt

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Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #11
Hallo Ralph
wenn du hier Bilder postest, müssen die Bildrechte bei dir liegen.
Alternativ kannst du einen Link zu dem Bild posten, leider habe ich keinen gefunden, sonst hätte ich ihn eingefügt.
Ralph G
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Ralph G

 ·  #12
Ups, sorry, hab das bild jetzt als link im obigen Post eingefügt.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #13
Danke
Ralph G
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Ralph G

 ·  #14
Hmpf, manchmal steht man ja auf dem Schlauch, die Lösung ist ganz einfach : Essig!

Kurzer Versuch mit Messingröhrchen:

1) geglüht = schwarz
2) leicht angeschliffen, vom roten Oxid erstmal keine Spur
3) in verd. H2SO4 gebeizt = Kupfersaum im oberen Bereich
4) danach in heisser Essigessenz gebeizt = alles OK!
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messing.jpg
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Tilo
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Tilo

 ·  #15
ändert aber nix daran, daß lotte angeblich schon geschmirgelt hat und es trotzdem rot ist

also an den höchsten stellen sollte es selbst bei zu zaghaften schmirgeln schon messingfarben werden
seh ich nix von
deshalb bleib ich bei meiner Frage: was passiert beim schmirgeln des messingfarbenen ungelöteten originals?
Freak
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Freak

 ·  #16
Ich glaube mich zu erinnern dass das mit dem Schmirgeln zumindest mühsam war und kein voller Erfolg. Und die Flügel...

Ohne Schwefelsäure klappt es gut mit
1 Teil Essig
3 Teile Wasserstoffperoxyd, 3%, aus der Drogerie
Erwärmen (nicht kochen), 5 Minuten (! nicht länger) einlegen, mit Messingbürste + Seife drübergehen. Vorgang eventuell wiederholen.

Oder einen Eßlöffel Wasserstoffperoxyd zur normalen Beize geben (ich verwende Vitrex).

Wasserstoffperoxyd zerfällt an der Luft, Aufbewahrung nicht möglich.

Gutes Gelingen
Sylvia
Ralph G
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Ralph G

 ·  #17
Naja, ich seh halt dass es am Kopf/Körper des Schwälbchens Messingfarben ist, in den Vertiefungen Hals/Flügel noch rrötlich, läßt sich also wegpolieren und ist Oberflächlich. Was jetzt die genaue Ursache (Oxid oder Zinkauslösung oder ???) ist sei mal dahingestellt.
Die Vertiefungen lassen sich halt schlechter auspolieren, beizen ist da Einfacher.
Steffi-Lotte
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Steffi-Lotte

 ·  #18
Erst einmal vielen, vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. Ich konnte noch gar nicht alles lesen, weil ich heute lange arbeiten muss, melde mich aber auf jeden Fall noch mal ausführlicher zurück!

Liebe Grüße,
Steffi
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #19
Bei Messing besteht immer die Gefahr der roten Niederschläge. Ganz schlimm ist es, wenn man Messing in einer Sauerstoff abspaltenden Säure erhitzt, z.B. Phosphorsäure. Es entsteht Kupferoxidul.

Im Gegensatz zu manchen Lteraturstellen, ist es mir nicht gelungen, kupfer(1)oxid mit Schwefelsäure aufzulösen. Was jedoch einwandfrei funktioniert, ist Salpetersäure. Ganz kurz eintauchen und sofort spülen. Die Säure kann auch mit etwas Wasser verdünnt werden, was die Aggressivität drastisch vermindert. Vorsicht, wenn man Schwefelsäure in verdünnte Salpetersäure gibt, verstärkt sich die Wirkung der Salpetersäure enorm! Evtl. Löst sich der rote Belag auch in Essigessenz, aber das habe ich noch nicht probiert. Ich nehme immer Salpetersäure.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #20
Ich hatte zu Anfang meiner Selbständigkeit mit FuE zu Giesstechnik einen älteren Herren als Berater. Er kam aus der physikalischen Forschung und hatte in seiner Jugend neben Otto Hahn arbeiten dürfen.

Er riet mir alles selbst zu überprüfen und noch einmal zu überprüfen, weil seiner Meinung nach ca. 1/3 aller Aussagen in Lehrbüchern falsch seien.

Das käme daher das irgendwann etwas geschriebenes immer wieder abgeschrieben würde bis es so weit verbreitet ist das man glaubt es sei eine feststehende Tatsache.

So weit zu den Literaturstellen und Deiner Beobachtung. :-)
Steffi-Lotte
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Steffi-Lotte

 ·  #21
So, nun kann ich mich ausführlicher zurückmelden und möchte mich nochmal herzlich bedanken, dass sich so Viele Gedanken zu meinem Problem machen.

Zu euren Fragen: wenn ich die originale Messingschwalbe anschmirgle, kommt auf jeden Fall nichts Rotes zum Vorscheint, das Ganze wird höchstens etwas heller vom Farbton her.

Nach dem Löten habe ich versucht, es zu beizen. Da ich allerdings erst mal auf diese richtigen Säuren verzichten wollte, habe ich es in ein Essig-Salz-Gemisch gelegt, das hatte ich irgendwo gelesen. Hatte aber nicht wirklich den gewünschten Effekt, es ist im Gegenteil noch röter geworden.

Dann habe ich versucht, durch Polieren das Rote wegzubekommen, aber so ganz klappte es halt nicht.

Ich denke, ich versuche es daher erstmal mit einer richtigen Beize, habe ja hier jetzt viele Tipps bekommen.

Liebe Grüße,
Steffi
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