Silber ätzen - eine Alternativmethode.

 
Ralph G
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Ralph G

 ·  #1
Neben meinen Arbeite in Titan ist mein 2tes Steckenpferd ja die Ätztechnik.
Die hier beschriebene Methode wurde glaub ich hier im Forum noch nicht angesprochen, zumindest ergab meine Suche da nix, deshalb mal mein Senf dazu. :D

Hier mal ein Beispiel was man da so machen kann, Hab mal was mit recht feinen Details ausgewählt . Größe ist ca Durchmesser einer Euromünze. Man sieht das es möglich ist sehr Feine Details der Vorlage exakt umzusetzen. Geht auch mit Schriften,Logos und anderen Motiven.

Vor dem Ätzen sieht das so aus:
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Das Ergebnis: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
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Bei der Traditionellen Methode zur Ätzung von Silber wird meist mit relativ hoch konzentrierten Säuren (Salpetersäure 15-40%ig) gearbeitet. (Ich glaub im neuen Brepohl ist sogar 50/50 HNO3/HCL angegeben?). Das ist meiner Meinung nach Overkill. Viele schrecken vor der Ätztechnik zurück weil man mit gefährlichen, konzentrierten Säuren arbeiten muss . Das ist nicht ganz ungefährlich und bei der Ätzung von Silber mit konz. Salpetersäure entstehen zudem giftige Gase verschiedener Stickoxide (NOX). Dies macht einen Abzug erforderlich und das allgemeine Handling von höher konz. Säuren ist ja eben auch nicht jedermanns Sache. Kein Wunder also wenn viele davor zurückschrecken und diese eigentlich schöne Technik nur recht wenig Anwendung sieht. Es gibt aber Alternativen.

Alternativmethoden sind z.B die Ätzung mit Eisennitrat, das Verfahren wurde hier schon mal von Edmund vorgestellt. (Link zum Beitrag?)

Besser als mit 30-40% HNO3 aber der Nachteil dabei ist:

- Die Ätzlösung ist irgenwann mit Silber gesättigt und somit „verbraucht“

- Eisennitratlösung erschöpft sich noch früher als Eisen(III)chloridlösung

- Muss in recht hoher konz. Verwendet werden, am besten bei 40-45°C,

- Eisennitrat ist nicht unbedingt günstig , beschaffbarkeit evtl auch problematisch.

- Das gelöste Silber kann nicht so Einfach ohne weiteren chem. Aufwand wiedergewonnen werden und ist mehr oder weniger "verloren".


Nachdem ich verschiedenes Probiert habe ist meine bevorzugte Methode bei Silber das elektrochemische Ätzen. Anstelle konzentrierter Säuren oder Salzlösungen wird hier mit sehr niedrigen Konzentrationen dieser Stoffe gearbeitet und dafür der Ätzvorgang mit Elektrizität unterstützt. Im Grunde ist das nix anderes als das Gegenteil zur Galvanik, anstelle dass mit Hilfe von Strom Metall aus einem Elektrolyten Aufgetragen wird, entfernen wir das Metall auf der Anodenseite gezielt mit Hilfe von Strom. Da der Ätzvorgang durch die Kraft des Stroms unterstützt wird kommt man mit wesentlich geringeren (und somit auch im Umgang deutlich sichereren) Konzentrationen aus. Beim Elektrochemischen Ätzen benötigt man eine Stromquelle, einen Elektrolyten , das zu Ätzende Teil wird an den Pluspol (Anode) der Stromquelle angeschlossen, an den Minuspol (Kathode) schließt man ein Silberblech, Edelstahlblech oder Titanblech an. Kupfer oder Messing eignen ich nicht als Kathode.

Elektrolyt:
Generell kommt dabei entweder eine nur 3%-3,5%ige Salpetersäurelösung zum Einsatz , oder Alternativ, wenn man überhaupt gar nicht mit Säuren handhaben möchte kann eine 10%ige Silbernitratlösung mit gleichem Erfolg verwendet werden. Nachteil bei Silbernitrat ist, dass es recht teuer ist.

Die Vorteile die ich da sehe sind im Einzelnen:

-niedrige Konzentrationen (3%-3,5%ige HNO3 oder 10% AgNO3 Lösungen als Elektrolyt) die relativ Handlingssicher sind und keine grosse Gefahr im Umgang darstellen im Vergl. Zu z.B 40% HNO3 . die Üblichen sicherheitsmassnahmen gelten aber hier auch: Handschuhe tragen, nicht ins Auge kommen lassen, nicht austrinken :D, Umweltgerecht entsorgen etc etc.

-für Feinsilber und Sterlingsilber gleichermassen geeignet. Bei Argentiumsilber (Germanium)und anderem Modernen (Farb)Silberegierungen niedrigen Feingehalts die ausser Kupfer noch was weiss ich fürn Zeuch enthalten wird durch die Zusatzstoffe der Elektrolyt evtl kontaminiert und funktioniert nach kurzer Zeit nicht mehr.

- Es werden keine giftige Gase(NOX) während des Ätzvorgangs frei

- funktioniert bereits bei geringen Volt/Amperezahlen, Es werden nur Spannungen von 1-4V DC benötigt, für kleinere Stücke in Anhängergröße reicht bereits eine 1,5V Batterie als Stromquelle. Ätzzeit ist bei nur einer Batterie aber länger als beim Netzteil mit mehr Power.

- Der Elektrolyt ist vielfach wiederverwendbar und verbraucht sich nicht(, endlose Wiederverwendung wäre jetzt Übertrieben), mit 1Liter des 10% AGNO3 Elektrolyten können problemlos ca 800g an Sterlingsilber „aufgelöst“ werden, bei Feinsilber geht mehr, da kein Kupfer drin ist.

- Das aufgelöste Silber schlägt sich an der Kathode als silberschwamm oder Silberkristalle hoher Reinheit( 999 Feinsilber) nieder und läßt sich ohne Einsatz zusätzlicher Chemie leicht wiedergewinnen. Einfach Ausfiltern/Abstreifen, Waschen, Einschmelzen fertig. Es geht also nix verloren.

Alles in allen sehe ich in der Elektroätzmethode schon einige Vorteile gegenüber den traditionellen Methoden und das ganze ist auch für den geneigten Hobbyisten recht Problemlos anzuwenden. Größere oder Kostspielige Ausrüstung wird erstmal nicht benötigt, macht man das Öfter ist der Einsatz von Batterien nicht unbedingt Wirtschaftlich und man kann sich ein geeignetes Netzteil beschaffen. Natürlich arbeitet man auch hier immer noch mit Chemikalien und sollte dieser Tatsache genügend Respekt zollen , das Gefahrenpotential ist jedoch relativ gering im Vergleich zum Umgang mit Konzentrierten Säuren sofern man Grundlegende Sicherheitsmaßnahmen befolgt wie Handschuhe tragen, keine Spritzer in Auge, Lösung nicht Trinken , ausser Reichweite von Kindern und Haustieren halten, Umweltgerecht entsorgen etc etc. wie bereits oben angesprochen.

Falls zu dem Thema Interesse besteht kann ich noch mal nen bischen mehr ins Detail gehen und auch noch nen Paar weitere Fotos hochladen.

Beste Grüße
Ralph


:D
Ralph G
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Ralph G

 ·  #2
Zur Ergänzung noch: In meinem Beispiel hab ich als Resist eine Fotopolymerfolie verwendet (das Blaue Zeug) es eignen sich aber natürlich auch die Üblichen Verdächtigen wie Wachs, Asphaltlack, ,Toner Transfer, Vinylsticker oder Nagellack.

Zum Nagellack fand ich diese Idee noch ganz Pfiffig. [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Die Dame Ätzt zwar mit Eisennitrat aber die Methode mit dem "Stamping" läßt sich problemlos Übertragen. Ich hab von Nail-Art keine Ahnung die Schablonen dafür gibts aber wohl zu hauf mit wasauchimmer für Motiven. Ist halt was für Kleinteile oder gibts die auch im gross? So für den Grossen Onkel am Fuss :D... Die Damen in der runde kennen sich da viell. Besser aus.
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #3
Ich werde mal meine Nagelfee nächste Woche fragen, ob es die Schablonen auch in großer gibt.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #4
Tolle Sache thx for sharing
Freak
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Freak

 ·  #5
Hallo RalphG,

hast Du es schon nur mit Salzwasser probiert?
Ich schon, mit stark gesättigter Lösung, jodfreies Salz. Netzteil auf 9V gestellt. So YouTube entnommen. Eine kurze Zeit blubberte es, aber ansonsten tat sich leider fast nichts, kann man nicht als Ätzen bezeichnen.
Für Kupfer funktionierte die Methode, hilft mir aber nicht weil ich gerne Silber ätzen würde.

Wäre interessant ob Du das mit Erfolg probiert hast.
Danke, lG
Sylvia
Ralph G
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Ralph G

 ·  #6
Danke. Naja gibt ja nicht so viele die sich mit sowas beschäftigen und wenig Erfahrungswerte dazu im deutschen Raum.
Vielleicht sind diese Infos ja doch mal interessant und es läßt sich der ein oder andere dadurch mal dazu verleiten was auszuprobieren.

:)
Noch nen Paar Nachträge:

Wie lange dauert das Ätzen? Das hängt allein davon ab wieviel Strom in der Zelle fließt, die Volt dienen sozusagen nur dazu den Strom an die richtige Stelle zu liefern. bei 100% effizienz , 1 Ampere für 1 stunde löst 4,0025g Silber auf. Kennt man jetzt die cm² Oberfläche, die gewünschte Ätztiefe und misst wieviel strom fließt kann man ungefähr vorher abschätzen wie lange das dauert. Macht aber sinn immer mal nachzuschauen zwischendurch. eine D-Batterie(Mono) ist in der lage ca 100mA dauerstrom zu liefern, braucht man mehr verbindet man mehrere parallel (nicht in serie, dabei würde die Spannung größer) Ein entsprechendes Netzteil ist da auf dauer aber günstiger. ein altes Computernetzteil hat fast jeder und die liefern an der Orangenen leitung (+) 3,3V also bestens geeignet. Um ein altes ATX netzteil ausserhalb des Computers zu betreiben verbindet man den Grünen draht mit einem der Schwarzen(-) sonst startets schon mal nicht. Evtl brauchts auch noch eine Last, heisst entweder ein altes laufwerk HDD o.Ä anschließen oder zw rot(5V) und schwarz nen Birnchen oder 10W widerstand. Die Dinger liefern schön gesiebten Gleichstrom und meist auch bis zu 10-15A oder mehr problemlos. aus dem Netzteil kommt nur Gleichstrom (orange 3,3V Rot 5V gelb 12V) , die sind Kurzschlussfest und man braucht also keine Angst zu haben dass man sich ekektrokutiert. Aufschrauben und intern Veränderungen vornehmen sollte man aber keinesfalls, das kann gefährlich sein und ist nur was für Profis.

Der Strom nimmt immer den kürzesten weg, die Elektroden sollten also überall den gleichen abstand haben. Bei stark gebogenen Objekten machts sinn auch nen entsprechend gebogene Kathode zu benutzen.

Ätzt man Sterling Silber hat man auch kupfer im elektrolyt. Das schadet nicht, im Gegenteil. Ab einem gewissen Kupfergehalt wird das silber nicht mehr als fein verteilter Schwamm sondern als dichte glitzernde Kristalle abgeschieden.

Sieht man auch af dem Foto hier:http://i270.photobucket.com/albums/jj104/rolynd666/Silber/silber6_zpsgrpvx1co.jpg

Das ist ne frisch angesetzte 3%Hno3, anfangs ist da noch kein silber und auch kein kupfer gelöst, dauert ein paar minuten bis sich an der Kathode was abscheidet. Man sieht dass die lösung am Boden leicht grünblau gefärbt ist, obendrüber ists klar, das kommt vom gelösten Kupfer. An der Kathode scheidet sich das silber als fein verteilte partikel ab, je feiner desto dunkler. Je weiter das nach unten reicht desto höher der kupfergehalt und die farbe wechselt von fast Schwarz über grau zu feine glitzernden Kristallen ganz unten. solte man halt mal umrühren habs aber so gelassen das man dadurch schön den einfluss des Kupfergehalts auf die Abscheidung sieht. Bis zu einem Gehalt von ca 60g/L Kupfer wird das Silber als 999 Feinsilber abgeschieden. Ist mehr Kupfer gelöst scheidet sich beides zusammen ab. Der elektrolyt ist nach wie vor weiter zum ätzen geeignet nur bekommt man eben kein Feinsilber mehr.

Nach beendigung filtert man das einfach raus, Wäscht mit etwas aqua dest nach und trocknet. Hat man genug schmilzt mans wieder zu Feinsilber ein. [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Silbernitratlösung sind lichtempfindlich und der Elektrolyt sollte fürs nächste mal Lichtgeschützt aufbewahrt werden. Im Schrank, oder Braunglasflasche etc.

Im größeren Masstab wird das Verfahren (heisst nach den erfindern Moebius-Zelle oder Balbach-Thum Zelle) zur raffination und aufreinigung von Silber beim Recycling benutzt. Man könnte es also auch zur gewinnung von Feinsilber aus silberschrott benutzen.

Die Fotos sind nicht von mir, hier sieht man aber nochmal schön die Silberkristalle die sich bilden. [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
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Ich nutze das halt nur im kleinen Masstab zum Ätzen, funktioniert aber augezeichnet wie ich finde.
Normalerweise nehme ich ein Netzteil weils schneller geht , zu demonstrationszwecken hab ichs aber mal mit Batterie gemacht.
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Kupfer und Messing kann man natürlich auch elektroätzen, als Elektrolyt dient dabei eine Kupfersulfatlösung. Kupfer wird langsamer aufgelöst : 1 Ampere für 1 Stunde löst 1,89g Kupfer.
Ralph G
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Ralph G

 ·  #7
Hab wie gesagt einiges ausprobiert, Salz (NaCl)natürlich auch. Mir war vorher schon klar dass es nicht funktioniert aber trotzdem muss man ja mal testen. Das geht nicht weil sich nach kurzer Zeit eine Kruste von unlöslichem Silberchlorid (AgCL) am ätzteil bildet die weitere Ätzung verhindert.

Man braucht etwas dass ein lösliches silbersalz bildet. Allerdings sieht die Auswahl da mager aus. Silberacetat ist geringfügig löslich mit ca 10g/L ähnlich Silbersulfat mit ca 8g/L
Silbernitrat hingegen 2160g/L!!

Ich habs mit essig versucht, es findet auch ne geringe ätzung statt (mehr als bei Salz) es stoppt aber auch wieder nach kurzer Zeit. Das liegt zum einen an der geringen löslichkeit des acetats zum anderen ist in Hauhaltsessig ja auch chlorid drin - der wird ja nicht mit Aqua dest gemacht. Die chlorid-Ionen bilden wieder Silberchlorid und das hatten wir ja schon = geht nicht. Evtl gehts mit reiner chloridfreier verd Essigsäure besser aber schon aufgrund der Löslichkeit des acetats würde man nicht viel ätzen können.

Verd. Schwefelsäure ätzt auch ein wenig aber die ergebnisse sind ebenfalls nicht berauschend.

Im Netz gibts noch die anleitung von John Flynn, der hat mit Phosphorsäure geätzt. [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
Hab ich ebenfalls getestet das Ergebnis war bei mir negativ. keine Ätzung nur ein grüngrauer schwer zu entfernender Belag. Vielleicht ist in dem Ospho ja noch was anderes drin als nur Phosphorsäure? Das Zeug gibts bei uns halt nicht.

Um Irgendwas mit Nitrationen wird man nicht herumkommen möchte man einigermassen komfortabel ätzen. Die Beste Methode ist immer noch die anfänglich beschriebene, mit 3% HNO3 oder silbernitrat, danach kommt Die Methode Mit eisennitrat. als letzte geht natürlich das ätzen mit konz. Salpetersäure - aber das wollte ich ja nicht.
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Freak

 ·  #8
Danke, RalphG, das beruhigt mich. Insofern, als ich wohl doch nichts falsch gemacht habe. Hatte da extra nachgefragt [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
und nach denen hätte es mit Salzwasser funktionieren sollen.

Muss ich also schauen wer mir entsprechende Chemikalien anvertraut.

LG Sylvia
Ralph G
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Ralph G

 ·  #9
Nee, für Silber KANN Salzwasser nicht funktionieren wegen der angesprochenen löslichkeitsprobleme. Das Chlorid Ion ist recht aggressiv und greift ziemlich viele Sachen an das endprodukt muss aber löslich sein. Bei kupfer funktioniert das weil Kupferchlorid wasserlöslich ist.

Viele denken ja dass elektroätzen mit Salzwasser ungefährlich ist weil mit salz geht man ja täglich um. Was viele vergessen ist, dass beim Elektroätzen mit NaCl an der Kathode Chlorgas freigesetzt wird. Die Menge ist zwar recht gering, bei Kleinteilen und kurzen Ätzzeiten merkt man das kaum. Ätzt man jedoch größere Stücke in geschlossenen Räumen kann sich das schon unangenehm bemerkbar machen. Chlorgas ist giftig und wurde im WKI als Kampfgas eingesetzt. Also VÖLLIG unbedenklich ist genaugenommen eine Salzwasserätzung auch nicht... Für Kupfer ist Kupfersulfatlösung deutlich besser, da das gelöste Kupfer ähnlich wie bei der Silbernitratlösung an der Kathode wieder abgeschieden wird und der elektrolyt sich nicht verbraucht. Giftige Gase entstehen da auch keine.

Salpetersäure gibts z.B bei [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Salpetersäure und Silbernitrat bei [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Momentan ist die Abgabe von Salpetersäure an Privatverbraucher noch möglich, dies ändert sich aufgrund neuer EU-Regelungen ab dem 1.3.2016 - danach nur mit Sondergenehmigung wenn überhaupt. Bis dahin sollte man sich also was besorgt haben. Für den Hobbyätzer reicht 1L Salpetersäure zumal Sie nur Stark verdünnt eingesetzt wird und der Elektrolyt trotz der geringen konz vielfach wiederverwendbar ist aber so gut wie Lebenslang...

Wegen evtller Sicherheitsbedenken hier noch mal die sicherheitsdatenblätter zu Salpetersäure

65%ige HNO§

- verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden
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3%ige HNO3

- verursacht Hautreizungen
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Es ist also schon gen grosser unterschied zW einer Schweren Verätzung und einer Hautreizung...

Handschuhe sollte man wie gesagt immer tragen auch bei 3%ig aber im Umgang ist die 3%ige lösung wesentlich weniger aggressiv.


Beim anfänglichen verdünnen muss man halt vorsichtig damit umgehen. Die Säure immer zum Wasser dazugeben - nicht umgekehrt.

Um ca 1L 3%ige HNO3 aus 65%iger Säure herzustellen gibt man nach Mischungskreuz 36ml 65%ig zu 1034ml Aqua dest und erhält 1071ml 3%ige Salpetersäurelösung. Mit 1L konz Salpetersäure können also max 27,7l elektrolyt hergestellt werden.
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #10
Toller Beitrag. Das werde ich einmal versuchen.

Könntest du noch besser beschreiben, wie du die Teile die nicht geätzt werden am besten abdeckst?
Ich kenne das aus der Leiterplattenproduktion. Da hatten wir das mit wasserfesten Eding gezeichnet.

Ich bin aber mit diversen Grafikprogrammen am PC vertraut. Wie kann man das auf das Silber bekommen?

Wie tief kann man ätzen? Es wird ja eine Unterwanderung geben?
Ralph G
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Ralph G

 ·  #11
klar doch, gerne K-Heinz, freut mich dass es dein Interesse geweckt hat :)
Man kann wie gesagt alles mögliche verwenden da ich aber mit der Hand nicht so feine Muster Aufzeichnen kann wie ich Sie gerne mache verwende ich entweder das Toner-Transfer Verfahren oder das obig angesprochene Photolithografische Verfahren.. zum toner transfer hab ich schon mal was in meinem Älteren Beitrag zur Ätztechnik geschrieben- bevor ich mich hier lang wiederhole am besten dort nachschauen.

Beide Verfahren werden gern auch in der Platinenherstellung benutzt wo es eben auch auf feine Details ankommt.
Beim Obigen Teil habe ich einem Photopolymerfilm benutzt , nennt sich "Puretch" und kommt von [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar] . In Deutschland hab ich da keinen Anbieter gefunden, meines stammt von [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar] aus Holland. Problemlose Abwicklung. Da ich das nur für kleine Sachen Verwende reicht so ne Rolle verdammt lange. Schlecht wird das auch nicht solange mans lichtgeschützt aufbewahrt.
Das auflaminieren des Films erfolgt bei Gelblicht da dies keinen UV Anteil hat welches den film vorzeitig belichten würde.
Der Film ist beidseitig mit ner dünnen plastikfolie geschützt, man zieht auf einer Seite die Schutzschicht ab besprüht mit ein wenig Wasser und laminiert auf das fettfreie!!! Metall. Das Motiv wird auf eine Transparente Folie Gedruckt und aufgelegt. Damits press anliegt kommt ne dünne glasscheibe drauf. Dann wird belichtet(halt irgendwas dass UV strahlung abgibt). Ich nehme einen alten Gesichtsbräuner dazu, ne 500W Halogenlampe oder z.B die Sonne (so Sie denn Scheint) geht auch. Belichtungszeit ist abhängig von Stärke, Dauer der Exposition und Entfernung. Bei mir sinds z.B 2:30 min bei 50cm Entfernung. Muss man halt anfangs testen.
Der Film ist ein sog. Negativ- Film, alle Bereiche die von der Maske abgedeckt sind werden nicht belichtet und bleiben "weich" Die belichteten Bereiche werden blau und unlöslich. Nach dem Belichten wird die obere Schutzfolie entfernt und das ganze mit ner 1%igen Sodalösung (Waschsoda, Natriumcarbonat) entwickelt. Dabei lösen sich die unbelichteten Bereiche auf während das Blaue als Resist Stehenbleibt . Dann nochmal kurz direkt vor die UV-lampe damit das Stehengebliebene auch endgültig aushärtet. Danach kann geätzt werden. Natürlich deckt man die Rückseite und die Kanten noch ab. Kann man mit Nagellack machen, ich nehm einfach Paketband - das geht leichter wieder ab :) Nach dem Ätzen kommts in ne 5-10%ig warme sodalösung, die löst nach ein Paar Minuten Das Verbliebene Resist auf.

Sachen auf die man achten sollte:
- Anfangs war das entfernen der Schutzfolie recht fummelig,Festpinnen und mit nem Spitzen Werkzeug oder Nadel an der Ecke anfangen klappt am Besten
- entwickelt man zu kurz verbleiben reste des ungehärteten Films und die Ätzung wird fehlerhaft., zu lange Entwicklung löst allerdings evtl feine Details und dünne Linien an. ca 1-1,5 min und gut spülen oder drüberlaufen lassen , einfach reinlegen und 1 min warten ist suboptimal.
- beim laminieren nicht zuviel wasser verwenden, keine grossen tropfen , die sind teilweise schwer wegzustreichen. - ich nehm nen parfümzerstäuber der ganz feinen Nebel macht.(Destilliertes Wasser verwenden!)
- Die Makke mit dem motiv sollte Lichdicht sein(ganz schwarz wenn mans gegen licht hält). Mit dem Laserdrucker wirds nicht dicht/schwarz genug man kann sich behelfen indem man evtl mehrere exakt deckungsgleich übereinanderlegt - ist aber suboptimal. Bessere Ergebnisse hab ich mit nem Epson Tintenstrahldrucker (einstellung T-shirt transferfolie und max. dunkel) Am Besten für extrem feine Motive ist aber ein Professioneller Reprofilm der ist 100% lichtdicht. Kann man machen lassen, kostet ca 7€ für 20x20cm. Die Belichtungsmasken sind natürlich vielfach wiederverwendbar.

Frei verfügbare schöne Motive gibts ja genug, sollte halt schwarz/weiss sein ohne graustufen. Graustufen kann man auch ätzen aber das ist dann insg. eine sehr sehr flache Ätzung da das "grau" verschwindet wenn man tiefer ätzt. Ich verwende zur Aufbereitung der Motive Corel Draw und konvertiere die Jpeg oder Bitmap Vorlagen zu Vektorgrafiken. Das hat den Vorteil dass diese Kantenschärfer (da keine Pixel) und frei skalierbar sind. je nach Motiv müssen evtl zu dünne Linien etwas verstärkt werden. Das Original vom "Panther und Hirsch" Motiv hab ich z.B ziemlich umgearbeitet.

Wie tief man ein bestimmtes motiv ätzen kann ist ein bischen Erfahrungssache. Generell gilt je feiner desto flacher. Das Gezeigte ist ca 0,36 -0,4mm tief. , reicht allemal damit sichs gut abhebt - für Emaille hätt ich z.B gern 0,5mm. Wie man sieht ists gerade an der Grenze wo die feinsten Linien gerade noch nicht der Unterätzung zum Opfer gefallen sind.
Unterätzung gibts auch beim Elektroätzen generell ist die aber etwas geringer als beim Stromlosen Ätzen da der Strom noch eine direktionale Kraft ausübt und nicht ganz so gern um die Ecke arbeitet.
Ich hab mal im Corel das Bemaßungstool bemüht und die feinsten Bereiche im Testmotiv sind so zw 0,13mm und 0,17mm Stark (Nicht die Spitzen). Also schon recht dünn. Ist man sich nicht sicher ob ein Motiv gut Ätzt machts evtl Sinn vorher ne Testätzung mit Kupfer oder Messing zu machen bevor man Silber verschwendet. Ich verwende die Ätztechnik halt schon ne Weile und kann mittlerweile ungefähr Abschätzen obs gut geht und wie tief und was man evtl verändern muss. Man muss ja auch nicht gleich mit dern Allerkompliziertesten Teilen anfangen...

Edit:

Für Photopolymerfilm gibts in D noch ne Adresse : [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
Hab ich pers keine Erfahrungen mit, sollte aber eigentlich auch gehen.Unterschied: Der film ist 50mikron Dick im gegensatz zu 12mikron vom puretch. Den entwickler/entschichter kauft man aber besser woanders, das ist nur Soda und gibts auch günstiger...Sollte sich jemand davon mal ne Rolle beschaffen wär ich gern zum Tausch ner kleinen Menge gegen den Puretch-film bereit.

Das Lange Gelaber hätt ich mir Sparen können :) , bei capefearpress gibbet auch nen Video wie man das verarbeitet...
Hier: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]

Hm, insgesamt wollt ich eigentlich gar nicht so viel schreiben, wenn ich den Thread so Überblicke ists doch ne ziemlich ausführliche Anleitung geworden, ich hoffe es langweilt nicht. Wenns jemanden Hilft freuts mich jedenfalls, hab ja auch schon genügend gute Tips von anderen hier gelesen und sollten dennoch Fragen offen sein dann Fragt halt :D
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #12
Hallo Ralph,

ich habe schon lange keinen Beitrag mehr gelesen, der mir so viel Spaß gemacht hat! Toll geschrieben, mit einem sehr großen Informationsangebot, einfach toll! Chapeau!
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #13
Also Ralph

Deine Anleitung ist geradezu perfekt. Hast dir eine enorme Mühe gemacht, da sag ich mal "Danke"!

Ich habe ein regelbares Netzgerät bis 30V, bis 2,5A. Ich denke das wird ideal sein. Bei einem zu ätzenden Schmuckstück (Anhänger bis 50mm, oder Ringtafel ca. 10mm), wie hoch meinst du wären Spannung und Strom einzustellen?
Freak
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Freak

 ·  #14
Ralph,

ich habe schon oft von diesem Press-n-Peel Blue Transfer Film (PnP blue) gelesen. Laserprinter habe ich zwar nicht, aber es gibt ja Copy-Shops. Dann bügelt man die Folie auf. Klingt für mich zunächst mal einfacher als Dein 'Puretch'. Hast Du davon gehört/das erprobt?

Deine ausführliche Beschreibung/Anleitung hat große Lust gemacht, die dank der Fehlversuche zurückgestellten Projekte doch wieder hervorzuholen. Da hast Du Dir viele auf Dich zukommende Fragen eingehandelt 😉

Sylvia
Ralph G
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Ralph G

 ·  #15
Danke für das Lob! Im Deutschsprachigen Raum gibts dazu bisher keine Anleitung - da hab ich mir einfach die Mühe mal gemacht.

Ja, regelbares Netzgerät ist schon ja schon Luxusausführung :) Spannung wie gesagt zw 1- 4 V nicht höher. Meist Ätze ich mit einem Computernetzteil an der 3,3V leitung (orange(+), schwarz(-) .
Der Maximalstrom der sich dann in der Zelle einstellt wird duch a)die Größe des Ätzteils(Fläche), B)den Abstand der elektroden und c)Die Leitfähigkeit des elektrolyten vorgegeben. a) kann man ja nicht verändern bei gegebenem motiv, c) ist auch festgelegt durch die Konz. der Lösung ,willst du dass mehr strom fließt kann man entweder noch B) variieren oder für weniger Strom die Spannung geringer einstellen da du ja ein regelbares Netzteil hast. Höher al 4V sollte man die Spannung nicht einstellen da zum einen das Finish der geätzten Oberfläche je gröber wird desto höher die Spannung und zum anderen durch hohe Spannungen parasitäre Nebenreaktionen gefördert werden die den Zerfall des Elektrolyten begünstigen. Kommerzielle Zellen zum Silberrecycling nach dieser Methode werden auch mit nicht mehr als 4V betrieben, damit dort mehr Strom fließen kann (z.B 10-30A/Zelle) und die Aufreinigung schneller geht wird dort mit sehr großen Elektroden im Din A 4 und mehr bereich gearbeitet.

Sowas in der Größe des gezeigten Beispiels , elektrodenabstand ca 2cm, fließen bei 3,3V ca 750-800mA max. -mehr geht nicht. Ätzzeit liegt dann im bereich ca 20-25min. Bei deinem 50mm Anhänger "passt mehr Strom durch" sozusagen, bei der 10mm Ringtafel dagegen deutlich weniger.
Man muss aber nicht immer mit "Full Power" Ätzen, gerade bei sehr detailreichen Motiven ists manchmal besser den Strom z.B mittels eines widerstandes auf einen niedrigeren Wert zu begrenzen und lieber eine etwas längere Ätzzeit in Kauf zu nehmen. Da ist die Gefahr dass man zu schnell zu tief ätzt und Details durch Unterätzung verloren gehen geringer. Da jedes Motiv Unterschiedlich ist und die Individuellen setups zum Ätzen sich unterscheiden können kann man jetzt schwer absolute Werte in form von soundso lange bei genau soundsoviel Ampere angeben.

Zur groben Abschätzung wie lange man ätzt für ne bestimmte Tiefe kann der angegebene Wert von 1Ampere für 1 Stunde = 4,0025g Silber aufgelöst dienen.

Im Grafikprogramm autocad gibts eine Funktion zur Flächenberechnung auch bei irregulären Objekten- Corel oder Photoshop hat sowas leider nicht.
aus der Fläche die es zu ätzen gilt und der gewünschten Tiefe berechnet man das Volumen welches entfernt werden soll und mit der bekannten Dichte Sterling Silber z.B 10,4g/cm³ ergibt sich dann das Gewicht .An deinem Netzteil (oder mit nem Amperemeter) kannst du ablesen wieviel Strom fließt bei ner bestimmten Spannung.
Jetzt ists ne einfache Rechenaufgabe die benötigte Zeit zum Ätzen rauszufinden.

1A löst in 1 Stunde 4,0025g wieviel Zeit brauchts bei z.B 500mA um 1,56g Silber aufzulösen

Verschachtelter Dreisatz, proportional, kennt man vielleicht noch aus der Schule.

Die Mühe mit der Rechnerei mache ich mir aber normalerweise nicht.... Ich nehms immer mal wieder raus, spüle kurz mit Dest. Wasser und wenn ich denke die Ätzung ist jetzt Tief genug lass ichs Gut sein. Hat man ein Paar Teile geätzt bekommt man irgendwann ein Gefühl dafür.

@ Sylvia, ja, PNP blue kenn ich, das ist im Grunde die angesprochene Toner-Transfer Methode nur dass man zum Transfer eben die speziellen PNP folie benutzt. Zum Toner transfer hab ich schon mal was geschrieben , am besten da nachschauen. Die Methode funktioniert gut wenn man sich mal damit eingearbeitet hat erfordert jedoch Anfangs einige versuche bis man die richtigen Parameter für den Transfer herausgefunden hat. Danach ists natürlich etwas weniger aufwendig als das Photolaminieren.
Da es aber so viele verschiedenen Druckermodelle gibt und die Tonerzusammensetzung je nach Hersteller auch variiert oder div Refills zum Einsatz kommen kann man vorher nur schwer sagen ob eine bestimmte Drucker/toner Kombi sowohl guten Transfer ergibt als auch ob und wie gut der Toner als Resist geeignet ist. Da hilft Anfangs eben nur ausprobieren ausprobieren ausprobieren...
Beide Methoden erfordern beim ersten mal eine gewisse Einarbeitungszeit - weder beim Toner -transfer noch bei der Photolamination waren meine allerersten Ergebnisse brauchbar. Ist der Transfer misslungen wäscht man das einfach wieder ab und probiert nochmal - misslingt die Ätzung weil z.B der Toner nicht fest genug aufgebügelt ist und sich ablöst hat man natürlich ein misslungenes Ätzteil.

Ich wünsche euch jedenfalls viel Erfolg! Hat man anfängliche eventuelle Hürden Überwunden jassen sich recht einfach schöne Teile mit beliebigen Mustern und Motiven herstellen die man dann weiterverarbeiten kann.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #16
Ich habe viel gelernt durch Deine Beiträge, Danke dafür. :-)
kath
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kath

 ·  #17
Sehr interessant, was du da schreibst.
Ich scharfe schon in den startlöchern und möchte das unbedingt auch ausprobieren. Warte noch, bis es nicht mehr ganz so heiss ist.
Im Grunde könnte man mit deiner Bauanleitung auch rhodinieren u vergolden, mit den entsprechenden Bädern...?
Ralph G
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Ralph G

 ·  #18
Nein, zum galvanischen Versilbern eignet sich eine Silbernitratlösung nicht. Das gibt keine fest anhaftende Abscheidung.
Galvanikbäder arbeiten meist mit einem Komplex-ion. Hat glaube ich was mit der Sudschicht zu tun. 95% aller Silberbäder beruhen auf Cyanid - das funktioniert am Besten und ergibt eine gute Beschichtung die sowohl glänzend als auch gut anhaftend in entsprechender Schichtdicke aufgebracht werden kann. Cyanidbäder sind aber giftig und gehören in die Hände von Profis mit entsprechender Sachkenntnis.
Die Cyanidfreien Silberbäder für den Hobbybereich beruhen meist auf Thiosulfat oder Pyrophosphat als Komplexbildner, ältere Rezepte geben auch Blutlaugensalz an.
Die Abgeschiedenen Silberschichten aus diesen Bädern erreichen aber wohl nicht die Qualität eines cyanidhaltigen Bades. Oftmals ist auch die Farbe des abgeschiedenen Silbers "off color" je nach dem was da wie zusammengemixt wurde. Gibt da wohl auch bessere und schlechtere.
Bin aber kein Galvanikspezi - da wissen andere sicher mehr.

Vor einiger Zeit bin ich mal über das Patent von R.Lacey gestolpert [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar] , das wäre evtl noch interessant. Der Elektrolyt setzt sich aus weitestgehend recht harmlosen Substanzen zusammen. Interessanterweise sind im Bad keine Metallsalze vorhanden, das abgeschiedene Metall kommt allein von der Anode. Nach Aussage des Patents kann mit dem selben Elektrolyten Kupfer, Messing, Zink, Nickel, Eisen, Silber und Gold abgeschieden werden je nach dem was man als Anode benutzt. (Natürlich jeweils ein frischen Ansatz für unterschiedliche Metalle) . Ob das so wirklich gut funktioniert und wie die Qualität der Niederschläge ist kann ich nicht sagen. Verkupfern, verzinken etc ist uninteressant - wenn das aber für Silber oder sogar für Gold funktioniert und wenigstens so gut wie die Cyanidfreien ist wärs natürlich schon ne Interessante Sache. Irgendwann teste ich das viell. auch mal aus reinem Interesse... 😉
Ralph G
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Ralph G

 ·  #19
Zum Abschuss jetzt mal das fertige Schmuckstück, damit man mal sieht was draus geworden ist.
Mit der schwarzen Patina war ich nicht so ganz glücklich, deshalb nochmal runter damit. Da mich das Motiv an Wasserwirbel und Strömungen Erinnert fand ich Blau ganz Passend und habs mit ner blauen Patina versehen. Kann man auch mit verd Schwefelleberlösung machen - Ich hab in dem Fall Blausud(Lüstersud) genommen da das für mich besser klappt und die Farbe haltbarer ist. Wachsen oder Zaponieren sollte man aber trotzdem, ist ja nur ne Patina. "Blausud" findet man noch in alten Büchern heute wird das kaum mehr eingesetzt da das Rezept giftige Inhaltsstoffe enthält. Für Unbedarfte ist das glaub ich nix deshalb geb ich da auch keins. Macht aber schöne Farben... :)


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steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #20
Whow! :super:
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #21
Mal wieder sehr toll geworden!
Da deine Entwürfe auch immer ästhetisch sehr ansprechend sind, - und ich mit Metallclay arbeite - drängt sich mir der Gedanke auf, so etrwas als Negativplatte zum Abdrücken der Muster für Clayschmuck zu verwenden.
Also wenn du ein einmal entworfenes Muster mit vertretbarem Aufwand replizieren kannst, das den Clayzubehörhändlern wie Metalclaystudios I. Wild oder Akisashop anzubieten.
Es gibt zwar schon geätzte Messingplatten, nur sind die vom Design vergleichsweise langweilig.
Ralph G
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Ralph G

 ·  #22
Danke nochmal an alle für das Lob! :oops: Ich denke schon dass sich ein Geätztes Blech auch als Musterplatte für clay eignen würde. Muss ja nicht Messing oder Kupfer sein, Edelstahl ginge ja auch. Wenn ich allerdings sehe für was die Schablonen so verkauft werden wäre die Slebst-Herstellung zum Verkauf wirtschaftlichgesehen eher nen Verlustgeschäft. Hab da allerdings nur Gummi und Edelstahlschablonen entdeckt. Der "Einkaufspreis" des Shops läge ja nochmal Deutlich unter dem für was die weggehen und rechnet man da Material und Zeit... , versteuern muss man das ja auch noch - nee, das lohnt nicht...

Da wäre ich sicher besser bedient wenn ich einfach nen Workshop zur Ätztechnik anbiete und die Leute sich danach die Teile selbermachen. :D Anleitungen wie das mit der Ätzerei geht hab ich ja schon genügend veröffentlicht - nen Kurs wär also auch nicht zwingend nötig...

Ätzen ist halt eigentlich ne schöne Technik finde ich, für die man auch nicht viel an Ausrüstung braucht, und kann recht vielseitig Eingesetzt werden für alles mögliche. Ich finds schön wenn der ein oder andere hier halt was dazu mitnehmen kann und sich bemüßigt fühlt evtl mal selber damit zu Experimentieren. Informationen dazu gibt es halt nicht allzu viel, ich hoffe ich konnte dazu beitragen dass da zumindest ein bischen Abhilfe geschaffen wurde:)

Ich hab noch nen Paar Ideen in Petto bezgl. Ätztechnik, eine davon wäre z.B die 3D Reliefätzung in Stahl für Gesenke, Stempel, Punzen etc ,mit denen ich nebenbei experimentiere - wenn das was brauchbares Ergibt stell ichs auch mal vor. Heutzutage wird ja eher viel mit CNC und Laser usw. gearbeitet aber die alten Techniken sind auch trotzdem noch für manches gut...
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #23
Zitat
Da wäre ich sicher besser bedient wenn ich einfach nen Workshop zur Ätztechnik anbiete und die Leute sich danach die Teile selbermachen.
Betrachte moch als angemeldet.
EaK
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EaK

 ·  #24
Hallo Ralph,

ganz herzlichen Dank für die Arbeit, die Sie sich gemacht haben all diese Infos zu schreiben. Erspart mir bestimmt einiges an schlechten Überraschungen.

Gerne lese ich auch Ihre anderen Beiträge.

Andrea
Hugobennasi
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Hugobennasi

 ·  #25
Hallo Ralph,
erstmal viiielen Dank für deine unglaublich detaillierte und hilfreiche Beschreibung dieses Themas! Ich habe schon so viel nach irgendwelchen Anleitungen und Antworten gegoogelt und nichts wirklich Gutes gefunden. Wenn ich dises Forum und deinen Post ein paar Wochen früher gefunden hätte, dann hätte ich mir ne Menge Arbeit unf Fehlversuche sparen können ;-)
Ich habe inzwischen auch schon ein paar Erfahrungen gemacht und möchte euch die nicht vorenthalten ...
1. ich verwende hauptsächlich die Toner Traasfer Methode, die auch bei der Leiterplattenherstellung genutzt wird. Hierfür habe ich mir recht günstige Tranasferfolien bei AMAZON bestellt (DAOKAI 100 Bögen für ~€15). Man muss dann allerdings wirklich etwas rumprobieren, bis man zufriedenstellende Ergebnisse bekommt. Bei mir hat es letzendlich geholfen nicht direkt aus Powerpoint zu drucken, sondern als PDF zu exportieren und dann aus Adobe zu drucken ... wird dann einfach schwärzer (denkt dran spiegelverkehrt zu drucken ;-)!
2. Dann ist es wichtig auszuprobieren welche Temperatur und Zeit man zum Übertragen auf das Silber benötigt. Ich habe mir den Haarglätter meiner Frau ausgeliehen und bei mittlerer Temperatur ca 3 Minuten mit ordentlich Druck aufgebügelt. Je nach Drucker und Papier kann das aber deutlich abweichen!
3. zum ätzen habe ich 10% ige Salpetersäure benutzt und bei 7V 3 Minuten geätzt (ich werde in Zukunft mal stärker verdünnen und mit niedrigerer Spannung versuchen)

Ich gebe zu, die Ergebnisse von Ralph sind besser, aber ich hoffe mit seinen Tips näher an seine Qualität ranzukommen ;-)
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Hugobennasi
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Hugobennasi

 ·  #26
... ich habe noch was wichtiges vergessen ...
um die Rückseite zu schützen könnt ihr einfach Paketklebeband benutzen und Nagellack funktioniert auch. Mit Nagellack oder mit wasserfestem Edding könnt ihr auch Korrekturen machen, wenn beim Transfer was nicht 100% ig geklappt hat.
Ausserdem kann man auch anstatt der Transfermethode direkt mit Nagellack arbeiten und das gewünschte Motiv in den angestrockneten oder getrockneten Nagellack reinkratzen ... (siehe Bild) ... ist dann nicht so filigran, hat aber auch seinen Reiz ;-)
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Ralph G
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Ralph G

 ·  #27
Freut mich wenn meine Anleitung weiterhelfen konnte. 3% hno3 reicht völlig,ist auch weniger Agressiv gegenüber dem Abdeckmaterial. Seit ich zur Photolaminatfilm gewechselt bin bleibt Toner transfer außen vor, die Ergebnisse sind halt einfach sowohl konsistenter als eben auch noch etwas besser. Bei TT hatte ich die besten ergebnisse mit Oracal651 plotterfolie. Abziehen - auf papier kleben- bedrucken - transfer(mit laminator)- 2-3min in Eiswasser einweichen - abziehen. wenn alles richtig(blech sauber,temperatur,laminierzeit) bleibt NIX vom toner an der folie zurück,alles! geht aufs metall. Der Eiswasser-Trick funktioniert auch mit manch anderen transfermedien,aber nicht mit allen.
Hugobennasi
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Hugobennasi

 ·  #28
Ich habe nochmal geschaut... meine Säure ist auch 3,5% ig... Hatte ich nur falsch in Erinnerung...
Waacom
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Waacom

 ·  #29
Das ist ja eine tolle Idee!
Morgen werde ich mir direkt mal eine neue Galvanik bauen und sie dazu missbrauchen 😁
Sehr ausführlich beschrieben, super Tips und vorallem klasse Ergebnisse erzielt.

Wie hast du deine Form auf das Blech übertragen Ralph? Auch in eine Schablone gepinselt?

Viele Grüße
Tim
Ralph G
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Ralph G

 ·  #30
das motiv hab ich mit ner lichtempfindlichen photopolymerfolie aufs blech übertragen, steht irgendwo weiter vorn im beitrag oder meinst du was anderes?
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