Á-jour sägen und Kader/Gader

 
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #1
Bin grad bei dem Spinnen-Broschen-Beitrag [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
über die alte - bald wohl vergessene - Technik
des á-jour sägens und des verkaderns/vergaderns
gestolpert und hab im Fallen;-) diese Seite gefunden: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
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Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #2
Zitat geschrieben von pontikaki2310

Bin grad bei dem Spinnen-Broschen-Beitrag [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
über die alte - bald wohl vergessene - Technik
des á-jour sägens und des verkaderns/vergaderns
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Übernehme ich 1:1 ins Werkstatt-Wochenbuch. Äääh...

Verkadert habe ich auch immer gerne, wenn ich nicht allzu verkatert war, und Luftkader habe ich auch als tolles Gestaltungselement empfunden.

A-jouren dagegen haben mir nie eingeleuchtet, weil, wie wir alle ja wissen bekommt der Stein sein Licht von oben und nicht von unten. Gut, mit der Zahnbürste kann man es besser reinigen, aber fassen hätte ich es mir ehrlich auch nicht getraut.
Was ist also der Sinn des Ganzen? Mein finsterer Verdacht geht dahin, dass der Geselle, der das machen musste ja von altersher eine Billigarbeitskraft war, und die paar gesparten Goldschnipselchen mehr wert waren als dessen Arbeitszeit. Kann man heute wieder so sehen, mehr als den gesetzlichen Mindestlohn ist man vermutlich nicht wert, und das ist schon toll - oder werden da etwa Fachkräfte gesucht, die man Jahrzehnte lang in andere Berufe vergrault hat? - und der Goldpreis ist hoch.
In Zeiten wie der letzten Jahrhundertwende mit dem billigen Gold allerdings vollkommen unverständlich.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Einen guten Grund sehe ich darin, dass das Schmuckstück von der Rückseite so schön sein soll wie von vorne. Materialspren wird wohl nebensächlich gewesen sein.

Und tatsächlich sind die echten alten Schmuckstücke wunderbar auf der Rückseite ausgearbeitet und die Replikas oft nur noch Alibi-Ajour gesägt.
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #4
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Einen guten Grund sehe ich darin, dass das Schmuckstück von der Rückseite so schön sein soll wie von vorne.


Seh ich genauso. Ich werd auch immer verwundert
gefragt, warum ich ein Schmuckstück, das ich gezeigt
bekomme, immer zuerst umdrehe und von hinten
betrachte. Das sagt einfach mehr über die QUALITÄT
einer Arbeit als die Schokoladenseite.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Im Kontrast dazu habe ich beim Zerlegen gesehen, dass wunderbare Schmuckstücke aus dem 17ten und 18ten Jahrhundert an den Stellen, die man "nicht" sehen kann, extrem roh gelassen wurden.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #6
Ja, gut, Schönheit von hinten, dafür aber doch ein erheblicher Aufwand. Um "schön" zu wirken muss es allerdings tadellos gearbeitet sein, und das sieht man dann seltener, denn was soll an so einer sägerauen Ajoure in mattem Blech schön sein? Das Titelfoto in Marions Link überzeugt mich jedenfalls nicht, hier hätte ich ordentliche runde Bohrlöcher -meinerwegen auch angefast- ästhetischer gefunden.
An ander Stelle finde ich diese Intention allerdings in der Neuzeit wieder. Amerikanische Schmuck- und Hobbyschmuckkünstler/innen, der Übergang ist dort fließend, geben sich oft reichlich Mühe, auch der Rückseite eine ansprechende und dekorative Optik zu geben.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #7
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Im Kontrast dazu habe ich beim Zerlegen gesehen, dass wunderbare Schmuckstücke aus dem 17ten und 18ten Jahrhundert an den Stellen, die man "nicht" sehen kann, extrem roh gelassen wurden.
Finde ich voll ok, Zeit war damals zwar noch nicht so Geld wie heute, aber Sinnloses lässt man sinnvollerweise sein.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #8
Zitat geschrieben von Silberfrau

Das Titelfoto in Marions Link überzeugt mich jedenfalls nicht

Liegt auch daran, daß die Ajouren normal so angelegt werden, daß nur ein feiner Steg dazwischen stehen bleibt. Auf dem Bild sind sie zu grob.

Die Rückseitengestaltung war eigentlich der Hauptgrund. Eben wie Heinrich sagte, daß ein schöner Rücken auch entzücken darf. Ich habs zumindest noch in der Lehre gelernt, auch daß die Fassungsrückseite gut ausschauen soll.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #9
Erlaubt ist, was den Kunden zum Kauf animiert. Und wenn es eine schöne Rückseite ist. Die ich nicht überbewerten würde, allerdings sollte sie schon ordentlich und nicht krass schludrig sein.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #10
Das waren meine ersten Übungen in der Lehre. Da war noch viel Luft nach oben. Bei der Schlußprüfung in der Schule mußten wir ein "Kuchenstück"-Dreieck rückseitig ausgestalten.

Aber so hat man zumindest auch gelernt, die Säge als Feile zu verwenden, ohne ein Bohrloch anzusägen.
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Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #11
Genau, es geht um das Muster, das auf der Rückseite entsteht und nicht um die raue Sägefläche.
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #12
Erstaunlich Anke, daß Du die Stücke noch hast;-)
Aber erinnert mich gleich an "meine Zeiten" in Hanau.... O-)
tatze-1
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tatze-1

 ·  #13
Zitat geschrieben von pontikaki2310

Erstaunlich Anke, daß Du die Stücke noch hast;-)
Aber erinnert mich gleich an "meine Zeiten" in Hanau.... O-)

hab eigentlich noch alle meine Übungsstücke aus der Goldschmiedeschule. Fressen ja kein Brot, ne, und passen alle in ne kleine Schachtel im DIN A6-Format. Nimmt also nicht viel Platz wech.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #14
Nur für den Fall, dass man mal eine/n Azubi/ne damit trietzen muss. Nä, hab da auch nur die Pflicht und keine Kür geübt.
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #15
Zitat geschrieben von Silberfrau

... Nä, hab da auch nur die Pflicht und keine Kür geübt.


Na ja, die Kür ham wir doch dann abends - an den
Mainufer-Wiesen hingelegt......
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 ·  #16
Bei manchem CAD Programm ist das á-jour als "Honeycomp" enthalten. Nicht ohne Grund - finden es doch viele Menschen schön (mich eingeschlossen). Als Lehrling habe ich mich gefragt, ob man die relativ rauen Flächen nicht schöner hinbekommen kann. Heute schneide ich die mit dem Stichel (wo es geht) hochglänzend. Wenn man es von Hand macht, kann sich der Zeitaufwand bei manchen Stücken verdoppeln, bei einigen sogar verdreifachen.

Ursprünglicher Sinn des ganzen? Da kann ich ebenfalls nur raten. Von Materialeinsparung bis hin zu Lichtausbeute (bei alten Schliffen?) ist wohl alles denkbar.


Eine Verkaderung kann technisch durchaus sinnvoll sein. Als Beispiel sei hier der klassische Anhänger an einer Kette genannt. Meinetwegen eine Gravurplatte, 1 mm stark, welche (wenn billig gemacht) an einer feststehenden Öse hängt. Das kippelt dann. Baut man einen Kader darunter, ist es machbar, mit Öse und Schlaufe zu arbeiten, wo dann nix mehr kippelt. Ist außerdem (auch von der Optik her) wertiger. Auch bei manchen Broschen/Nadeln bietet sich die Verkaderung an, um einen besseren Sitz auf der Kleidung zu gewährleisten.

Ich mag beides sehr (wenn es gut gemacht ist) und biete es auch meinen Kunden fortwährend an.
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #17
^_^ Ich habe jetzt gegooglet, nachgeforscht und gelesen, aber was ein Kader ist, weiß ich immer noch nicht. Kann mir das jemand auf einem Bild zeigen, bitte
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #18
Hilft das? [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
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 ·  #19
Grün markiert - Verkaderung
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Frangipani
 
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Frangipani

 ·  #20
Das mit den Durchbrüchen heißt auch Luftkader. Das gibt es dann auch ohne Durchbrüche und erweckt den Eindruck von massiverem Material. Bessere 3D Optik.
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #21
Vielen Dank euch allen - das hat geholfen :-)
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 ·  #22
Heute eher selten - die Anlehnung an die Architektur und den Zeitgeist. Eine Verkaderung ist ein häufig genutztes Stilelement. Kann den floralen oder filigranen Charakter eines Stückes unterstreichen und auch den Ausdruck des Glaubens darstellen (z. B. durch gotische Elemente).
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #23
1968 an der Hanauer Zeichenakademie "quälte" man uns
im 3. oder 4. Semester mit Kader-Übungen.
Es galt Schleifenbroschen aus dünnen Blechstreifen
herzustellen - ähnlich wie diese hier: [Links sind leider nur für eingeloggte sichtbar]
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Die gebogenen Blechstreifen mußten dann links & rechts und am
Ende zargenartig verkadert werden. An den Schleifenenden
wurde á-jour gesägt und in die Mitte kam ein kleines "Sträußchen"
von Fassungen, an denen man vorher das Chaton-Feilen geübt
hatte.....Gruuuuselig :ninja:
Aber die Frau Mama hat'se echt stolz lebenslänglich getragen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #24
Das üben mag gruselig sein. Wenn es aber mit Können und Liebe zu Detail gemacht ist, kann es fantastisch aussehen. Da trennt sich auch die Spreu (Imitationen, Fälschungen und lieblose Serienproduktion) vom Weizen (Goldschmiedearbeiten von echten Künstlern ihres Fachs).
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